Hohe Werte und Depression Hand in Hand

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Hohe Werte und Depression Hand in Hand

Stell dir vor, du wachtest morgens auf und wünschstest schon, der Tag wäre vorbei und du könntest wieder ins Bett gehen. Genau so fühle ich mich, wenn meine Depression mal wieder die Überhand gewinnt. Die Depression kam zusammen mit Panikattacken und dem Diabetes Typ 1 vor knapp drei Jahren. Seit fast einem Jahr bin ich nun schon in Behandlung, nehme Tabletten und gehe zu meinen Therapiesitzungen. Dadurch hat sich schon viel verbessert in meinem Leben, aber manchmal, da gibt es noch Phasen, in denen jeder gute Wille nun mal nichts nützt und die Depression ein kleines Comeback feiern kann. In solchen Phasen geht es mir nicht nur seelisch nicht gut, sondern auch körperlich, denn mein Blutzucker gerät dann völlig aus den Fugen.

Wenn man morgens sich schon wünscht, dass es abends wäre, dann beginnt der Tag nicht mit Sport. Sport, der mir helfen würde, mich besser zu fühlen, der meine Werte stabilisiert. Denn da flüstert mir der Schweinehund ins Ohr, ich soll doch lieber liegen bleiben. Auch beim Frühstück mache ich mir kaum Mühe, der Aufwand, jetzt Low Carb zu essen, wäre zu groß, deswegen gibt es Brötchen und Marmelade. Ich weiß jetzt schon, wie das endet, doch ich handele gegen meine Vorsätze und Gewohnheiten, einfach weil ich erschöpft bin. Die Depression nimmt mir meine Kraft, den Elan und der Schweinehund kann sich freuen, denn heute hat er das Kommando.

Wie hohe Werte und Depression Hand in Hand gehen

Und schon schießt er hoch, der Blutzucker. Bis zum Mittag wird er sich nicht wieder einpendeln, das weiß ich jetzt schon. Doch das Fahrrad bleibt im Hinterhof und die Wohnungstür zu. Ich verkrieche mich wieder ins Bett und merke, wie schlecht sich mein Körper anfühlt. Doch was kann ich jetzt schon tun? Ich kann mich nicht aufraffen, nicht motivieren und nicht die Kontrolle übernehmen, wo ich sie doch schon abgegeben habe an meinen Schweinehund.

Quelle: Laura Krugenberg

Also bleibe ich liegen und lasse die Zeit verstreichen, mache nur das Nötigste und will gar nicht mehr messen. Das Blutzuckermessgerät wird heute nicht oft zum Einsatz kommen.

Mittagessen fällt aus, denn unter 13 mmol/l (234 mg/dl) bin ich nicht gekommen. Ich korrigiere und hoffe auf das Beste, doch das Insulin scheint zu Wasser geworden zu sein – es will einfach nicht wirken.

Kopfschmerzen setzen ein und ich ärgere mich über mein Verhalten, doch um etwas an der Situation zu ändern, bräuchte ich Kraft, die mir einfach fehlt.

Die Blutzucker-Achterbahn ist außer Kontrolle

Durch das verstrichene Mittagessen setzt der Heißhunger am späten Nachmittag ein. Irgendwas Schnelles muss her und der Blutzucker beginnt erneut zu steigen. Mein Kopf ist blockiert und lernen für die Uni muss auch ausfallen. So verstreicht die Zeit mit hohem Blutzucker bis zum Abend. Nochmal eine hohe Korrektur und ein bisschen verrechnet und schon bekomme ich die Quittung zwei Stunden nach dem Abendessen. Unterzucker – Caprisonne, Gummibärchen, Schokolade – ich habe einfach keine Kontrolle und die Blutzucker-Achterbahn nimmt wieder Fahrt auf. Am Ende des Tages bin ich so erschöpft, dass ich schon vor 22 Uhr ins Bett falle, mich über all das ärgere und nur hoffen kann, dass morgen alles besser wird.

Solche Tage muss ich akzeptieren, auch wenn sie weder für meine Psyche noch für meinen Körper gut und gesund sind. Antidepressiva sind keine Wunderpillen und die Strategien aus der Therapie müssen erstmal gelernt und gefestigt werden. Mit Diabetes und Depression zu leben, ist nun mal kein Weg, der geradeaus führt, sondern der mal mehr, mal weniger scharfe Kurven schlägt. Sich mit all dem, was da mitschwingt, zu akzeptieren, ist für mich der erste Schritt. Denn die schlechten und dunklen Tage lassen die guten nur noch heller strahlen.


Als Medizinjournalistin schreibt unsere #BSLounge-Autorin Antje aus einem ganz besonderen Blickwinkel über „Diabetes und Depression – ein Teufelskreis!“ und hat dafür die Psychotherapeutin Ulrike Löw interviewt.


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  • hexle postete ein Update vor 1 Stunde, 30 Minuten

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

  • tako111 postete ein Update vor 3 Tagen, 11 Stunden

    Fussschmerzen lassen leider keine Aktivitäten zu!

  • Hallo guten Abend ☺️

    Ich heiße Nina, bin 33j jung und Mama von drei zauberhaften Mädels.
    Und vor kurzem bekam ich die Diagnose Diabetes Typ 3c. Nach 5 Jahren – 11 Bauchspeicheldrüsen Entzündungen und schwangerschaftsdiabetes 2024, hat meine Drüse nun fast aufgegeben.. Ich bin irgendwie froh diese Schmerzen nicht mehr zu haben, aber merke wie schwer der Alltag wird. denn hinzukommt noch dass ich alleinerziehend bin.
    Aktuell komme ich überhaupt nicht klar mit der ganzen Situation, täglich habe ich hunderte Fragen die niemand beantworten kann. Dass ist mehr als verrückt.
    Wie habt ihr euch gefühlt in dem Moment als es diagnostiziert wurde?

    Ich freue mich sehr auf einen netten Austausch und eure Erfahrung.

    Liebe Grüße, schönen Abend
    Nina 🙂

    • Willkommen Nina, …
      da hast du ja sich schon einiges hinter Dir. Wie schaut es bei Dir mit Mutterkindkur aus, auch in hinblick einer Diabetesschulung. Hast du guten Diabetologen, Teilnahme DMP, Spritzt du selber oder Pumpe, auch hier gibt es viele Fragen. Wie sieht es mit Selbsthilfegruppen bei Euch aus. …
      Oder Forum? Gerade am Anfang, wo noch alles neu ist, – ist es schon eine tägliche Herausforderung, – da kann es hilfreich sein kleine Ziele sich zu setzen. Dabei finde ich die Aktzeptanz am wichtigsten, oder auch sich selber spritzen zu müssen, oder das Weg
      lassen bzw. bändigen des Naschen … etc. Kleine Schritte …

      Viele Fragen bekommst du auch in eine Diabetes-Schulung beantwortet,
      falls noch nicht gemacht, spreche das bei Deinem Diabetologen an!

      Über weiteren Austausch bin ich auch erfreut, schildere ruhig deine Bausstellen, … doch letztendlich sollte Dein Arzt das beurteilen.

      LG

      Wolfgang

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