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Wenn man sich dafür entschieden hat, eine Insulinpumpe zu beantragen, steht man schnell vor einer wichtigen Entscheidung: Welche Pumpe nehme ich?
Als kleine Hilfe habe ich euch einen Vergleich der Pumpenmodelle Schlauchpumpe (MiniMed Veo bzw. 640G) und Patchpumpe (mylife OmniPod) zusammengestellt.
Beide Pumpen habe ich jeweils etwa 1 Jahr lang getragen.
#1 Unauffälligkeit/Tragemöglichkeiten:
Der Pod kann an so ziemlich jeder Körperstelle (Ober- und Unterarm, Hüfte, Bauch, Ober- und Unterschenkel etc.) gesetzt werden und ist so leicht zu verstecken.
#2 Individualisierbar:
Die meisten Podträger/innen werden zu richtigen Künstlern: Mit Nagellack, Lackstiften, Stickern, Glitzer und Klebe-Tattoos bewaffnet verwandeln sie ihre Pods in kleine Meisterwerke.
Einige Shops bieten auch Aufkleber oder wiederverwendbare Hüllen für die Pods an.
Bei Einschalten des PDMs wird der Nutzer außerdem mit seinem Namen begrüßt.
#3 Kein Schlauch:
Durch den fehlenden Schlauch sind nächtliche Verwicklungen schlichtweg unmöglich und auch das Hängenbleiben (inklusive gelegentlichen Rausreißens des Katheters) am Schlauch fällt hier weg.
Außerdem werden Verstopfungen schnell erkannt, da sich der Druck nicht erst im Schlauch aufbauen muss, sondern nur in der 6 mm langen Kanüle.
#4 Wasserdicht:
Beim Schwimmen oder Duschen muss der Pod nicht entfernt werden – bis zu einer Tiefe von 7,60 m und einer Dauer von 1 h ist er garantiert wasserdicht.
#5 Fernbedienung:
Für Bolusabgaben muss die Pumpe nicht erst umständlich aus der Tasche gefummelt werden: Blutzucker am PDM (der Steuereinheit des OmniPods) messen und mit wenigen Klicks die Bolusabgabe starten. Auch alle anderen Einstellungen der Pumpe werden über den PDM geregelt.
Das Menü ist selbsterklärend und einfach.
#6 Alles in einem:
Der Pod kommt in kleinen Packungen, in denen eine Einwegspritze zum Füllen des Pods mit Insulin und der Pod selbst enthalten sind. Der PDM sorgt für ein automatisches Entlüften des gefüllten Pods und per Knopfdruck wird die Teflonkanüle in der Haut platziert, sodass eine zusätzliche Stechhilfe nicht notwendig ist.
#7 Kaum Überhitzung/Erfrierung des Insulins:
Da der Pod direkt am Körper getragen wird, ist eine Zerstörung des Insulins durch Hitze oder Kälte relativ unwahrscheinlich – das Insulin nimmt die Temperatur des Körpers an.
#8 Weniger Hemmungen:
Ich persönlich habe mich anfangs nur zu einer Insulinpumpe durchringen können, weil der Pod auch mal leicht zu verstecken sein würde und ich immer Hemmungen vor einem großen, klotzigen Ding hatte, das mit einem Schlauch an mir hängen würde. Mit dem Pod waren für mich diese Hemmungen abgebaut.
#1 Ungenaue Abgabe:
Untersuchungen des Pods haben ergeben, dass die Insulinabgabe teilweise ungenau ist. Ich selbst habe das leider auch oft gemerkt, andere haben damit keine Probleme.
#2 Liegedauer:
Die Anzahl der Pods, die pro Jahr verschrieben werden dürfen, ist begrenzt. Deshalb soll/muss der Pod auch über die gesamte Zeit von 3 Tagen gesetzt bleiben.
Wer Katheter prinzipiell nach zwei Tagen wechseln muss oder möchte, um Entzündungen oder Gewebeveränderungen vorzubeugen, kann das mit dem Pod nicht tun.
#3 Technische Probleme:
Leider kam es bei mir häufig vor, dass Pods ausgelaufen sind, sie viele Alarmmeldungen hatten oder sich aus unerklärlichen Gründen deaktiviert haben.
Solche Pods können jedoch reklamiert werden.
#4 Nicht abkoppelbar:
In der Sauna, unter dem MRT oder direkt unter der Sonne haben auch Pods nichts zu suchen. Für solche Fälle können sie jedoch leider nicht abgekoppelt werden.
#5 Ohne PDM unbrauchbar:
Wer seinen PDM zu Hause vergisst, hat schlechte Karten. Denn eine Bolusabgabe über den Pod selbst ist nicht möglich.
#6 Auslesesoftware:
Die Auslesesoftware ist sehr unübersichtlich und als Ersatz zum Tagebuchführen ungeeignet.
#7 Keine Katheterwahl:
Sollte sich eine Teflonallergie bemerkbar machen, kann man mit dem Pod nicht auf Stahlkatheter umsatteln. Auch die Länge und der Winkel der Katheter bleiben natürlich immer gleich.
#8 Keine CGMS-Kompatibilität:
Leider ist der OmniPod nicht mit einem CGM koppelbar.
#9 Knubbelig:
Da der Pod selbst mehr von der Haut absteht als ein Katheter, bleibt man gern mal damit am Türrahmen hängen. Unter enger Kleidung zeichnet er sich recht schnell ab.
#10 Blickdicht:
Der Pod ist „blickdicht“, das heißt, man kann nicht erkennen, ob wirklich alle Luftblasen aus dem Reservoir heraus sind.
#11 Reservoirgröße:
Mit maximaler Füllmenge von 200 E reicht der Pod vielen nicht für ganze 3 Tage.
#1 Tragemöglichkeiten:
Eine Schlauchpumpe bietet den Vorteil, sie jederzeit woanders „hinversetzen“ zu können. Nervt sie nachts am Hosenbund, legt man sie einfach neben sich ins Bett oder schiebt sie in einen Tragegurt.
#2 Abkoppelbar:
Die Pumpen lassen sich jederzeit abkoppeln. Ob zum Sport, für ein heißes Entspannungsbad oder den Saunabesuch. Einige Schlauchpumpen sind auch bereits wasserdicht, sodass sie trotzdem auch beim Schwimmen dranbleiben können (Animas Vibe, MiniMed 640G).
#3 Steuerung:
Um einen Bolus abzugeben, muss man nicht zwangsläufig eine Fernbedienung mitnehmen. Alle Einstellungen lassen sich über die Pumpe selbst steuern. Einige Schlauchpumpen bieten jedoch zusätzlich eine Fernbedienung an (AccuChek Insight, MiniMed Veo).
#4 Variabilität:
Bei jeder Schlauchpumpe können unterschiedliche Katheter (Teflon/Stahl, Längen, Winkel) und Schlauchlängen gewählt werden. So ist für jeden Anlass etwas Passendes zu finden.
Durch unterschiedlich große Reservoire kann auch die Insulinmenge in der Pumpe besser variiert werden.
Zudem kann der Katheter bei Bedarf täglich gewechselt werden oder auch mal nur der Schlauch bzw. nur die Kanüle ausgetauscht werden – natürlich wechseln wir immer brav alles! 😉
#5 CGM-Kompatibilität:
Einige Schlauchpumpen (Animas Vibe mit Dexcom; MiniMed Veo und 640G mit Enlite) sind mit CGM kompatibel. So muss nicht ein zusätzliches Gerät für die Übertragung der CGM-Daten mitgenommen werden, sondern die Werte werden direkt zur Pumpe gesendet. Durch die Alarmmeldungen bzw. Hypoabschaltung (MiniMed 640G) ist ein zusätzliches Stück Sicherheit gegeben.
#6 Individualisierbar:
Aufkleber, Silikonhüllen und farbige Katheter – mittlerweile gibt es immer mehr Möglichkeiten, seine Insulinpumpen und Messgeräte zu verschönern.
#7 Auslesesoftware:
Die CareLink Software von Medtronic (Software anderer Hersteller kenne ich nicht) sorgt für einen guten Überblick der Werte und der Nutzung der Pumpe und kann damit auch als Tagebuchersatz dienen.
#8 Technik:
Einige zusätzliche Funktionen und die Möglichkeit, Wecker- oder Alarmfunktionen direkt am Körper zu fühlen, sind nützlich oder einfach praktisch.
#9 Service:
Zumindest den Service von Medtronic (MiniMed-Pumpen) habe ich bisher immer als sehr hilfreich, kompetent, schnell und unkompliziert erlebt. Auch kleinere Anfragen oder Problemchen wurden schnell bearbeitet.
#1 Sichtbarkeit:
Durch den Schlauch und die größere Form der Pumpen fallen sie schneller mal auf als ein kleiner Pod.
#2 Zubehörmenge:
Alles, was man für einen Katheter- und Ampullenwechsel braucht, ist größtenteils einzeln verpackt und nimmt somit in der Tasche mehr Platz weg.
#3 Wärme-/Kälteanfälligkeit:
Bei niedrigen Insulindosen verbleibt das Insulin lange im Schlauch. Bei einem langen Tag am Strand kann es da schnell sehr heiß werden und das Insulin denaturiert im ungeschützten Schlauch.
Wie auch immer man sich entscheidet – für viele ist eine Insulinpumpe eine unglaubliche Verbesserung zur Therapie mit Pen. Letztendlich sollte man nach Bewilligung der Pumpentherapie einige Pumpen Probe tragen, sich vielleicht auch in den Diabetes-Foren und -Gruppen informieren und sich dann auf sein Bauchgefühl verlassen. Ich persönlich habe nach einem Jahr Tragezeit den Pod abgegeben und auf die MiniMed 640G von Medtronic gewechselt, da ich ein Problem mit den Pflastern und den Kathetern der Pods hatte.
Ich hoffe, ich konnte euch ein wenig eure Entscheidung erleichtern und ihr werdet mit eurem Pumpenkumpel glücklich! J
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