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MiniMed 640G – das echte Wundermittel für die Diabetestherapie?
4 Minuten

Ob in Journalen, Blogposts oder medizinischen Fachzeitschriften, die neue Insulinpumpe von Medtronic ist derzeit in aller Munde und wird hoch gelobt.
Als ich diese vielen positiven Kommentare gelesen habe, dachte ich: „Das ist es! Endlich!“
Wegen verschiedener Probleme konnte ich die Patchpumpe von Ypsomed nicht mehr nutzen.
Die Umschulung auf die MiniMed 640G
Als der Wechsel auf die MiniMed 640G inklusive 3 Monate CGM genehmigt wurde, war die Freude riesig.
Ich bekam eine intensive Umschulung auf dieses andere System und trotz Vorerfahrungen mit der MiniMed Veo von Medtronic wurde mir der Unterschied schnell deutlich. Nicht etwa die (selbsterklärende) Bedienung des neuen Geräts war hauptsächlich Thema in diesen Schulungen mit meiner Diabetologin – sondern das „neu Lernen“: Die dank CGM viel ausführlicheren Informationen zum Glukoseverlauf zu hinterfragen, zu verstehen und vor allem möglichst richtig und überdacht darauf zu reagieren.
Ich bin überzeugt – aber nur teilweise!
Ich wurde gut vorbereitet, fühlte mich sicher im Umgang mit der Pumpe und war darauf gefasst, der Visualisierung des täglichen minutiösen Glukoseverlaufs gegenüberzutreten.
Nach monatelangem, intensivem Nutzen des Systems Medtronic 640G und CGM bin schließlich auch ich überzeugt – jedoch nur teilweise.
Der Sensor führt uns täglich ungeschönt unseren gesamten Glukoseverlauf vor Augen.
Wie viele, die jemals einen Sensor getragen haben, habe auch ich gemerkt: Diese Art der Therapie bringt eine ganz andere Sorte von Problemen mit sich. Man sieht nicht nur den Verlauf der Glukosekurve. Täglich wird man mit der Effektivität der eigenen Entscheidungen und Handlungen konfrontiert. Und oft habe ich gemerkt: Egal wie sehr ich mich bemühe – löse ich ein Problem, entsteht ein anderes. Die MiniMed 640G sticht dabei durch ihre besondere Funktion der Hypoabschaltung – dem SmartGuard – besonders heraus.
Wir verfallen in „Jagdtherapie“ – agieren vorschnell, zu stark.
Der Sensor führt uns täglich ungeschönt unseren gesamten Glukoseverlauf vor Augen. Das bringt viele Vorteile, aber auch Nachteile mit sich, denn wir sind alle nur Menschen, keine Maschinen. Und Schlechtes ertragen wir alle nicht gut. Gerade bei Alarmen wegen zu hoher Blutzuckerwerte, die die Pumpe abgeben kann, verfallen sowohl mein Partner als auch ich trotz besseren Wissens wieder allzu oft in die „Jagdtherapie“: Wir agieren vorschnell, zu stark. Der hohe Wert soll einfach weg aus unserer Sicht und unserem Bewusstsein, die Insulingabe per Knopfdruck ist schnell getan.
Was passiert? Natürlich: Der Glukosespiegel fällt rapide und die Pumpe reagiert. Registriert der Sensor einen schnellen und vor allem starken Abfall der interstitiellen Glukose, kann der Pumpennutzer per Alarm und mit Trendanzeige darüber informiert werden.
Die Sache mit der Hypoabschaltung
Hier kommen wir in die erste Bredouille: Wir wissen, dass die laufende Insulinzufuhr in wenigen Minuten durch die Hypoabschaltung der MiniMed 640G abgebrochen werden kann. Warten wir darauf? Essen wir vorher etwas? Was essen wir? Wie viel essen wir? Die Antwort?
Es gibt keine. Die Entscheidung muss meistens spontan getroffen werden. Wie viel Insulin wirkt noch, wie aktiv war ich heute und was mache ich gleich, wie lief die Nacht, wie viel habe ich heute bereits gegessen, warum fällt der Glukosespiegel derart schnell? – All das sind Fragen, die wir uns in dieser Situation, vor dieser Entscheidung stellen (müssen). Davon abhängig müsste unsere Entscheidung sein.
Setzt die Hypoabschaltung letztendlich doch ein, was tun wir dann? Warten wir ab, bis die Pumpe „entscheidet“, dass der Glukosewert wieder hoch genug ist und das Insulin wieder einschaltet? Essen wir bei laufender Abschaltung etwas dazu? Schalten wir die Insulinabgabe wieder ein? Essen wir eine normale Mahlzeit und spritzen dafür den notwendigen Bolus? Leider kann man die Entscheidung nur einmal treffen. Und auch, wenn man versucht, mit einer Struktur damit umzugehen, ist das Ergebnis immer noch mit 50% Fehlquote behaftet. Bei fast denselben Situationen rettet mich mal das zusätzliche Essen vor der Katastrophe, da allein das Abschalten der Basalrate nicht reicht, um den Abfall zu bremsen, obwohl wenig oder gar kein wirksames Insulin angezeigt wird (eingestellt auf Insulinwirkdauer von 4 Stunden). Ein anderes Mal steigt die Glukose nach einer abgewogenen 1 BE um das 2- bis 3-Fache an, wobei die Insulinzufuhr schnell wieder vom System oder von mir fortgesetzt wird.
Mein Fazit
Ein Weg zu mehr Freiheit ist das System MiniMed 640G mit SmartGuard zunächst nicht unbedingt. Es müssen nicht nur die alten, gefährlichen Gewohnheiten wie:
- schnelle und starke Korrektur,
- Bolusinsulin zum Essen trotz fallender Werte unter 100 mg/dl (5,6 mmol/l),
- häufige, große Mahlzeiten mit dadurch sich unter der Haut sammelnden Bolusmengen,
- lange Fastenphasen usw.
vermieden werden. Man braucht eine völlig andere Therapiestrategie, die sich ohne großen Mehraufwand durchführen lässt und hilft, die Glukoseversorgung im Körper bedarfsgerecht zu steuern. Ich bin davon überzeugt, dass wir mit unserer Alltagserfahrung, etwas Scharfsinn, Geduld und Beobachtungsvermögen zur der Entwicklung dieser Strategien beitragen können und so auch den Fachleuten helfen können, Steuerungsalgorithmen zu entwickeln, die die Diabetestherapie letztendlich revolutionieren können. Dann wird die technische Unterstützung uns helfen, nicht nur die Katastrophen abzuwenden, sondern auch mit dem Diabetes besser zu leben.
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 4 Tagen, 20 Stunden
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 1 Woche, 6 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 6 Tagen, 14 Stunden
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 4 Tagen, 15 Stunden
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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