Pilot-Studie: Insulin aus dem Bauchfell

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Pilot-Studie: Insulin aus dem Bauchfell

Ärzte haben einer Patientin mit langjährigem Typ-1-Diabetes Zellen aus der Bauchspeicheldrüse eines Spenders eingesetzt. Dort im Bauchfell-Gewebe übernahmen diese sogenannten Langerhans-Inseln die Funktion der Bauchspeicheldrüse und produzierten Insulin. Entsprechend stabilisierte sich der Blutzucker und die Patientin konnte zwölf Monate lang auf Insulin-Spritzen verzichten. Über diese Ergebnisse einer US-amerikanischen Pilotstudie berichten Diabetologen im ‚New England Journal of Medicine‘.

Bei einer Inselzelltransplantation werden die aus Bauchspeicheldrüsen verstorbener Spender isolierten Langerhans-Inseln bisher meist über die Pfortader in die Leber des Empfängers eingebracht. Die Leber – als lebenswichtiges Organ – ist jedoch nur bedingt geeignet für die Beherbergung der Inselzellen; es kann zu Leberentzündungen, Blutungen oder anderen schweren Komplikationen kommen. Aus diesem Grund suchen Forscher nach alternativen Geweben zur Ansiedelung transplantierter Inselzellen.

Aus Bauchfell wird Bauchspeicheldrüse

Das sogenannte ‚große Netz‘ (lat. Omentum majus) ist ein fettgewebsreicher Teil des Bauchfells, der vom Magen ausgehend schützend über dem Dünndarm liegt. Für Operateure ist es per Schlüssellochtechnik durch die Bauchdecke leicht zugänglich. Aufgereinigte Langerhans-Inseln werden mit körpereigenem Blutplasma vermischt und auf das große Netz des Empfängers aufgebracht. Ziel ist, dass die Inselzellen vom Körper in das Bauchfellgewebe eingebaut werden und dort die Insulinproduktion aufnehmen.

Eine 43-jährige Frau mit langjährigem Typ-1-Diabetes, die häufig an plötzlich auftretenden Unterzuckerungen litt, war die erste Patientin einer Pilotstudie mit dieser Technik. Bei ihr setzte bereits wenige Tage nach der Operation die Insulinproduktion ein. Nach 17 Tagen konnte sie aufhören, Insulin zu spritzen und kommt seither bereits über ein Jahr ohne Insulin-Injektionen aus. Ihr Blutzuckerspiegel hat sich stabilisiert, die starken Schwankungen treten nicht mehr auf. Ihr HBA1c liegt mit 6,0 Prozent im Normbereich.

Lebenslange Unterdrückung des Immunsystems

Der Nachteil: das Immunsystem des Empfängers erkennt die transplantierten Zellen als fremd. Um Abstoßungsreaktionen zu vermeiden, müssen Patienten nach solchen Eingriffen lebenslang Medikamente (sog. Immunsuppressiva) einnehmen.

Geeignet ist die Transplantation von Langerhans‘schen Inseln hauptsächlich für Menschen mit Typ-1-Diabetes, die unter häufigen und schweren Entgleisungen wie Unterzuckerungen leiden und mit herkömmlichen Methoden (Insulin-Spritzen, Insulinpumpen) nicht gut zu behandeln sind. Aufgrund der Nebenwirkungen durch die lebenslange Immunsuppression müssen die Vor- und Nachteile jeder Behandlungsmethode sorgfältig abgewogen werden.

Die Ergebnisse dieser US-Studie, die im New England Journal of Medicine publiziert wurden, geben erste Hinweise darauf, dass mit dem ‚großen Netz‘ eine geeignete Struktur zur Ansiedelung transplantierter Langerhans-Inseln zur Verfügung steht. Ob die Methode auch sicher und langfristig erfolgreich ist, wird die Zukunft zeigen.


Quelle: Pressemitteilung des Diabetesinformationsdienst München

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  • gingergirl postete ein Update vor 4 Tagen, 6 Stunden

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

  • hexle postete ein Update vor 5 Tagen, 10 Stunden

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

  • tako111 postete ein Update vor 1 Woche, 1 Tag

    Fussschmerzen lassen leider keine Aktivitäten zu!

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