Insulin spenden – Leben retten

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Insulin spenden – Leben retten

Es ist eine einfache Rechnung – die nicht aufgehen kann: Rund ein Drittel der Weltbevölkerung verbraucht 70 Prozent des weltweit produzierten Insulins. Was für uns hierzulande, die wir zum glücklichen Drittel gehören, eine sehr gute Versorgung bedeutet, ist in anderen Teilen der Erde folglich ein „Überlebenskampf von Insulinflasche zu Insulinflasche“, wie es Heidrun Schmidt-Schmiedebach nennt.

Insulin und Blutzuckerteststreifen, aber auch Pennadeln und Einmalspritzen sammelt „Insulin zum Leben“ für Diabetiker in aller Welt, die sich die Versorgung nicht leisten können. -© Insulin zum Leben

Die Projektleiterin von „Insulin zum Leben“, einem Hilfsprojekt für Diabetiker in Not auf der ganzen Welt, sammelt seit rund 20 Jahren Insulin- und Geldspenden in ganz Deutschland. Entstanden ist die Initiative in Deutschland bereits 1994 unter dem Dach der Deutschen Diabetes-Union e.V. Heute zählt Deutschland zu einem von weltweit zehn Zentren, die Insulin sammeln und weltweit verschicken. Die zum Beispiel durch einen Therapiewechsel nicht mehr benötigten Ampullen und Hilfsmittel gehen in Länder wie Peru, Bulgarien, Kongo, Tansania, Usbekistan oder Indien.

Großer Erfolg: Der Mann mit dem amputierten Bein lebt mit Insulin von „Insulin zum Leben“; nach der Ruanda-Reise von Heidrun Schmidt-Schmiedebach (vorne rechts) im März 2017 hat ein privater Spender eine in Kigali gefertigte Beinprothese für ihn finanziert. -© Insulin zum Leben

5 Fragen an Heidrun Schmidt-Schmiedebach, Projektleiterin von „Insulin zum Leben“:

Wie ist die Situation von Diabetikern in den Ländern, in denen „Insulin zum Leben“ mit Spenden hilft?

Es gibt dort Menschen, die sich eine Krankenversicherung leisten können und damit auch das Insulin bekommen. Das sind die mit einem festen Arbeitsvertrag und geregeltem Monatseinkommen. Mindestens 60 Prozent der Bevölkerung sind aber arm. Sie können sich die Versicherung nicht leisten und schon gar nicht, das teure Insulin ein Leben lang zu kaufen.

Was können Diabetiker in Deutschland spenden – und wie funktioniert das genau?

Wir sammeln alles, was ein Insulin spritzender Diabetiker braucht: in erster Linie Insulin und Blutzuckerteststreifen, danach Pennadeln, Lanzetten, Blutzuckermessgeräte, Pens, Einmalspritzen U100, Pumpenzubehör nur nach Anfrage. Wir brauchen ein Mindesthaltbarkeitsdatum von noch drei ganzen Monaten. Pens und Messgeräte müssen sauber und in einwandfreiem Zustand sein.

Die Sendung schickt man als Brief, Päckchen oder Paket an die Adresse des Insulinlagers:

„Insulin zum Leben“
c/o Biokanol
Kehler Straße 7
76437 Rastatt

(Biokanol ist die Firma einer Freundin. Sie gibt uns kostenlos den Raum. Ihr Personal nimmt von 8 bis 17 Uhr unsere Pakete an).

Muss Insulin nicht gekühlt werden?

Nein. Wir geben diesen Tipp zum Verschicken: Insulin aus dem Kühlschrank nehmen, verpacken und so zur Post bringen, dass es noch am selben Tag wieder rausgeht. Dann ist es in der Regel am nächsten Tag bei uns wieder im Kühlschrank. Das reicht vollkommen.

Wie wird entschieden, welche Hilfsmittel wohin gehen?

Ich weiß, welcher von meinen sieben festen Partnern welchen Bedarf und welche Wünsche für jeden Monat hat. Die versuche ich möglichst zu erfüllen aus dem vorhandenen Bestand. Ist etwas nicht vorrätig, kann ich meist einen gleichwertigen Ersatz beilegen.

Beteiligen sich auch Krankenhäuser und Praxen an der Aktion „Insulin zum Leben“?

Ja, das tun sie und es werden immer mehr. Auch Apotheken machen vereinzelt mit. Und das Schöne ist: Wer einmal im Boot ist, bleibt meistens treu dabei. Aber wie sagt man so schön? Es könnten mehr sein.

Danke an „Insulin zum Leben“ (Insulin for Life) – in Brazzaville (Kongo).

Danke an „Insulin zum Leben“ (Insulin for Life) – in Brazzaville (Kongo). – © Insulin zum Leben


In Deutschland ist die Versorgung gut – aber wie geht es Menschen mit Diabetes in Bolivien?

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 4 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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