Initiative des Paritätischen Gesamtverbands: Eckpunkte für eine zukunftsfähige Selbsthilfe

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Initiative des Paritätischen Gesamtverbands: Eckpunkte für eine zukunftsfähige Selbsthilfe | Foto: melita - stock.adobe.com
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Initiative des Paritätischen Gesamtverbands: Eckpunkte für eine zukunftsfähige Selbsthilfe

Der Paritätische Gesamtverband hat am 25. April 2025 in Berlin Eckpunkte für eine zukunftsfähige Selbsthilfe verabschiedet. Diese sollen künftig in die politische Lobbyarbeit eingebracht werden, um die Bedeutung der Selbsthilfe langfristig zu sichern.

In Ausgabe 4/2025 des „Diabetes-Anker“ hatten wir bereits ausführlich dargestellt, warum Selbsthilfe und Paritäter zusammengehören. Heute berichten wir über eine neue Initiative des Paritätischen Gesamtverbands: Die am 25. April 2025 in Berlin vom Verbandsrat auch mit Unterstützung der DDF verabschiedeten „Eckpunkte für eine zukunftsfähige Selbsthilfe“ werden künftig aktiv in die politische Lobby-Arbeit gegenüber Bundesregierung, Krankenkassen sowie Ländern und Kommunen eingebracht.

Faktenlage: Millionen engagieren sich – meist unterschätzt

Laut Bundesministerium für Gesundheit (BMG) und Nationale Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe (NAKOS) engagieren sich rund 3 Mio. Menschen in der Selbsthilfe – ehrenamtlich für Menschen mit chronischen Erkrankungen, Behinderungen oder psychosozialen Belastungen und deren Angehörige. Damit leistet Selbsthilfe eine unersetzbare Ergänzung der professionellen Gesundheitsversorgung. In bis zu 100.000 Gruppen befassen sich Menschen mit gesundheitlichen und sozialen Themen.

Organisiert ist die Selbsthilfe in Strukturen wie Selbsthilfe-Organisationen – z. B. Deutsche Diabetes Föderation oder Deutsche Rheuma-Liga – sowie in zahlreichen Kontaktstellen. Ihre gesellschaftliche Bedeutung wird oft unterschätzt – auch, weil es ihr an gemeinsamer Stimme mangelt. Zum Vergleich: 1,3 Mio. Menschen engagieren sich in den Freiwilligen Feuerwehren – mit starker Interessenvertretung im Deutschen Feuerwehrverband. Es geht hier nicht um ein Gegeneinander, sondern darum, die Relevanz der Selbsthilfe sichtbar zu machen.

Drei Bedrohungs-Szenarien: Warum jetzt gehandelt werden muss

Warum braucht es nun eine politische Neupositionierung der Selbsthilfe? Der Paritätische sieht drei zentrale Bedrohungs-Szenarien:

  1. Die Selbsthilfe droht zum „Lückenfüller“ für Personalmangel im Gesundheitswesen und für den Abbau von Klinik-Kapazitäten zu werden.
  2. Demografischer Wandel und das Entstehen neuer, auch Krankheits-übergreifender Selbsthilfegruppen führen zu wachsenden Anforderungen an Selbsthilfe-Strukturen. Der Bedarf nach hauptamtlich geleiteten und ehrenamtlich begleiteten Gruppen wird stark wachsen.
  3. Kürzungen durch öffentliche Haushalte gefährden die Selbsthilfe, während die Förderung nach § 20h SGB V in der jetzigen Struktur nicht mehr zeitgemäß ist und den steigenden Bedarf – v. a. an hauptamtlicher Unterstützung – nicht mehr decken wird.

Die Eckpunkte: sechs zentrale Forderungen

Deshalb hat der Paritätische Gesamtverband in seinen Gremien Eckpunkte entwickelt, also konkrete Forderungen an Politik, Gesellschaft und Kostenträger:

  1. Selbsthilfe als Pflichtaufgabe der öffentlichen Hand etablieren.
  2. Die Selbsthilfe strukturell stärken.
  3. Niederschwellige und transparente Vergabe von Fördermitteln sicherstellen.
  4. Interessenvertretung der Patientinnen und Patienten gezielt fördern.
  5. Ehrenamtliches Engagement nachhaltig stärken.
  6. Selbsthilfe in der digitalen Gesundheitsversorgung fest verankern.

Ausblick: Breite Unterstützung und nächste Schritte

Sowohl die Konferenz der überregionalen Mitgliedsorganisationen als auch der Verbandsrat als oberstes Entscheidungsgremium des Paritätischen haben diese Eckpunkte diskutiert und beschlossen. Jetzt gilt es, diese Forderungen auf allen Ebenen mit Nachdruck zu vertreten.

Das Eckpunktepapier kann per E-Mail beim DDF-Bundesverband angefordert werden: info@ddf.de.com


von Leonhard Stärk, Vorsitzender des Vorstands (DDF), Mitglied des Verbandsrats des Paritätischen Gesamtverbands

Erschienen in: Diabetes-Anker, 2025; 73 (7) Seite 63

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