Wenn der CGM-Sensor heftig juckt

3 Minuten

Wenn der CGM-Sensor heftig juckt

Jede Kanüle eines Insulinpumpenkatheters und jeder Sensor eines CGM-Systems ist ein Fremdkörper für den Körper. Auch jedes Pflaster, das zur Befestigung eingesetzt wird, erkennt der menschliche Körper als nicht zu ihm gehörig. Ob und wie er auf diese Fremdkörper, die sich jeweils mehrere Tage im Körper und auf der Haut befinden, reagiert, variiert. Oft treten Symptome erst nach einiger Zeit auf.

Reaktionen auf Kanülen und Sensoren fürs kontinuierliche Glukosemessen (CGM) können eine leichte Rötung sein, ein milder Juckreiz – oder eine heftige Entzündung, ein kaum zu ertragendes Jucken. Das Hauptproblem stellen offenbar die Pflaster bzw. deren Klebstoffe dar; Studien gibt es dazu kaum, aber viele Berichte von Anwendern der Systeme. Die Pflaster haben eine schwierige Aufgabe: Sie sollen lange genug und fest haften, aber sie sollen nicht die Haut reizen.

Leichte Hautreaktionen gehen weg

Nicht lange braucht es, bis die Haut Irritationsreaktionen zeigt. Das Abdecken eines Hautgebiets, das den normalen Hautstoffwechsel stört, zum Beispiel die Regulation der Feuchtigkeit, führt zu einer leichten Entzündungsreaktion. Diese ist erkennbar an der leichten Rötung, die aber nach Entfernen des Pflasters wieder weggeht. Ein Wechsel der Legestelle von Kanüle oder Sensor, der sowieso empfohlen wird, hilft hierbei. Dieser Wechsel verhindert außerdem, dass es zu Fettgewebswucherungen, also Lipohypertrophien, kommt.

Körper erkennt Pflaster als Gefahr

Eine Kontaktallergie hingegen entsteht meist nach wiederholtem Gebrauch nach Wochen bis Jahren – ist sie aber einmal entstanden, bleibt sie lebenslang, und nur ihre Symptome sind behandelbar.

Wie entsteht eine solche Allergie vom verzögerten Typ? Voraussetzung ist, dass der Körper etwas, das eigentlich harmlos ist, als gefährlich einstuft. Diesen gefährlichen Stoff versucht der Körper, mit bestimmten Abwehrzellen zu zerstören, was die Rötung, möglicherweise Bläschen und das Jucken an der Haut zeigen.Hat das Immunsystem diesen Stoff einmal als gefährlich gespeichert, reagieren die Zellen bei jedem erneuten Kontakt mit dem Versuch der Zerstörung.

Bei manchen Stoffen bleibt die “falsche” Immunreaktion nicht auf diesen beschränkt, sondern kann sich auf weitere Stoffe ausweiten – eine Kreuzallergie entsteht. Welche Substanzen in den Pflastern der Katheterkanülen und der CGM-Sensoren die Hautreaktionen auslösen, muss im Einzelfall geklärt werden; oft sind es laut Experten die Klebstoffe – jene, die das Pflaster auf der Haut befestigen, sowie jene, die das Pflaster mit dem Medizinprodukt verbinden.

Pflaster unter Pflaster kann helfen

Was können Patienten tun, die mit stärkeren Irritationen und Allergien auf die Pflaster reagieren? Akute Linderung bringen kortisonhaltige Salben, aber sie sind eigentlich keine Dauerlösung. Einen Versuch wert sind Hautschutzsprays, die man vor dem Aufkleben des Pflasters auf die Haut sprüht. Problem dabei: Auch diese Hautschutzsprays können genau die allergieauslösenden Substanzen enthalten – man muss also ausprobieren, ob es funktioniert.

Berichtet wird von Diabetikern selbst auch über Versuche, unter das Pflaster des Medizinprodukts ein anderes Pflaster zu kleben, zum Beispiel Kinesio-Tapes oder spezielle Sportler-Tapes, Fixomull, Transparentverbände, Blasenpflaster, Silikonpflaster und andere. Möglich sind auch Pflaster, die Menschen mit künstlichem Darmausgang verwenden, um den Beutel zum Auffangen des Stuhls zu befestigen (Stomapflaster). Wichtig dabei ist: Keine dieser Methoden wurde bisher in Studien ausführlich getestet, die meisten Empfehlungen kommen von Betroffenen oder Behandlern.

Creme unter Pflaster schmieren

Ein anderer Tipp ist, allerdings auch ohne Studienbeleg, eine Creme unter das Pflaster zu schmieren, mit der sonst Hautekzeme behandelt werden, z. B. doch eine Kortisoncreme oder eine Creme mit Pimecrolimus (Handelsname: Elidel). Beide Cremes sind aber nur in Rücksprache mit dem behandelnden Arzt einzusetzen.

Abfallende Pflaster

Ein ganz anderes Problem sind Kanülen- oder CGM-Pflaster, die nicht auf der Haut halten. Gerade im Sommer, wenn man stärker schwitzt, oder grundsätzlich beim Sport, kann das ein Problem sein. Auch hier gilt: Studien gibt es nicht, aber viele Experimente von Betroffenen. Zum Beispiel kann in diesem Fall helfen, zwischen Haut und Pflaster den Hautschutzfilm Skin-Prep einzusetzen. Die gleiche Funktion erfüllt Mastisol. Besonders schweißarm und damit besser zum Befestigen eines Pflasters bekommt man die Haut auch durch Einsatz eines Deodorants an der Klebestelle.

Fazit

Es ist schwierig, Studien durchzuführen, welches Verfahren bei Hautreaktionen bzw. Allergien und bei Klebeproblemen am besten hilft. Hier helfen Tipps von Betroffenen und Behandlern weiter, von denen viele in Internetforen und -blogs zu finden sind.

Schwerpunkt Pumpe, CGM, FGM: Experten-Tipps

von Dr. med. Katrin Kraatz

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2017; 66 (8) Seite 22-23

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Ähnliche Beiträge

Beschränkungen der Lebensmittel-Werbung: Großbritannien macht’s vor

Beschränkungen der Lebensmittel-Werbung: Großbritannien macht's vor | Foto: Paul - stock.adobe.com

3 Minuten

Kolumne „Fernweh“: Auf nach „Gartanien“?

Kolumne „Fernweh“: Auf nach „Gartanien“? | Foto: NikahGeh, idea - stock.adobe.com

2 Minuten

Community-Beitrag

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Community-Frage

Mit wem redest du
über deinen Diabetes?

Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Community-Feed

  • cesta postete ein Update vor 2 Tagen, 7 Stunden

    Hallo zusammen, ich habe eine Frage an euch. Ich habe seit 4 Jahren Typ 1 LADA und bisher nur mit Basalinsulin ausgekommen. Seit 3 Wochen muss ich nun auch zu jeder Mahlzeit Humalog spritzen. Für die Berechnung wiege ich immer alles ab. Könnt ihr eine App empfehlen, die bei der Berechnung der Kohlenhydrate unterstützt? Oder habt ihr andere Tipps wie man sich daran gewöhnt? Ich wiege bisher alles ab und kann mir gar nicht vorstellen, dass ich mir das zukünftig merken kann bzw. wie ich die Kohlenhydrate schätzen kann. Vielen lieben Dank für eure Hilfe! Liebe Grüße, Christa

    • Hallo cesta, ich habe gute Erfahrungen mit der WETID App gemacht. Hier erhältst du für fast alle Lebensmittel BE – Werte. Man kann auch das Portionsgewicht eingeben und erhält dann die entsprechenden BE’s.
      Die App mit Werbung war bisher kostenlos. App ohne Werbung und im Abo ist besser.

      LG von kw = Kurt mit Diabetes Typ 3c

    • Hallo Christa! Ich verwende die FDDB app. LG Sarah (Lada)

  • hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid

    • Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid

    • Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hallo Heike, oh da hast du aber auch viel geschafft. Ja ich habe die Kinder mit Diabetes bekommen und meine Kinder sind 26,25,23 und bald 19 🥰….und wie du hoffe bald wieder fit zu sein. Beruflich wechsle ich jetzt vom Kinderhospiz wieder in die Krippe da es dort vorausschaubarer ist als im Schichtdienst. In der Hoffnung der Diabetes lässt sich dort wieder besser einstellen. Eigentlich sollte ich auch die Ernährung wieder umstellen, das weiß ich aber es fällt mir so schwer. Wie ist das da bei dir. Was machen deine Werte ? Viele Grüße Astrid

    • @sveastine: Hallo liebe Astrid, sag mal kann es sein, daß du in den Wechseljahren bist? Ich habe meine schon hinter mir, aber das war zuckertechnisch eine der schwierigsten Zeiten, weil ständig alles durcheinander war. Damals war ich allein 2 x in der Diabetes Klinik Bad Mergentheim zum Anpassen innerhalb von 3-4 Jahren. Die Hormonwirkungen waren der Wahnsinn. Jetzt ist es wieder deutlich ruhiger. Was hast du eigentlich für eine Versorgung? Pen? Pumpe? Insulin? Sensor?
      Ich habe die Tandem tslim mit Sensor und Novorapid. Und das ist für mich der game changer gewesen. Seitdem werden die zuckertechnischen Anstrengungen auch mit guten Werten belohnt. Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hi, ja ich bin in den Wechsel Jahren schon eine ganze Weile und nehme Hormone. Das ist denke ich ist der Hauptgrund der Schwankungen, aber das geht schon seit ca 3 Jahren so, was doof ist. Ich hab das gleiche System wie du tslim und Dexcom, trotzdem schwierig.aber für Bad Mergentheim lt. Diabetologe zu gut um die Genehmigung dafür zu bekommen 🤷🏻‍♀️

    • @sveastine: Das ist ja witzig, das du dieselbe Versorgung hast. Also bist du da optimal versorgt. Jetzt verstehe ich deinen Frust. Nach den Behandlungen in Bad Mergentheim war es wenigstens eine Weile besser. Warst du schon mal in Reha wegen dem Zucker? Ist zwar nicht Bad Mergentheim, aber manche Rehakliniken machen das wohl echt gut. Du musst “nur” darauf achten, dass sie ein spezielles Angebot für Typ1er haben. Ich war 2019 in der Mediclin Klinik Stauffenberg, Durlach. Das war okay. Am wichtigsten fand ich den Austausch mit den Mitpatienten. Aber natürlich ist der Aufwand für dich bei 4 Kindern für 3 Wochen, sehr hoch. Und eine Garantie dafür das dann länger besser läuft gibt es nicht. Ich fand es aber immer wichtig, den zuckertechnischen Input und die Solidarität zu erfahren. Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Nicht Durlach, sondern Durbach.

  • Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂

    Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/

Verbände