- Aus der Community
Wie solidarisch macht uns der Diabetes?
4 Minuten
Wir sind viele und „Internet sei Dank“ finden wir leicht zueinander. Die Communitys boomen und mehr und mehr finden persönliche Treffen vor Ort statt.
Kontakte, bis hin zu Freundschaften, entstehen.
Schafft die Tatsache, an Diabetes erkrankt zu sein, bereits Solidarität? Nein, so ist das nicht, denn dazu sind wir alle zu individuell. Wir haben unsere Biografie, unterschiedliche Lebenseinstellungen und Erfahrungen.
Aber es gibt einiges, was uns verbindet.
Gelebte Solidarität durch praktische Hilfe untereinander
Unterwegs in einer anderen Stadt, Penkanülen oder Insulinpumpenkatheter zu Hause vergessen, das war früher eine echte Katastrophe. Heute ist das zwar immer noch nervig, aber die Chance, schnelle Hilfe über Mitglieder einer Community zu bekommen, ist groß. Oft passiert das innerhalb weniger Minuten, dass Hilfe angeboten wird. Menschen, die sich vorher nicht gekannt haben, helfen einander – da hat der Typ-1-Diabetes etwas, das verbindet. Da unterstützen wir uns gegenseitig, ohne zu zögern, ohne Wenn und ohne Aber. Das ist Solidarität zum Anfassen und fühlt sich richtig gut an!
Was habe ich damit zu tun – ist das meine Baustelle?
Mit dieser Frage zu reagieren, ist zunächst einmal ganz normal, wenn man mit einem Thema erstmalig konfrontiert wird. Mir fällt dazu eine Geschichte vor ca. 20 Jahren ein. Damals hatte ich erst frisch die Diagnose Typ-1-Diabetes bekommen und habe an einem bundesweiten Treffen von Menschen mit Typ-1-Diabetes teilgenommen. Ein großes Thema war dort, dass Schweineinsulin vom Markt genommen wird. Ich habe das zunächst nicht verstanden, denn ich war doch mit meinem gentechnisch herstellten Insulin bestens zufrieden. Warum wollten so viele das Schweineinsulin weiterhin benutzen? Erst in Gesprächen wurde mir klar, dass es um weitaus mehr ging als nur um eine Weigerung, auf andere Insuline umzusteigen. Es ging um Nebenwirkungen und Verzweiflung, wie es für die Anwender*innen weitergehen sollte, wenn das Schweineinsulin komplett vom Markt verschwindet. Obwohl ich selber nicht betroffen war, habe ich durch meine Unterschrift die entsprechende Petition für den Erhalt von Schweineinsulin unterstützt.
Mittlerweile haben wir das Jahr 2020. Vieles, was für uns als einzelner Mensch gut geregelt ist, z.B. genehmigte Insulinpumpe, rtCGM-System u.v.m., bedeutet für andere Anstrengung und Kampf mit Krankenkassen und MD (bisher: MDK). Hier können und sollten wir uns in an geeigneten Stellen solidarisch äußern und positionieren.
Sprache ist mir doch egal – oder haben wir sonst keine Probleme?
Die Frage, warum man statt von „Diabetikern“ von „Menschen mit Diabetes“ spricht, macht immer mehr die Runde. Einige sagen, das ist doch mal überhaupt kein Thema für mich, ist mir egal, macht mich auch nicht gesünder usw. Mich hat die Diskussion um diesen Punkt von Anfang an beschäftigt. Speziell die Tatsache, dass in sozialen Netzwerken teilweise nicht nur sehr kontrovers – was ja erst einmal positiv ist –, sondern auch sehr aggressiv diskutiert wird. Kritische Stimmen stellen die Frage, ob wir sonst keine Probleme hätten. Zum Glück ist es ja so, dass das Leben uns die Möglichkeit gibt, viele Themen parallel aufzugreifen. Nur weil man „Sprache“ zum Thema macht, heißt es nicht, dass alle anderen Themen unwichtig werden. Diejenigen, die von sich selbst als Diabetiker*in sprechen, wollen ebenso wenig auf ihre Erkrankung reduziert werden. Genau dort liegt unser gemeinsames Ziel, dass wir als komplette Persönlichkeiten mit all unseren Bedürfnissen von unserer Außenwelt wahrgenommen werden wollen.
Welche Rolle Sprache spielt und, vor allem, welche unterbewusste Wirkung Sprache hat, wird dabei oftmals unterschätzt. Mein Tipp: #languagematters wird auch im Blog von https://suesshappyfit.blog/ thematisiert.
Ziele in der Zukunft – Solidarität wird immer eine wichtige Rolle spielen
Neben der Verfügbarkeit und Nutzung von Insulinen, Hilfsmitteln und „Diabetestechnik“ muss es bei unserem gemeinsamen Engagement ebenso um Fragen des Alltags gehen. Es darf aufgrund unserer Diabeteserkrankung keine Benachteiligung mehr geben. Angefangen vom Besuch in der Kindertagesstätte für alle Kinder mit Typ-1-Diabetes bis hin, wie es uns später mal im Altenheim ergehen wird. Es werden sich im Laufe der nächsten Jahre und Jahrzehnte immer wieder Situationen und völlig neue Themen ergeben, die wir jetzt noch gar nicht „auf dem Schirm haben“.
Toleranz und Gelassenheit als Grundvoraussetzung
Mal ehrlich, wie tolerant und gelassen bin ich wirklich? Wenn ich in der Community, in den sozialen Medien was lese oder bei einem Diabetestreffen was höre, was zunächst mal nicht mit meinen Ansichten übereinstimmt – wie reagiere ich da?
Mir hilft es, wenn ich mir deutlich mache, dass es nicht meine eigene, sondern die Meinung des anderen ist. Ob oder inwieweit ich dann die Meinungen oder das Anliegen teile, ergibt sich dann meist durch die weitere Diskussion. Wenn es bei unterschiedlichen Sichtweisen bleibt, dann ist das so. Die Hauptsache ist, das der Umgang miteinander wertschätzend und freundlich bleibt. Um für uns Menschen mit Diabetes etwas zu bewegen, müssen wir nicht immer einer Meinung sein. In diesem Sinne lasst uns künftig ganz viel gemeinsam bewegen – Solidarität hat und braucht viele Gesichter!
#BSLounge-Autorin Antje (Gründerin von dem genannten Blog „Süß, happy und fit“) wurde vor kurzer Zeit für ihren Blogbeitrag über Diabetes und Sprache mit dem DDG-Medienpreis ausgezeichnet. Mehr dazu hier.
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 2 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 4 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 1 Woche
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig