Schutzschirm gegen Stress: Resilienz ist das „Immunsystem der Seele“ – und man kann sie trainieren!

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Schutzschirm gegen Stress: Resilienz ist das „Immunsystem der Seele“ – und man kann sie trainieren! | Foto: photoschmidt – stock.adobe.com
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Schutzschirm gegen Stress: Resilienz ist das „Immunsystem der Seele“ – und man kann sie trainieren!

Den „Treffpunkt Diabetes online“ des DDB gibt es auch in diesem Jahr wieder mit spannenden Themen. Anfang des Jahres war der Psychologe Prof. Dr. Bernhard Kulzer aus Bad Mergentheim zu Gast. Er sprach über die Bedrohung durch Folgeerkrankungen als Stressfaktor für Menschen mit Diabetes. Und er zeigte auf, wie wir dem Stress entgegenwirken können.

„Das Gespenst der Folgeerkrankungen ist eine ständige Belastung im Alltag von Menschen mit Diabetes“, sagte Bernhard Kulzer, einer der Leiter des Forschungsinstituts Diabetes-Akademie Mergentheim (FIDAM). Das Gemeine an der Sorge und Angst vor Folgeerkrankungen sei, dass Menschen die Wirkungen ihres Handelns im Alltag nicht direkt spüren können.

Sei es Therapie, Sport oder Ernährungsverhalten: „Der Gewinn für das, was wir jetzt tun, liegt in einer unbestimmten Zukunft.“ Zudem ist der Zusammenhang zwischen dem Handeln im Jetzt und dem Auftreten einer Folgeerkrankung unsicher. „Diese Unsicherheit macht die Sorge vor Folgeerkrankungen so virulent“, sagt der Psychologe.

Gleichzeitig kann das Wissen um mögliche Folgen des Diabetes auch Motivation liefern. „Die Angst vor Folgeerkrankungen ist die wichtigste Motivationsquelle für das anstrengende Management des Alltags mit der Grunderkrankung.“

Balance finden zwischen Sorge und Sorglosigkeit

„Entscheidend ist das Ausmaß der Sorge“, brachte Bernhard Kulzer es auf den Punkt. Jüngere Menschen leben zum Beispiel häufig eher sorglos, was im Umgang mit einem Diabetes auch eine Gefahr darstellen kann. Zu viele Sorgen dagegen können ein erhöhtes Risiko für psychische Belastungen bedeuten.
Die Rate an Depressionen liegt bei Menschen mit Diabetes etwa doppelt so hoch wie beim Durchschnitt der Bevölkerung.

Befördert wird das Auftreten der psychischen Erkrankung nicht selten von Stress. Im Alltag belastet Menschen mit Diabetes besonders die Angst vor Blutzucker-Schwankungen und hohen Glukosewerten. „Was dahintersteckt, ist auch das Wissen um die langfristigen Auswirkungen der Schwankungen, also die Sorge vor Folgeerkrankungen“, erklärte Bernhard Kulzer.

Resilienz lässt sich trainieren

Was hilft also, dem Stress entgegenzuwirken und sein Leben selbstbestimmt und möglichst angstfrei zu gestalten? Einen Schutzschirm namens Resilienz stellte der Psychologe und Experte in Sachen Diabetes den Teilnehmenden an diesem Abend vor. „Resilienz ist sowas wie das Immunsystem der Seele“, erklärte er. Die Eigenschaft schützt Menschen vor allzu schweren Auswirkungen negativer Einflüsse aus ihrer Umwelt. Und die gute Nachricht: Resilienz lässt sich trainieren.

Eine Grundsäule der Resilienz ist die Akzeptanz der eigenen Krankheit. Das ist leicht gesagt, wenn die Glukosewerte einem den Start in den Tag vermasseln, die Insulinpumpe spinnt und die Support-Hotline unerreichbar ist oder wenn der Diabetes zu Ausgrenzung und zwischenmenschlichen Konflikten beiträgt. Es gibt aber Strategien, die eigene Akzeptanz auszubauen, die jede und jeder Betroffene erlernen kann.

Um Resilienz zu stärken und zu erhalten, ist auch die Selbstfürsorge wichtig. „Es gilt, eine gute Balance zwischen den Anforderungen des Alltags und Zeiten der Entspannung für sich selbst zu finden“, sagte Bernhard Kulzer. Und auch das kann man lernen! Ausgeruht und entspannt kann man mit auftretenden Problemen gelassener umgehen und konstruktive Lösungen finden.


Erschienen in: Diabetes-Anker, 2025; 73 (7) Seite 60-61

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  • carogo postete ein Update vor 2 Tagen, 14 Stunden

    Hallo zusammen! Ich habe mich mit einer Freundin über die Rezepte in der Zeitschrift unterhalten und wir haben uns gefragt, was es eigentlich konkret mit den Nähwertangaben und der Unterscheidung zwischen Kohlenhydraten und anrechnungspflichtign KH auf sich hat?

    • Das wüsste ich auch gerne.

    • Liebe Carogo,
      anrechnungspflichtige KH sind Kohlenhydrate, die den Blutzuckerspiegel erhöhen. Es gibt auch KH, die nicht direkt blutzuckersteigernd wirken und damit für die Insulintherapie nicht oder nicht voll angerechnet werden müssen, wie bspw. Ballaststoffe oder KH, die nur sehr langsam den Blutzucker beeinflussen.
      VLG
      Gregor aus der Diabetes-Anker Redaktion

    • @gregor-hess: danke für die Antwort! Könntest du hierfür mal Beispiele nennen?

  • cesta postete ein Update vor 1 Woche, 5 Tagen

    Hallo zusammen, ich habe eine Frage an euch. Ich habe seit 4 Jahren Typ 1 LADA und bisher nur mit Basalinsulin ausgekommen. Seit 3 Wochen muss ich nun auch zu jeder Mahlzeit Humalog spritzen. Für die Berechnung wiege ich immer alles ab. Könnt ihr eine App empfehlen, die bei der Berechnung der Kohlenhydrate unterstützt? Oder habt ihr andere Tipps wie man sich daran gewöhnt? Ich wiege bisher alles ab und kann mir gar nicht vorstellen, dass ich mir das zukünftig merken kann bzw. wie ich die Kohlenhydrate schätzen kann. Vielen lieben Dank für eure Hilfe! Liebe Grüße, Christa

    • Hallo cesta, ich habe gute Erfahrungen mit der WETID App gemacht. Hier erhältst du für fast alle Lebensmittel BE – Werte. Man kann auch das Portionsgewicht eingeben und erhält dann die entsprechenden BE’s.
      Die App mit Werbung war bisher kostenlos. App ohne Werbung und im Abo ist besser.

      LG von kw = Kurt mit Diabetes Typ 3c

    • Hallo Christa! Ich verwende die FDDB app. LG Sarah (Lada)

    • @kw: Vielen lieben Dank für den Tipp!

    • @moira: Vielen lieben Dank für den Tipp!

  • hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid

    • Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid

    • mayhe antwortete vor 3 Wochen

      Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hallo Heike, oh da hast du aber auch viel geschafft. Ja ich habe die Kinder mit Diabetes bekommen und meine Kinder sind 26,25,23 und bald 19 🥰….und wie du hoffe bald wieder fit zu sein. Beruflich wechsle ich jetzt vom Kinderhospiz wieder in die Krippe da es dort vorausschaubarer ist als im Schichtdienst. In der Hoffnung der Diabetes lässt sich dort wieder besser einstellen. Eigentlich sollte ich auch die Ernährung wieder umstellen, das weiß ich aber es fällt mir so schwer. Wie ist das da bei dir. Was machen deine Werte ? Viele Grüße Astrid

    • @sveastine: Hallo liebe Astrid, sag mal kann es sein, daß du in den Wechseljahren bist? Ich habe meine schon hinter mir, aber das war zuckertechnisch eine der schwierigsten Zeiten, weil ständig alles durcheinander war. Damals war ich allein 2 x in der Diabetes Klinik Bad Mergentheim zum Anpassen innerhalb von 3-4 Jahren. Die Hormonwirkungen waren der Wahnsinn. Jetzt ist es wieder deutlich ruhiger. Was hast du eigentlich für eine Versorgung? Pen? Pumpe? Insulin? Sensor?
      Ich habe die Tandem tslim mit Sensor und Novorapid. Und das ist für mich der game changer gewesen. Seitdem werden die zuckertechnischen Anstrengungen auch mit guten Werten belohnt. Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hi, ja ich bin in den Wechsel Jahren schon eine ganze Weile und nehme Hormone. Das ist denke ich ist der Hauptgrund der Schwankungen, aber das geht schon seit ca 3 Jahren so, was doof ist. Ich hab das gleiche System wie du tslim und Dexcom, trotzdem schwierig.aber für Bad Mergentheim lt. Diabetologe zu gut um die Genehmigung dafür zu bekommen 🤷🏻‍♀️

    • @sveastine: Das ist ja witzig, das du dieselbe Versorgung hast. Also bist du da optimal versorgt. Jetzt verstehe ich deinen Frust. Nach den Behandlungen in Bad Mergentheim war es wenigstens eine Weile besser. Warst du schon mal in Reha wegen dem Zucker? Ist zwar nicht Bad Mergentheim, aber manche Rehakliniken machen das wohl echt gut. Du musst “nur” darauf achten, dass sie ein spezielles Angebot für Typ1er haben. Ich war 2019 in der Mediclin Klinik Stauffenberg, Durlach. Das war okay. Am wichtigsten fand ich den Austausch mit den Mitpatienten. Aber natürlich ist der Aufwand für dich bei 4 Kindern für 3 Wochen, sehr hoch. Und eine Garantie dafür das dann länger besser läuft gibt es nicht. Ich fand es aber immer wichtig, den zuckertechnischen Input und die Solidarität zu erfahren. Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Nicht Durlach, sondern Durbach.

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