Diabetes 4.0 – vernetzte Daten für eine verbesserte Therapie

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© Roche Diabetes Care
Diabetes 4.0 – vernetzte Daten für eine verbesserte Therapie

Beim diesjährigen Diabetes Mediendialog 2017 von Roche Diabetes Care ging es um die neuen Möglichkeiten für die Diabetes-Versorgung, die durch die Digitalisierung geboten werden. Doch auch die Herausfoderungen und potentiellen Probleme, die dadurch entstehen, wurden diskutiert.

Die Digitalisierung ist die nächste große Chance auf eine nachhaltige Verbesserung der Diabetes Versorgung. Durch eine neue Verknüpfung und Nutzung von Diabetesdaten kann sie dazu beitragen, Zeit und Kosten zu sparen und damit mehr Platz für das Wesentliche in der Praxis zu schaffen: den Patienten und die Verbesserung seiner Therapie. Darüber war sich das interdisziplinäre Expertenteam beim Diabetes Mediendialog 2017 auf Schloss Hohenkammer einig.

Konsens herrschte auch darüber, dass auf dem Weg zu einer Diabetes-Versorgung 4.0 noch zahlreiche Herausforderungen zu bewältigen sind. So erfordern neue Technologien nicht nur neues therapeutisches Denken, sondern auch die entsprechenden Infrastrukturen und gesetzlichen Rahmenbedingungen. Bei aller Digitalisierung sei es aber wichtig, die Menschen nicht aus dem Blick zu verlieren: Ärzte und Patienten brauchen Werkzeuge, die sie motivieren und die Therapie im Alltag erleichtern, so die Experten.

Von rückblickenden Einzelwerten hin zu vorausschauenden Verläufen

Trotz aller Fortschritte bleiben die Ergebnisse der Diabetes-Versorgung heute immer noch hinter den Möglichkeiten zurück, konstatierte Lars Kalfhaus, Geschäftsführer Roche Diabetes Care, Mannheim. Diabetes 4.0, verstanden als eine neue Nutzung und bessere Verknüpfung therapierelevanter Daten, könne die Diabetes-Versorgung grundlegend verändern, erfordere aber gleichzeitig auch neue Denkmuster, so Kalfhaus.

So müsse man von einer rückblickenden, auf einzelne Blutzuckerwerte konzentrierten Betrachtung, hin zu einer vorausschauenden, auf Kurven und Zusammenhänge gerichteten Sichtweise kommen, forderte er. “Mehr Zeit im Zielbereich” sei der neue patientennahe Qualitätsparameter für eine solche digitalisierte Diabetes-Versorgung. Für die Gestaltung der digitalen Zukunft seien alle Versorgungsteilnehmer mit ihrer jeweiligen Expertise gefragt, betonte Kalfhaus.

Roche Diabetes Care beteiligt sich aktiv an der Weiterentwicklung von Versorgungsstrukturen, die es dank Digitalisierung ermöglichen, die Therapiequalität nachhaltig zu verbessern und Kosten im Gesundheitswesen zu senken”, so Kalfhaus abschließend.

Innovative Wege für die Entwicklung digitaler Produkte

Einen innovativen Weg, wie die Expertise von Diabetes-Betroffenen in die Entwicklung digitaler Angebote einfließen kann, zeigte Kevin Röhl, Berlin. Er stellte das Co-Innovation Lab vor, ein von Roche Diabetes Care initiiertes Projekt, bei dem sechs IT-affine Menschen mit Diabeteshintergrund gemeinsam und mit Unterstützung des Unternehmens kreativ an neuen digitalen Lösungen wie Chatbots oder Onlinespielen für die Schulung arbeiten.

“Wir konnten Synergien aus unserem technischen Hintergrund und unseren täglichen Erfahrungen mit Diabetes nutzen. So haben wir innerhalb von nur drei Monaten 12 Projekte entwickelt, die auch für unseren persönlichen Alltag eine Erleichterung darstellen”, erläuterte Röhl seine Motivation.

Matthias Steine: Therapiemotivation digital unterstützen

Wie wichtig Erleichterung im Alltag für eine gute Stoffwechseleinstellung ist, betonte auch der Olympiasieger im Gewichtheben und Typ-1-Diabetiker Matthias Steiner: “Die besten digitalen Systeme bringen nichts, wenn den Menschen mit Diabetes die Motivation fehlt, sich für ihre Gesundheit zu engagieren. Denn ohne die Mitarbeit des Patienten funktioniert der ganze Diabetes-Kreislauf nicht.” Gerade bei den Motivationsdauerbrennern Ernährung und Bewegung könne die Digitalisierung Patienten unterstützen und zu mehr Prävention und besserer Therapie beitragen.

Mit www.steinerprinzip.com – als klassisches Buch bereits ein Ratgeber-Beststeller – zeigte Steiner ganz konkret, wie ein Online-Tool dank Videos oder individuell angepasster Empfehlungen zu mehr Bewegung und gesünderer Ernährung motivieren kann.

Klassische Messung mit digitaler Erweiterung: Potenzial noch nicht ausgeschöpft

Aus Sicht von Dr. Jörg Simon, Fulda, ist es außerdem wichtig, dass auch die klassische Blutzuckermessung die Digitalisierung miteinbezieht. “Die breite Masse der Patienten misst nämlich noch immer auf herkömmlichem Weg. Dafür benötigen sie Geräte, die die Blutzuckermessung im Alltag leichter machen und die gleichzeitig erlauben, die Vorteile von digitalen Lösungen voll zu nutzen.”

Als Beispiel führte Simon das neue Accu-Chek Guide-Blutzuckermessgerät an, das über viele praktische Details für eine leichtere Handhabung verfügt, wie eine innovative Teststreifenbox, eine breitere Blutauftragsfläche oder einen beleuchteten Teststreifeneinschub. Gleichzeitig ermöglicht die eingebaute Bluetooth-Schnittstelle einen einfachen Datentransfer in Apps, Online-Lösungen oder die Accu-Chek Smart Pix-Software in der Praxis.

“Wir haben das Potenzial der klassischen Blutzuckermessung definitiv noch nicht ausgeschöpft”, fügte Simon hinzu. “Mit einer strukturierten Messung, digital unterstützter Dokumentation und Analyse, sowie den entsprechenden Ableitungen daraus können wir therapeutisch immer noch viel erreichen.”

CGM: Besserer Umgang mit mehr Daten in der Praxis

Dr. Dieter Braun, Trier, stellte am Beispiel CGM-Systeme die Frage, ob mehr digitale Daten tatsächlich ein Segen oder ein Fluch für die Diabetesbehandlung seien. Denn obwohl Langzeit CGM-Systeme wie Eversense einen ähnlichen Technologiesprung darstellten wie der Wechsel von Urin- zu Blutglukosemessung vor 30 Jahren, müsse die Masse an produzierten Daten angemessen weiterverarbeitet werden.

“Es ist enorm wichtig, dass CGM-Anwender und auch Ärzte in der Lage sind, die Glukosewerte richtig zu interpretieren und auch kritisch zu hinterfragen”, so Braun. Sinnvolle Dokumentations- und Auswertungstools, wie die neue Accu-Chek SmartPix 3.0-Software, seien daher unerlässlich. Gerade bei sehr vielen unterschiedlichen Daten, beispielsweise auch aus Insulinpumpen, sei es entscheidend, die Informationen schon gut vorstrukturiert aufgebreitet zu erhalten, so Braun.

Neue Strukturen für einen erfolgreichen digitalen Wandel

“Der digitale Wandel erfordert ein Umdenken in allen Bereichen”, resümierte Dr. Thomas Solbach, Frankfurt. “Wir werden durch das Plus an qualitativ hochwertigen und personalisierten Daten einzelner Patienten die Qualität der Versorgung weiter verbessern – bei gleichzeitiger Effizienz des Systems.” Allerdings seien auch Anreize für Ärzte dringend notwendig, um die Angebote der Digitalisierung in den Praxisalltag zu integrieren.

Zudem müsse die Sicherheit bei der Datenerhebung, -weitergabe und -speicherung dauerhaft gewährleistet werden. Hier sei insbesondere die Politik gefragt, die einen aktiven Dialog mit relevanten Stakeholdern des Gesundheitswesens führen und die nötigen gesetzlichen Rahmenbedingungen schaffen müsse. “Nur wenn alle Beteiligten – egal ob in Fachverbänden, Kassen, Unternehmen oder Politik – hier zusammenarbeiten, ist der Weg zu einer neuen und besseren Diabetes-Versorgung 4.0 erfolgreich zu beschreiten”, so Solbach.


Quelle: Pressemitteilung von Roche Diabetes Care

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  • sveastine postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes und Psyche vor 1 Woche

    hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid

    • mayhe antwortete vor 1 Woche

      Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid

    • Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike

  • stephanie-haack postete ein Update vor 1 Woche, 1 Tag

    Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂

    Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/

  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

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