- Aus der Community
Sicherheitskontrolle aus der Hölle
4 Minuten
Mitte September musste ich aus familiären Gründen für ein paar Tage zurück nach Deutschland. Für jemanden wie mich, der normalerweise alles durchplant und auf alles vorbereitet ist, eine ganz neue Herausforderung. Wie es das Schicksal will, lief natürlich nicht alles glatt.
„Vorbereitung“
Meine Vorbereitungszeit betrug drei Tage. Während ich normalerweise vor dem Urlaub oder einer Reise alles Nötige sortiere, vorpacke und Atteste besorge, blieb diesmal keine Zeit für das alles. Außerdem würde ich nur mit Handgepäck reisen, was die Sache wenigstens ein bisschen vereinfachte. Da ich nur für eine Woche fliegen würde, musste ich auch keinen großen Vorrat an Pods und Sensoren mitnehmen.
Inzwischen dachte ich auch, dass Horrorstorys von abgenommenen Pumpen, Bombentest und stundenlangen Verzögerungen in der westlichen Zivilisation nicht mehr vorkommen…
Von Orlando nach Berlin
Also machte ich mich auf den Weg zum Flughafen. Es sollte von Orlando über Manchester nach Berlin gehen. Gesamtreisezeit 18 Stunden und 20 Minuten. Nicht gerade entspannt, aber so spontan leider nicht anders möglich.
Mein Zwischenstopp in Manchester betrug etwas über 5 Stunden. Eigentlich genug Zeit zum Umsteigen.
Doch es fing schon damit an, dass ich in Manchester nicht eher als 3,5 Stunden vor meiner Abflugzeit einchecken konnte, was meine Umstiegszeit verkürzte. Zusätzlich fing mein Blutzucker langsam, aber kontinuierlich zu steigen an, weil ich mich bei meinem schnellen Frühstück anscheinend verschätzt hatte. Darum wollte ich mich allerding in Ruhe im Sitzen nach der Sicherheitskontrolle kümmern. Normalerweise bin ich immer die Erste an der Security-Kontrolle, falls es doch mal länger mit dem Diabetes dauern sollte. Diesmal erwies sich das als schlau.
Sicherheit über alles
Anscheinend nehmen es die Briten nämlich ganz genau mit ihrer Sicherheit. Die Sicherheitskontrolle in Manchester am Flughafen ist augenscheinlich erst mal nicht anders als an jedem anderen Flughafen auch. Handgepäck durch den Scanner, Gürtel und alle Elektrogeräte aus den Taschen und ab durch den Bodyscanner.
So weit, so gut. An den Tap-Down hatte ich mich schon gewöhnt, weil die Bodyscanner normalerweise auf Pumpe oder CGM oder beides anschlagen. Auch ein Abstrichtest bezüglich Sprengstoff ist nichts Spektakuläres. Worauf ich nicht vorbereitet war, war das schier endlose Durchsuchen meines Handgepäcks. Nach der Leibesvisitation sah ich schon eine gewaltige Menschenmenge, die auf ihr Gepäck wartete. Warum, wurde mir schnell bewusst. Jede zweite bis dritte Box wurde von dem Gerät direkt an die Detailkontrolle weitergegeben. Als ich um die Ecke bog, um mich in die Schlange einzureihen, sah ich hinter dem Schalter, der mit 3 Beamten besetzt war, schon mindestens 20 dieser grauen Boxen stehen. Ziemlich am Ende meine Mickey-Mouse-Tasche.
Und wir warten und warten und warten
Wie es leider immer ist, wenn man in Eile und nervös ist, dauert es am längsten. Andere Koffer wurden vor meinem vorgezogen, weil nicht wirklich ein System hinter der Kontrolle steckte. Ich hatte das Zeitgefühl verloren, da ja Handy und Smartwatch mit in meiner Reisetasche steckten. Nach einer gefühlten Ewigkeit war ich dann doch bereit, die Masterkarte Diabetes auszuspielen. Ich ging also zu einer der Security-Beamten und versuchte ihr zu erklären, dass Medikamente, die ich jetzt benötigen würde, in meiner Tasche sind. Das war ja sogar nicht mal gelogen. Ziemlich unbeeindruckt führte die Dame die Kontrolle des aktuellen Koffers weiter gemächlich durch und machte sich dann auf zu meiner Reisetasche.
Der Koffer fährt Karussell
Als Erstes riss ich mein Handy an mich, um meinen Gewebezucker zu checken. Wofür ich böse Blicke der Security Dame erntete. Der Wert war schon über 250 mg/dl (13,9 mmol/l) und stieg noch. Allerdings hoffte ich, dass das Ganze relativ schnell abgehakt sein würde und ich mir in Ruhe einen Bolus geben könnte. Meine Zeit bis zum Abflug betrug knapp über eine Stunde.
Nachdem ich ihr also meinen ganzen Tascheninhalt inklusive Klamotten, Schminke, Tablet, Reisedokumente und Diabeteszubehör offenbart hatte, teilte sie alles in drei Boxen auf und schickte es erneut durch den Scanner. Mein Tablet, Schminke und die Reisedokumente durfte ich wieder an mich nehmen. Den Rest leider nicht.
Wie sich rausstellte, schaffte es die Tasche nicht auf die richtige Seite, da ich in der Seitentasche Babybrei im Quetschbeutel gegen eine „Hypo“ dabeihatte. Als sie mir diesen abnehmen wollte und ich mit ihr argumentierte, wollte sie ein Attest sehen, das ich natürlich diesmal in der Eile vergessen hatte einzupacken. Als ich ihr sagte, dass es in Orlando auch keine Probleme gab, reagierte sie nur mit einem Schulterzucken.
Weiter ging es mit meinem Sugarcase, der zuerst auf Sprengstoff getestet wurde und dann noch zweimal durch den Scanner geschickt wurde, bis wir dann endlich die Lösung hatten, dass er auf die Insulinampulle im Pen anschlug, welcher deshalb in eine Extra-Plastiktüte musste, um noch einmal durch den Scanner zu gehen.
Ende gut, alles gut
Am Ende habe ich meinen Flieger nach Berlin doch noch knapp erwischt, mit einem Zuckerwert von über 350 mg/dl (19,4 mmol/l) und der Lektion, die ich daraus lernte, dass selbst mit der besten Vorbereitung Horrorgeschichten manchmal nicht vermieden werden können. Und dass ich nie wieder über Großbritannien fliege.
Auch Lea war mit dem Diabetes im Gepäck in den USA. Wie sie ihren Trip geplant hat und ob alles glatt lief, erzählt sie in ihrem Beitrag Meine USA-Reise – Tipps und Tricks für einen Roadtrip mit Diabetes!
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 5 Tagen, 3 Stunden
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 6 Tagen, 22 Stunden
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 4 Tagen, 22 Stunden
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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