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If you can dream it, you can do it – mein Weg in die USA
5 Minuten
[Dieser Beitrag enthält unbeauftragte Markennennung.]
„Mit Diabetes kannst du alles machen, der schränkt dich nicht ein.“ Der Satz ist so wohl nicht ganz richtig. Ja, man kann alles machen. Nur manche Dinge erheblich schwerer. Eines dieser Dinge ist Auswandern bzw., wie in meinem Fall, eine Reise ins Ausland, die die übliche Urlaubszeit überschreitet.
Bye-bye Deutschland
Ich bin jetzt 25, mit meinem Studium fast fertig und nun beginnt der richtige Ernst des Lebens für mich. Arbeit suchen, erste eigene Wohnung, Familienplanung. Aber will ich das alles? Will ich jetzt schon einen anständigen Bürojob, meine Abende auf der heimischen Couch verbringen und am Wochenende meine Eltern besuchen? Ich wollte doch immer die Welt sehen, fremde Kulturen kennenlernen und was erleben!
Klar kann man noch die Welt sehen, wenn man älter ist und auf „eigenen Beinen steht“ – sogar besser, als wenn man noch studiert. Aber da ist der springende Punkt. Ich wollte nie einfach nur zum Urlaub irgendwo hin, in 14 Tagen Schnelldurchlauf ein Land sehen, Sehenswürdigkeiten abklappern und dann wieder heim. Nein, ich wollte was lernen. Ich wollte Kulturen kennenlernen, neue Menschen kennenlernen, mit Aufgaben wachsen. Wie das alles genau laufen sollte, da wollte ich mir drüber Gedanken machen, wenn es so weit ist. Also JETZT.
The American Dream
Also habe ich mich im Sommer 2018 für das Cultural Representative Program von Disney beworben. Während des Programms lebt man ein Jahr lang in Florida und arbeitet für den Epcot Park. Als ich meine Bewerbung abgeschickt hatte, hatte ich die Befürchtung, sofort aussortiert zu werden. Auf das Programm bewerben sich bestimmt so viele Leute, da habe ich doch gar keine Chance. Und dann kam die Einladung zum Interview nach Frankfurt. Und innerhalb einer Woche hatte ich meine Zusage für Orlando. Im Mai soll es losgehen.
Während meine künftigen Kollegen schon ihre „Bucket Lists“ schrieben, sich darüber unterhielten, welcher Appartement-Komplex doch am schönsten ist und welchen Disney-Park man als Erstes besucht, hatte ich ein Riesenproblem. Das Diamonster, oder besser gesagt, wie versorge ich mich in den USA!
Diabeteskosten in den USA
Über Insulinkosten in den USA kursieren die wildesten Gerüchte.
Es gibt relativ günstiges „Human Insulin“ bei Walmart zu kaufen. Problem daran ist, dass die Wirkdauer erheblich länger ist als bei Insulinanaloga.
Mein Diabetesmanagement könnte dadurch schwieriger werden, die Flexibilität wäre geringer. In einem Job, in dem sich die Schichten täglich ändern, in einem fremden Land mit anderen Lebensumständen ist das fast unmöglich.
Drüben alles aus eigener Tasche zu bezahlen, ist keine Option!
Schnellwirksame Insulinanaloga wie z.B. NovoRapid können schon mal gut und gerne mehrere hundert Dollar kosten pro Fläschchen. Hinzu kämen Kosten für CGM und Pumpe.
Während das für manche Luxus ist, habe ich beides natürlich auf Grund von medizinischen Indikationen. Genauer gesagt ein Dawn-Phänomen und eine Hypoglykämiewahrnehmungsstörung. Auf Pumpe und CGM für ein Jahr zu verzichten, funktioniert für mich einfach nicht.
Krankenversicherung im Ausland
Am einfachsten wäre es natürlich, wenn ich eine Versicherung finde, die zu denselben Konditionen arbeitet wie meine Krankenversicherung in Deutschland. Das kommt genauso häufig vor wie die Sichtung eines rosafarbenen Einhorns. Nämlich gar nicht! Wenn ich Deutschland verlasse und hier keine Beiträge mehr zahle, muss die Krankenkasse natürlich auch nicht mehr leisten!
Zwar gibt es Auslandskrankenversicherungen, diese zahlen aber alle nur im Notfall. Das deckt keine Regeluntersuchungen oder Medikamentenversorgung bereits bestehender Erkrankungen ab.
Bei privaten Krankenversicherungen sieht das schon anders aus. Genauso anders sehen die Beiträge aus. Da wird man dann gut und gerne mal 500€ aufwärts für einen Monat los, wenn man eine private Krankenversicherung findet, die einen nimmt mit Typ-1-Diabetes. Geld, das ich bei 10$ Stundenlohn nicht habe.
Ähnlich ist es übrigens bei einer Krankenversicherung direkt in den USA und auch die unternehmenseigene Krankenversicherung von Disney schließt die Versorgung von bereits bestehenden Erkrankungen aus.
Ich packe meine Koffer…
… und nehme mit: Insulin, Teststreifen, CGM und Patch-Pumpen für ein Jahr. Diese Alternative klingt nicht schlecht. Ist in der Praxis aber schwer umzusetzen. Grundsätzlich verschreibt ein Arzt Medikamente für ein Quartal, im extremen Fall für ein halbes Jahr. Das liegt daran, dass der Arzt natürlich immer die Notwendigkeit der Medikamente prüfen muss beim Quartalscheck.
Klar! Am Diabetes ändert sich nichts mehr. Aber hinter dieser Regelung steckt ein komplexes rechtliches Wirrwarr und wer schon mal eine Insulinunverträglichkeit hatte oder eine Pflasterallergie, weiß auch, wie schnell sich an der Versorgung etwas ändern kann.
Bei Hilfsmitteln wie CGM und Patch-Pumpe kommt natürlich immer die Haltbarkeit dazu, die meistens kurz bemessen ist, da die Batterien im Transmitter oder der Pumpe nicht ewig halten.
Ich dachte trotzdem, ich versuche das Ganze, und rief meinen Arzt und meine aktuelle Krankenkasse an und fragte nach, ob es möglich wäre, alles für ein Jahr in die USA mitzunehmen.
Die Antwort: Ja, aber…
Mein Arzt würde mir die Rezepte ausstellen, jedoch ist dann das Problem, dass meine aktuelle Krankenkasse ab dem Zeitpunkt, in dem ich das Land verlasse, alles wieder zurückfordern kann, weil ich ja im Normalfall keine Beiträge mehr zahle.
Wir haben eine Lösung
Im letzten Versuch fragte ich bei meiner Krankenkasse an, wie es denn aussieht, wenn ich mich freiwillig in Deutschland weiter versichere. Also einen Mindestbeitrag von rund 180€ zahle bzw. meine Studentenbeiträge, solange ich noch immatrikuliert bin. Da ich meine Bachelorarbeit in den USA schreiben werde, passt das ganz gut.
Das Ganze läuft jetzt also wie folgt ab: Ich versichere mich freiwillig weiter in Deutschland. Das gewährt mir, dass ich trotzdem einen Anspruch auf meine Hilfsmittel und Medikamente in Deutschland habe. Mein Arzt darf mir weiter Rezepte ausstellen, ggf. mit vorheriger Sichtung bzw. Gespräch über Skype, durch Atteste eines dort ansässigen Arztes, den ich dann selbst bezahlen muss oder ich fliege für ein paar Tage in die Heimat.
Nach mehreren Gesprächen mit meinen Versorgern für CGM und Insulinpumpe konnte ich jetzt einen Jahresvorrat an Patch-Pumpen, einen Halbjahresvorrat an CGM und Insulin und Teststreifen für ein halbes Jahr horten. Das fliegt alles mit in die USA und den Rest muss ich dann eben holen kommen 😉
In diesem Sinne: Amerika, ich komme!
Weltenbummler Michi ist ein alter Hase, was das Reisen mit Diabetes angeht: Neues Jahr, neues Land, neue Motivation!
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 3 Tagen, 11 Stunden
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 1 Woche, 5 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 2 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 5 Tagen, 6 Stunden
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 1 Woche, 6 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 3 Tagen, 6 Stunden
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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