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Intervallfasten: Ernährungs-Trend ohne wissenschaftliche Basis?
3 Minuten
Längere Pausen zwischen den Mahlzeiten, auch intermittierendes Fasten oder Intervallfasten genannt, erfreuen sich aktuell großer Beliebtheit. Wer beim Online-Buchhändler Amazon nach dem Stichwort „Intervallfasten“ sucht, erhält eine Trefferliste von 20 Seiten mit Büchern zum Thema.
Der beliebte TV-Arzt Eckart von Hirschhausen hat jüngst in unzähligen Interviews verraten, dass er mithilfe von Intervallfasten zehn ungeliebte Kilos abgespeckt hat. Und ich selbst habe vor gut zwei Jahren auch einmal einen Versuch gestartet, mich mit Intervallfasten von meinem Winterspeck zu verabschieden (und hier darüber geschrieben).
Langfristig erfolgreich war ich mit dem Konzept nicht, auch wenn es mich seinerzeit überzeugt hat. In wissenschaftlichen Kreisen ist man sich da nicht so sicher, wie mir ein Vortrag von Prof. Anja Bosy-Westphal, Ernährungsmedizinerin aus Kiel, bei der Jahrestagung der DDG in Berlin zeigte.
Viele verschiedene Konzepte für Intervallfasten
Es gibt beim Intervallfasten so viele verschiedene Konzepte, dass einem der Kopf schwirren kann. Hier mal eine kleine Auswahl:
- 5:2-Fasten (zwei Fastentage pro Woche, fünf Tage normale Ernährung)
- 16:8-Fasten (16 Stunden pro Tag ohne Essen, Nahrungsaufnahme nur in einem Zeitfenster von acht Stunden)
- „One Meal per Day“ (sämtliche Kalorien des Tages in nur einer Mahlzeit, ansonsten vollständige Nahrungskarenz)
- „Alternate Fasting“ (jeden zweiten Tag komplett fasten)
Fasten kann dabei sowohl einen totalen Verzicht auf Nahrung als auch eine Reduktion der zugeführten Kalorien auf 500 bis 600 kcal pro Tag bedeuten.
Viele Fettsäuren im Blut verschlechtern die Insulinempfindlichkeit
Das Problem an der Sache: Obwohl es so viele Ratgeber- und Diätbücher zum Thema Intervallfasten gibt, von denen viele den Anschein erwecken, wissenschaftlich fundiert zu sein, gibt es tatsächlich wohl eher wenige wissenschaftliche Belege dafür, dass Intervallfasten beim Abnehmen hilft und dem Körper guttut.

Prof. Bosy-Westphal erklärte, man könne mit Fasten zwar ähnlich viel Gewicht verlieren wie mit einer konventionellen Diät, bei der man kalorienreduziert isst. Doch für Menschen mit Diabetes sind neben dem bloßen Gewichtsverlust ja häufig auch noch ein paar weitere Faktoren von Bedeutung, etwa: Wie wirkt sich das Ernährungsmodell auf die Insulinempfindlichkeit, den Fettstoffwechsel und das Leberfett aus?
Und hier schneidet der längere Verzicht auf Essen generell nicht mehr ganz so gut ab, wie Prof. Bosy-Westphal erläuterte. Denn in den Fastenzeiten greift der Körper verstärkt auf seine Fettreserven zurück, sodass mehr Fettsäuren im Blut zirkulieren. Weil es außer den Fettdepots aber gar keine anderen Energiequellen gibt, sind es einfach sehr viel mehr Fettsäuren als bei anderen Diäten – und die wiederum verschlechtern die Glukosetoleranz und die Insulinempfindlichkeit, sobald man das Fasten bricht und wieder Nahrung zu sich nimmt.
Solange man tatsächlich abnimmt, überwiegen zwar die Vorteile – einfach weil sich ein geringeres Körpergewicht immer auch positiv auf den Fettstoffwechsel auswirkt. „Doch Fasten ohne Gewichtsabnahme ist aus medizinischer Sicht nicht empfehlenswert!“, warnte die Expertin. Wer also als Normalgewichtiger meint, mit Intervallfasten könne er sein Gewicht besser halten oder seinen Körper „entschlacken“, der ist nach dieser Lesart auf dem Holzweg und tut seiner Gesundheit keinen Gefallen.
Weniger essen als verbrauchen, Ballaststoffe essen, nicht rauchen
Nachdem das Publikum im Saal eine Weile über ihre Ausführungen diskutiert hatte, meldete sich mit Prof. Hellmut Mehnert auch jemand zu Wort, der über viele Jahrzehnte Erfahrung verfügt. Der Grandseigneur der Diabetologie ging zum Mikrofon und berichtete: „Ich habe in 25 Jahren als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Ernährung in der DDG alle Trends erlebt. Fett reduzieren, Kohlenhydrate reduzieren, eiweißbetont essen etc. Als Quintessenz kann ich eigentlich nur drei Botschaften verkünden: Wer abnehmen will, sollte weniger essen, als er verbraucht, eine ausreichende Menge Ballaststoffe zu sich nehmen und nicht rauchen.“
Kein Intervallfasten, aber eine dreiwöchige Fastenkur hat Stefanie gemacht – und berichtet über ihre Erfahrungen.
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carogo postete ein Update vor 1 Tag, 13 Stunden
Hallo zusammen! Ich habe mich mit einer Freundin über die Rezepte in der Zeitschrift unterhalten und wir haben uns gefragt, was es eigentlich konkret mit den Nähwertangaben und der Unterscheidung zwischen Kohlenhydraten und anrechnungspflichtign KH auf sich hat?
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cesta postete ein Update vor 1 Woche, 4 Tagen
Hallo zusammen, ich habe eine Frage an euch. Ich habe seit 4 Jahren Typ 1 LADA und bisher nur mit Basalinsulin ausgekommen. Seit 3 Wochen muss ich nun auch zu jeder Mahlzeit Humalog spritzen. Für die Berechnung wiege ich immer alles ab. Könnt ihr eine App empfehlen, die bei der Berechnung der Kohlenhydrate unterstützt? Oder habt ihr andere Tipps wie man sich daran gewöhnt? Ich wiege bisher alles ab und kann mir gar nicht vorstellen, dass ich mir das zukünftig merken kann bzw. wie ich die Kohlenhydrate schätzen kann. Vielen lieben Dank für eure Hilfe! Liebe Grüße, Christa
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kw antwortete vor 1 Woche, 2 Tagen
Hallo cesta, ich habe gute Erfahrungen mit der WETID App gemacht. Hier erhältst du für fast alle Lebensmittel BE – Werte. Man kann auch das Portionsgewicht eingeben und erhält dann die entsprechenden BE’s.
Die App mit Werbung war bisher kostenlos. App ohne Werbung und im Abo ist besser.LG von kw = Kurt mit Diabetes Typ 3c
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moira antwortete vor 1 Woche, 2 Tagen
Hallo Christa! Ich verwende die FDDB app. LG Sarah (Lada)
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cesta antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
@kw: Vielen lieben Dank für den Tipp!
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cesta antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
@moira: Vielen lieben Dank für den Tipp!
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sveastine postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes und Psyche vor 3 Wochen
hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid
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mayhe antwortete vor 3 Wochen
Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike
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sveastine antwortete vor 3 Wochen
@mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid
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mayhe antwortete vor 2 Wochen, 6 Tagen
Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike
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sveastine antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
@mayhe: Hallo Heike, oh da hast du aber auch viel geschafft. Ja ich habe die Kinder mit Diabetes bekommen und meine Kinder sind 26,25,23 und bald 19 🥰….und wie du hoffe bald wieder fit zu sein. Beruflich wechsle ich jetzt vom Kinderhospiz wieder in die Krippe da es dort vorausschaubarer ist als im Schichtdienst. In der Hoffnung der Diabetes lässt sich dort wieder besser einstellen. Eigentlich sollte ich auch die Ernährung wieder umstellen, das weiß ich aber es fällt mir so schwer. Wie ist das da bei dir. Was machen deine Werte ? Viele Grüße Astrid
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mayhe antwortete vor 1 Woche, 4 Tagen
@sveastine: Hallo liebe Astrid, sag mal kann es sein, daß du in den Wechseljahren bist? Ich habe meine schon hinter mir, aber das war zuckertechnisch eine der schwierigsten Zeiten, weil ständig alles durcheinander war. Damals war ich allein 2 x in der Diabetes Klinik Bad Mergentheim zum Anpassen innerhalb von 3-4 Jahren. Die Hormonwirkungen waren der Wahnsinn. Jetzt ist es wieder deutlich ruhiger. Was hast du eigentlich für eine Versorgung? Pen? Pumpe? Insulin? Sensor?
Ich habe die Tandem tslim mit Sensor und Novorapid. Und das ist für mich der game changer gewesen. Seitdem werden die zuckertechnischen Anstrengungen auch mit guten Werten belohnt. Liebe Grüße Heike -
sveastine antwortete vor 1 Woche, 4 Tagen
@mayhe: Hi, ja ich bin in den Wechsel Jahren schon eine ganze Weile und nehme Hormone. Das ist denke ich ist der Hauptgrund der Schwankungen, aber das geht schon seit ca 3 Jahren so, was doof ist. Ich hab das gleiche System wie du tslim und Dexcom, trotzdem schwierig.aber für Bad Mergentheim lt. Diabetologe zu gut um die Genehmigung dafür zu bekommen 🤷🏻♀️
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mayhe antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
@sveastine: Das ist ja witzig, das du dieselbe Versorgung hast. Also bist du da optimal versorgt. Jetzt verstehe ich deinen Frust. Nach den Behandlungen in Bad Mergentheim war es wenigstens eine Weile besser. Warst du schon mal in Reha wegen dem Zucker? Ist zwar nicht Bad Mergentheim, aber manche Rehakliniken machen das wohl echt gut. Du musst “nur” darauf achten, dass sie ein spezielles Angebot für Typ1er haben. Ich war 2019 in der Mediclin Klinik Stauffenberg, Durlach. Das war okay. Am wichtigsten fand ich den Austausch mit den Mitpatienten. Aber natürlich ist der Aufwand für dich bei 4 Kindern für 3 Wochen, sehr hoch. Und eine Garantie dafür das dann länger besser läuft gibt es nicht. Ich fand es aber immer wichtig, den zuckertechnischen Input und die Solidarität zu erfahren. Liebe Grüße Heike
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mayhe antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
@mayhe: Nicht Durlach, sondern Durbach.
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Das wüsste ich auch gerne.
Liebe Carogo,
anrechnungspflichtige KH sind Kohlenhydrate, die den Blutzuckerspiegel erhöhen. Es gibt auch KH, die nicht direkt blutzuckersteigernd wirken und damit für die Insulintherapie nicht oder nicht voll angerechnet werden müssen, wie bspw. Ballaststoffe oder KH, die nur sehr langsam den Blutzucker beeinflussen.
VLG
Gregor aus der Diabetes-Anker Redaktion
@gregor-hess: danke für die Antwort! Könntest du hierfür mal Beispiele nennen?