Das Tattoo, das ich nie wollte

3 Minuten

Community-Beitrag
Das Tattoo, das ich nie wollte

Ich scrolle durch die Google-Bildersuchen auf meinem Smartphone. „Type one diabadass“ und drunter die Jahreszahl 2007 im James-Bond-Schriftstil, „My Story isn’t over“ zwischen einem riesigen Semikolon, ein violetter Cupcake und drunter „Diabetes type 1“. Dazwischen ganz viele sowieso grausam gestochene Tattoos.

Diesen Diabetes-Tattoo-Hype habe ich nie verstanden. Aber ich habe nie jemanden verurteilt, der eins hat. Tattoos sind meiner Meinung nach Kunst und Kunst liegt immer im Auge des Betrachters. Dem Träger muss es gefallen, doch für mich persönlich war so ein Diabetes-Tattoo nie etwas gewesen.

Diese Krankheit begleitet mich jede Sekunde eines jeden Tages für den Rest meines Lebens. Ich trage Sensor und Pumpe, die mich ständig daran erinnern. Wozu sollte ich mir dann auch noch ein Tattoo verpassen, das dies zusätzlich tut? Das war immer meine Einstellung dazu gewesen.

Zumindest solange, bis ich über den Tellerrand der Ästhetik hinausgeschaut habe.

Alternative zum Diabetiker-Schmuck? Für mich persönlich schon.

Ich reagiere anders auf Hypoglykämien als früher. Manchmal merke ich eine Hypo, aber mein Gehirn reagiert irgendwie nicht darauf. Ich lege mich ins Bett oder setze mich auf die Couch und starre in die Leere, obwohl ich doch eigentlich zum Traubenzucker sprinten sollte. Irgendwie bekommen meine Füße aber in letzter Zeit nicht mehr diesen Impuls. Ich merke den Unterzucker jetzt auch teilweise erst viel später, also wenn der Wert schon drastisch niedrig ist. Die Angst, einmal ins diabetische Koma zu fallen, wird dadurch von Tag zu Tag größer.

Eines Tages passiert das vielleicht wirklich und ich werde bewusstlos. Was ist, wenn ich dann allein unterwegs bin und niemand bei mir ist, der von meinem Diabetes weiß? Klar, derjenige, der mich findet, wird den Notruf wählen. Und dann? Eine bewusstlose Person kann aus vielen Gründen umgekippt sein: Kreislaufprobleme, Schwangerschaft, psychische Ursachen. Viel Interpretationsspielraum. Die Sanitäter werden irgendwann im Geldbeutel meinen Diabetiker-Ausweis finden oder sie werden meinen Blutzucker messen und merken, dass dieser viel zu niedrig ist. Doch bis dahin können kostbare Minuten vergehen.

Es gibt „Diabetiker-Schmuck“ – Armbänder und Halsketten, auf denen die Krankheit vermerkt ist. Dieser Schmuck bewirkt, dass die Ersthelfer sofort Bescheid wissen und richtig handeln können. Doch irgendwie behalte ich keinen Schmuck länger als ein halbes Jahr. Ich verliere oder vergesse ihn oder das Tragen wird mir zu lästig und die Garantie, dass die Sanitäter diesen sehen, ist auch nicht gegeben.

Die Lösung für dieses Problem kam mir relativ spontan. Ich hatte eh einen Termin bei meinem Tätowierer zum Ausbessern eines älteren Tattoos. Am Vormittag hatte ich dann für mich beschlossen, dass ich mir einen „Hinweis“ auf der Haut verewigen lassen werde. Quasi meine persönliche Alternative zum Diabetiker-Schmuck. Allerdings hatte ich noch Zweifel.

Tattoo? Ja! Aber wo?

Am sinnvollsten war für mich eine Stelle über der linken Ellenbeuge gewesen. Denn da ist das Tattoo spätestens dann sichtbar, wenn die Sanitäter Blutdruck messen oder einen Zugang legen wollen.

Allerdings wäre das mein erstes Tattoo im „Sichtbereich“. Ich studiere noch 3 Semester und habe dann meinen Bachelor in BWL. Danach würde ich gerne in einer Führungsposition arbeiten. Sichtbare Tattoos sind in den meisten Unternehmen da ein No-Go. Also habe ich mich mit der Person unterhalten, die mir bei sowas immer hilft. Meine Patin. Praktischerweise schult diese Versicherungskaufleute und hat sehr viel Ahnung, worauf Personalchefs später mal achten.

Glücklicherweise konnte sie mir meine Bedenken nehmen und hat mich davon überzeugt, dass sie sich nicht vorstellen könne, dass es damit später mal Probleme gibt. Das Tattoo soll nicht nur meinen Körper verzieren, sondern im Extremfall mir mal das Leben retten. Unternehmen, die sich da querstellen, haben dann wahrscheinlich eh keine mitarbeiterfreundliche Unternehmenspolitik.

So kam es also dazu, dass nun ein kleines „type 1 diabetic“ meinen Arm schmückt. Vielleicht erspart es mir eines Tages schlimme Dinge.

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Ähnliche Beiträge

Die Zukunft des Diabetes-Managements – Teil 1

Was erwartet uns in der Zukunft? Das weiß Peter zwar auch nicht hundertprozentig, aber immerhin hat er mal nachgeforscht, was in Sachen Diabetestechnik (mehr oder weniger) in den Startlöchern steht.

4 Minuten

Community-Beitrag

Mein persönlicher Endgegner – ein Magen-Darm-Infekt und der Diabetes

Ein Magen-Darm-Infekt, das ist wohl nicht das schönste Thema, das man sich zum Lesen aussuchen würde. Allerdings wichtig, wenn es um die Handhabung eines solchen Infekts im Zusammenspiel mit einer Diabetes-Erkrankung geht, findet Olivia und sucht dabei Tipps in der Community.

5 Minuten

Community-Beitrag

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Community-Frage

Mit wem redest du
über deinen Diabetes?

Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Community-Feed

  • nina33 postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes Typ 3c vor 44 Minuten

    Hallo guten Abend ☺️

    Ich heiße Nina, bin 33j jung und Mama von drei zauberhaften Mädels.
    Und vor kurzem bekam ich die Diagnose Diabetes Typ 3c. Nach 5 Jahren – 11 Bauchspeicheldrüsen Entzündungen und schwangerschaftsdiabetes 2024, hat meine Drüse nun fast aufgegeben.. Ich bin irgendwie froh diese Schmerzen nicht mehr zu haben, aber merke wie schwer der Alltag wird. denn hinzukommt noch dass ich alleinerziehend bin.
    Aktuell komme ich überhaupt nicht klar mit der ganzen Situation, täglich habe ich hunderte Fragen die niemand beantworten kann. Dass ist mehr als verrückt.
    Wie habt ihr euch gefühlt in dem Moment als es diagnostiziert wurde?

    Ich freue mich sehr auf einen netten Austausch und eure Erfahrung.

    Liebe Grüße, schönen Abend
    Nina 🙂

  • swalt postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Dia-Newbies vor 1 Tag, 5 Stunden

    Hallo zusammen. Ich möchte mich erst einmal vorstellen. Ich bin “noch” 59 Jahre, und habe wahrscheinlich seit 2019 Diabetes. Ich würde mir wünschen, endlich angekommen zu sein. Wahrscheinlich seit 2019, weil ich in einem Arztbrief an meinen damaligen Hausarzt zufällig auf den Satz: “Diabetes bereits diagnostiziert” gestoßen bin. Ich habe meinen Hausarzt dann darauf angesprochen und wurde mit “ist nicht schlimm” beschwichtigt.
    Lange Rede. Ich habe einen neuen Hausarzt und einen sehr netten Diabetologen, bei dem ich jetzt seit 4 Jahren in Behandlung bin. Ich vertrage die orale Therapie nicht und spritze ICT. Dennoch bin ich in diesem Thema immer noch absoluter Neuling. Natürlich habe ich viermal im Jahr ein Gespräch mit meinem Diabetologen. Das hilft aber im täglichen Umgang nicht wirklich. Auch die anfangs verordnete Schulung war doch sehr oberflächlich und das war es. Ich kenne nicht die Möglichkeiten, die mir zustehen. Ich habe mir alles, was ich zu wissen glaube aus Büchern angelesen. Irgendwie fühle ich mich allein gelassen, irgendwie durchgerutscht. Ich kenne niemanden in meinem Bekanntenkreis, der Diabetes hat und die nächste Selbsthilfegruppe ist über 50 km entfernt.
    Und so bin ich jetzt hier gelandet. Ich möchte wissen, wie ihr das handhabt, damit ich verstehe, was ich richtig mache und was falsch. Damit ich weiß, dass ich nicht allein damit lebe.

  • shangwari postete ein Update vor 5 Tagen, 9 Stunden

    Ich habe mir ein neues Mobiltelefon von Samsung (A56) zugelegt. An manchen Tagen saugt die Freestyle Libre App den Akku in nicht mal 12 Stunden leer. In einigen Foren habe ich von dem gleichen Problem gelesen. Da ich auf dem Telefon nachlesen kann, wer denn den ganzen Strom verbraucht hat, konnte ich die App genau identifizieren. Gehe ich in den Einstellungen auf Gerätewartung und lasse diese dann optimieren, ist das Problem für einige Zeit behoben. Heute habe ich bei Abbott angerufen und mein Problem geschildert. Ich habe erfahren, dass einige Telefone noch nicht mit Freestyle getestet wurden. (So auch meins) Der Ratschlag ist, die App zu deinstallieren und neu aus dem Store herunterladen. Bei der automatischen Übernahme der Telefone (beim einrichten eines neuen Mobil) kann sein das die App nicht aus dem Store geladen wurde – sondern vom “alten” Telefon. Ich werden noch warten bis mein Sensor eh erneuert werden muss und dann wage ich mich daran. Bis es soweit ist werde ich mich mit der “Optimieren – Taste” behelfen.

    • Hallo,
      Ich hatte das Problem auch mit meinem iPhone SE20 und dachte, es liegt daran, dass mein Handy zu alt war und hab mir so eine Powerbank-Hülle gekauft. Viel erfolg!

Verbände