Zunehmende Unterversorgung in Kliniken

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Zunehmende Unterversorgung in Kliniken

Patienten über 50 Jahre sollten bei einer stationären Aufnahme routinemäßig auf Diabetes gescreent werden – das fordert die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG). So könnten Komplikationen vermieden und Patienten sicherer behandelt werden.

Etwa jeder vierte Patient, der in Deutschland stationär in eine Klinik aufgenommen wird, hat Diabetes – und einige wissen bei der Klinik­aufnahme von ihrer Erkrankung noch nichts. „Dabei ist das Risiko für Komplikationen während eines Krankenhausaufenthalts bei Diabetes-Betroffenen höher als bei Menschen ohne Diabetes“, berichtet Prof. Dr. Baptist Gallwitz, Mediensprecher der DDG.

Während es insgesamt bei jedem sechsten Menschen zu Komplikationen infolge einer statio­nären Behandlung kommt, sei es unter Diabetes-Patienten sogar jeder vierte. Um Betroffene rechtzeitig zu identifizieren und somit adäquat behandeln zu können, empfiehlt die DDG daher ein allgemeines Dia­betes-Screening in Krankenhäusern bei allen Patienten über 50 Jahren.

Essenziell, diabetologische Mitbetreuung zu gewährleisten

Denn ein Diabetes kann die Therapie im Krankenhaus erheblich erschweren: Die Behandelnden müssen auf Wechselwirkungen von Medikamenten achten oder den Einfluss von Therapien und Operationen auf den Blut­zuckerspiegel berücksichtigen. „Bis zur Erstdiagnose leben Menschen mit einem Typ-2-Diabetes durchschnittlich sieben Jahre lang, ohne etwas von ihrer Erkrankung zu merken“, erklärt Prof. Dr. Dirk Müller-Wieland, Past-Präsident der DDG.

„In dieser Zeit können sich bereits starke Schädigungen an Herz, Nieren, Nerven und Gefäßen bilden.“ Daher sei es für den Therapieerfolg und einen sicheren Krankenhausaufenthalt essenziell, eine diabetologische Mitbetreuung bei allen betroffenen Patienten zu gewährleisten und so einen möglichen Zusammenhang zwischen den Erkrankungen zu erkennen, so Müller-Wieland.

Doch fehlen dazu inzwischen immer mehr diabetologische und internistische Betten in Kliniken. „Der Bereich fällt zunehmend dem Rotstift zum Opfer – obwohl der Bedarf durch den Zuwachs multimorbider internistischer Patienten steigt“, kritisiert DDG-Präsidentin Prof. Dr. Monika Kellerer. Eine Ursache sieht sie darin, dass den Krankenhäusern die gesamtheitliche Krankenversorgung im ambulanten sowie stationären Sektor kaum Geld einbringt.

Umfassende Maßnahmen erforderlich

Um die klinische Versorgung diabetologischer und multimorbider Patienten zu verbessern und auch künftig zu gewährleisten, fordert die DDG daher mehr eigenständige diabetologische Fachabteilungen in Kliniken, den Ausbau klinischer Lehrstühle mit bettenführenden Abteilungen an allen medizinischen Fakultäten und eine angemessene Finanzierung der sprechenden Medizin.

„Darüber hinaus müssen wir eine verzahnte und integrierte optimale Diabetestherapie bei mehrfacherkrankten Patienten sicherstellen – von der hausärztlichen über die ambulante fachdiabetologische Versorgung bis in die Kliniken“, betont Kellerer. Schließlich müssen auch diabetologische Weiterbildungen nichtärztlicher Berufsgruppen, wie der Diabetesberaterinnen und -berater, staatlich anerkannt werden.

„Nur mit diesen umfassenden Maßnahmen lässt sich die Versorgung dieser Patienten interdisziplinär und interprofessionell in Zukunft adäquat gestalten“, so Kellerer.


Quelle: Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) | Redaktion
Kirchheim-Verlag, Wilhelm-Theodor-Römheld-Straße 14, 55130 Mainz,
Tel.: (0 61 31) 9 60 70 0, Fax: (0 61 31) 9 60 70 90,
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Erschienen in: Diabetes-Journal, 2019; 68 (12) Seite 60-61

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