Ich kann heute nicht! – Ein Tag Pause

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Ich kann heute nicht! – Ein Tag Pause

Puh, ich kann heute einfach nicht. Der Diabetes ist 365 Tage im Jahr, 12 Monate, 52 Wochen und sieben Tage pro Woche, 24 Stunden am Tag bei mir. Oft läuft es sehr gut mit uns, einfach nebenbei. Ich messe, checke, spritze, esse, kontrolliere, korrigiere, schaue mir meine Linien an. Aber manchmal, ja, manchmal geht es einfach für einen Tag nicht mehr. Vielleicht kennt ihr das, vielleicht ist es aber auch eine ganz unbekannte Erscheinung für euch.

Quelle: Martina Trommer

Manchmal geht es einfach einen Tag lang nicht mehr.

Mein Wecker klingelt und ich spüre bereits die Welle, die anrollt und sich sogleich über mich werfen und mich unter ihr begraben wird. Unter ihr begraben bin ich recht machtlos und leider nur zu sehr, sehr wenig in der Lage. Ich stehe auf und gucke kurz auf meinen Handybildschirm. 132 mg/dl (7,3 mmol/l) wird mir dort angezeigt, mein Sensorwert. Okay, mehr wird heute schlichtweg nicht gehen und besser wird es für mich auch nicht werden. Ich frühstücke irgendetwas, das ich gut schätzen kann, und spritze irgendeine sehr grob geschätzte Einheit. Das nächste Mal werde ich erst abends wieder meinen Wert kontrollieren.

Manchmal geht es einfach einen Tag lang nicht mehr.

Die Tatsache, dass ich dann zum Aufstehen noch den Wert anschaue, ist schon eine sehr große Leistung für einen solchen Tag. Oft kann ich mich an Tagen wie diesem nur schlecht um mich kümmern. Den ersten Schluck Wasser trinke ich meist erst zur Mittagszeit oder noch später. Ich bin gefangen in meinen Gedanken, in meinem Kopf, unter dieser Welle und ich schaffe es kaum raus. Auch wenig anderes kann ich an diesem Tag erarbeiten. Nicht nur der Diabetes leidet, aber wegen ihm sehr vieles.

Manchmal geht es einfach einen Tag lang nicht mehr.

Abends schaue ich auf mein Handydisplay und überprüfe meinen Sensorwert. Heute hatte ich Glück, denn der Wert war aus irgendeinem Grund den ganzen Tag in meinem Zielbereich, daher gab es keinerlei Alarme und ich hatte vollkommen meine Ruhe. Aber ich habe mich auch kaum um mich gekümmert und nur sehr wenig gegessen. Für einen Tag, an dem ich vom Diabetes einfach mal Ruhe brauchte, waren die Werte auf jeden Fall eher Glück im Unglück. Ich weiß aber, dass es so nicht für mich funktioniert, dass ich mir nichts Gutes tue, wenn ich meinen Glukosewert nur zwei Mal am Tag beiläufig prüfe und den Rest des Tages nicht über meinen Diabetes nachdenke. Aber, wie gesagt:

Manchmal geht es einfach einen Tag lang nicht mehr.

Obwohl ich den Diabetes an einem solchen Tag in den Hintergrund rücke, habe ich den ganzen Tag ein unglaublich schlechtes Gewissen. Ich sollte mich eigentlich kümmern, messen, kontrollieren, rechnen, spritzen, checken, essen, korrigieren, denn ich habe nun mal Diabetes. Kann ich aber nicht. Ich brauche auch mal Ruhe von all dem, Urlaub vom Diabetes. Leider kann ich ihn nicht einfach einen Tag ablegen. Stattdessen laufe ich einen Tag lang mit einem schlechten Gewissen durch die Gegend, gönne mir nichts Gutes und behandle meinen Körper schlecht.

Manchmal geht es einfach einen Tag lang nicht mehr.

Und am nächsten Tag stehe ich auf, atme tief ein und aus und mache da weiter, wo ich vorgestern aufgehört habe. Kümmern, kontrollieren, rechnen, messen, spritzen, checken, essen, korrigieren, die Werte beobachten. Und dann geht es wieder, weil ich einen Tag alles versucht habe abzulegen. Manchmal brauche ich einen solchen Tag. Einen Tag, an dem ich sage: Ich kann heute nicht! Ein Tag, an dem dann nur das Aller-, Allernötigste passiert. So lange ich nach diesem einen Tag zurückkehren kann, ist alles in Ordnung.

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • darktear antwortete vor 3 Tagen

      Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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    • darktear antwortete vor 2 Wochen

      Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 4 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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