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Intervallfasten: Ernährungs-Trend ohne wissenschaftliche Basis?
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Längere Pausen zwischen den Mahlzeiten, auch intermittierendes Fasten oder Intervallfasten genannt, erfreuen sich aktuell großer Beliebtheit. Wer beim Online-Buchhändler Amazon nach dem Stichwort „Intervallfasten“ sucht, erhält eine Trefferliste von 20 Seiten mit Büchern zum Thema.
Der beliebte TV-Arzt Eckart von Hirschhausen hat jüngst in unzähligen Interviews verraten, dass er mithilfe von Intervallfasten zehn ungeliebte Kilos abgespeckt hat. Und ich selbst habe vor gut zwei Jahren auch einmal einen Versuch gestartet, mich mit Intervallfasten von meinem Winterspeck zu verabschieden (und hier darüber geschrieben).
Langfristig erfolgreich war ich mit dem Konzept nicht, auch wenn es mich seinerzeit überzeugt hat. In wissenschaftlichen Kreisen ist man sich da nicht so sicher, wie mir ein Vortrag von Prof. Anja Bosy-Westphal, Ernährungsmedizinerin aus Kiel, bei der Jahrestagung der DDG in Berlin zeigte.
Viele verschiedene Konzepte für Intervallfasten
Es gibt beim Intervallfasten so viele verschiedene Konzepte, dass einem der Kopf schwirren kann. Hier mal eine kleine Auswahl:
- 5:2-Fasten (zwei Fastentage pro Woche, fünf Tage normale Ernährung)
- 16:8-Fasten (16 Stunden pro Tag ohne Essen, Nahrungsaufnahme nur in einem Zeitfenster von acht Stunden)
- „One Meal per Day“ (sämtliche Kalorien des Tages in nur einer Mahlzeit, ansonsten vollständige Nahrungskarenz)
- „Alternate Fasting“ (jeden zweiten Tag komplett fasten)
Fasten kann dabei sowohl einen totalen Verzicht auf Nahrung als auch eine Reduktion der zugeführten Kalorien auf 500 bis 600 kcal pro Tag bedeuten.
Viele Fettsäuren im Blut verschlechtern die Insulinempfindlichkeit
Das Problem an der Sache: Obwohl es so viele Ratgeber- und Diätbücher zum Thema Intervallfasten gibt, von denen viele den Anschein erwecken, wissenschaftlich fundiert zu sein, gibt es tatsächlich wohl eher wenige wissenschaftliche Belege dafür, dass Intervallfasten beim Abnehmen hilft und dem Körper guttut.

Prof. Bosy-Westphal erklärte, man könne mit Fasten zwar ähnlich viel Gewicht verlieren wie mit einer konventionellen Diät, bei der man kalorienreduziert isst. Doch für Menschen mit Diabetes sind neben dem bloßen Gewichtsverlust ja häufig auch noch ein paar weitere Faktoren von Bedeutung, etwa: Wie wirkt sich das Ernährungsmodell auf die Insulinempfindlichkeit, den Fettstoffwechsel und das Leberfett aus?
Und hier schneidet der längere Verzicht auf Essen generell nicht mehr ganz so gut ab, wie Prof. Bosy-Westphal erläuterte. Denn in den Fastenzeiten greift der Körper verstärkt auf seine Fettreserven zurück, sodass mehr Fettsäuren im Blut zirkulieren. Weil es außer den Fettdepots aber gar keine anderen Energiequellen gibt, sind es einfach sehr viel mehr Fettsäuren als bei anderen Diäten – und die wiederum verschlechtern die Glukosetoleranz und die Insulinempfindlichkeit, sobald man das Fasten bricht und wieder Nahrung zu sich nimmt.
Solange man tatsächlich abnimmt, überwiegen zwar die Vorteile – einfach weil sich ein geringeres Körpergewicht immer auch positiv auf den Fettstoffwechsel auswirkt. „Doch Fasten ohne Gewichtsabnahme ist aus medizinischer Sicht nicht empfehlenswert!“, warnte die Expertin. Wer also als Normalgewichtiger meint, mit Intervallfasten könne er sein Gewicht besser halten oder seinen Körper „entschlacken“, der ist nach dieser Lesart auf dem Holzweg und tut seiner Gesundheit keinen Gefallen.
Weniger essen als verbrauchen, Ballaststoffe essen, nicht rauchen
Nachdem das Publikum im Saal eine Weile über ihre Ausführungen diskutiert hatte, meldete sich mit Prof. Hellmut Mehnert auch jemand zu Wort, der über viele Jahrzehnte Erfahrung verfügt. Der Grandseigneur der Diabetologie ging zum Mikrofon und berichtete: „Ich habe in 25 Jahren als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Ernährung in der DDG alle Trends erlebt. Fett reduzieren, Kohlenhydrate reduzieren, eiweißbetont essen etc. Als Quintessenz kann ich eigentlich nur drei Botschaften verkünden: Wer abnehmen will, sollte weniger essen, als er verbraucht, eine ausreichende Menge Ballaststoffe zu sich nehmen und nicht rauchen.“
Kein Intervallfasten, aber eine dreiwöchige Fastenkur hat Stefanie gemacht – und berichtet über ihre Erfahrungen.
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nina33 postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes Typ 3c vor 3 Stunden, 16 Minuten
Hallo guten Abend ☺️
Ich heiße Nina, bin 33j jung und Mama von drei zauberhaften Mädels.
Und vor kurzem bekam ich die Diagnose Diabetes Typ 3c. Nach 5 Jahren – 11 Bauchspeicheldrüsen Entzündungen und schwangerschaftsdiabetes 2024, hat meine Drüse nun fast aufgegeben.. Ich bin irgendwie froh diese Schmerzen nicht mehr zu haben, aber merke wie schwer der Alltag wird. denn hinzukommt noch dass ich alleinerziehend bin.
Aktuell komme ich überhaupt nicht klar mit der ganzen Situation, täglich habe ich hunderte Fragen die niemand beantworten kann. Dass ist mehr als verrückt.
Wie habt ihr euch gefühlt in dem Moment als es diagnostiziert wurde?Ich freue mich sehr auf einen netten Austausch und eure Erfahrung.
Liebe Grüße, schönen Abend
Nina 🙂 -
swalt postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Dia-Newbies vor 1 Tag, 7 Stunden
Hallo zusammen. Ich möchte mich erst einmal vorstellen. Ich bin “noch” 59 Jahre, und habe wahrscheinlich seit 2019 Diabetes. Ich würde mir wünschen, endlich angekommen zu sein. Wahrscheinlich seit 2019, weil ich in einem Arztbrief an meinen damaligen Hausarzt zufällig auf den Satz: “Diabetes bereits diagnostiziert” gestoßen bin. Ich habe meinen Hausarzt dann darauf angesprochen und wurde mit “ist nicht schlimm” beschwichtigt.
Lange Rede. Ich habe einen neuen Hausarzt und einen sehr netten Diabetologen, bei dem ich jetzt seit 4 Jahren in Behandlung bin. Ich vertrage die orale Therapie nicht und spritze ICT. Dennoch bin ich in diesem Thema immer noch absoluter Neuling. Natürlich habe ich viermal im Jahr ein Gespräch mit meinem Diabetologen. Das hilft aber im täglichen Umgang nicht wirklich. Auch die anfangs verordnete Schulung war doch sehr oberflächlich und das war es. Ich kenne nicht die Möglichkeiten, die mir zustehen. Ich habe mir alles, was ich zu wissen glaube aus Büchern angelesen. Irgendwie fühle ich mich allein gelassen, irgendwie durchgerutscht. Ich kenne niemanden in meinem Bekanntenkreis, der Diabetes hat und die nächste Selbsthilfegruppe ist über 50 km entfernt.
Und so bin ich jetzt hier gelandet. Ich möchte wissen, wie ihr das handhabt, damit ich verstehe, was ich richtig mache und was falsch. Damit ich weiß, dass ich nicht allein damit lebe.-
lena-schmidt antwortete vor 11 Stunden, 13 Minuten
Hallo Dia-Newbie 🙂 Schön, dass du den Weg zum Diabetes Anker gefunden hast. Ich bin Lena, die Community-Managerin hier und bis sich ein paar Community-Mitglieder bei dir melden, kannst du die Zeit vielleicht mit diesem Artikel überbrücken (https://diabetes-anker.de/behandlung/behandlung-des-diabetes-diese-buecher-und-materialien-helfen-weiter/). Vielleicht findest du noch wichtige Infos für dich, um deinen Alltag zu vereinfachen. 🙂 Ansonsten findest du beim Diabetes-Anker auch fundiertes Wissen zum Thema ICT von Expert:innen aber auch von Menschen mit Diabetes…Viele Grüße Lena
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