Über 2 Millionen Eltern über Diabetes informiert

Eltern über Diabetes bei Kindern informieren: Auf diese vier Warnzeichen ist zu achten
Eltern über Diabetes bei Kindern informieren: Auf diese vier Warnzeichen ist zu achten
Foto: AGPD (Bearbeitung: MedTriX) | Piktogramme und Gestaltung: Jürgen Gerhardt

Eine Aufklärungskampagne zur Diabetes-Früherkennung im Kindesalter, die gefährliche Stoffwechselentgleisungen verhindern soll und von medizinischen Fachverbänden initiiert wurde, ist gut angenommen worden.

Mehr als zwei Millionen Eltern sind von über 6.300 Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzten über die Ursachen und Gefahren von Typ-1-Diabetes informiert worden. Das ist die positive Bilanz einer Aufklärungskampagne zur Diabetes-Früherkennung bei Kindern und Jugendlichen. Initiiert wurde die Aktion vor zwei Jahren von der Arbeitsgemeinschaft für Pädiatrische Diabetologie (AGPD) der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ).

Eltern über Diabetes informieren, um lebensgefährliche Folgen zu verhindern

Ziel der Aufklärungskampagne ist es, einer lebensgefährlichen Stoffwechselentgleisung, der diabetischen Ketoazidose (DKA), bei Kindern entgegenzuwirken und so Langzeitschäden zu verhindern. Denn häufig erfahren diese jungen Patientinnen und Patienten erst auf diesem Wege von ihrer Diabeteserkrankung. Während der Corona-Pandemie haben sich die Ketoazidose-Fallzahlen sogar verdoppelt. Die Expertinnen und Experten fordern die Ärzteschaft daher weiterhin dazu auf, Eltern aktiv über Diabetes zu informieren.

„Wir freuen uns, dass die uns sehr am Herzen liegende Kampagne eine solche Aufmerksamkeit bekommt und seitens Ärzte- und Elternschaft so gut angenommen wird“, begrüßt DDG-Präsident Professor Dr. med. Andreas Neu, Kommissarischer Ärztlicher Direktor der Abteilung Neuropädiatrie, Entwicklungsneurologie und Sozialpädiatrie an der Kinderklinik Tübingen. Das entsprechende Infomaterial erhalten die Eltern während der ärztlichen Aufklärungsgespräche im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen U6 und U7a sowie der Schuleingangsuntersuchungen. „Es ist wichtig, dass wir Eltern über die häufigste Stoffwechselerkrankung im Kindesalter aktiv informieren, um sie für das Thema mehr zu sensibilisieren“, so Neu.

Diabetes bei Kindern: Auf diese vier Warnzeichen ist zu achten!

Im Mittelpunkt der Kampagne stehen die vier wichtigen Warnzeichen für eine Diabeteserkrankung: ständiger Durst, häufiges Wasserlassen, Gewichtsabnahme und andauernde Müdigkeit. „Stellen Eltern oder auch Erzieherinnen und Erzieher oder Lehrerinnen und Lehrer hier Auffälligkeiten fest, sollte schnellstmöglich eine kinderdiabetologische Praxis aufgesucht werden“, rät Neu. „Leider werden solche Hinweise oft zu spät erkannt und das Kind kann aufgrund von Insulinmangel in eine diabetischen Ketoazidose (DKA) rutschen“, betont der Experte. Insbesondere während der Lockdowns in der Pandemie sei es vermehrt zu Ketoazidosen gekommen. Eine DKA äußert sich durch verstärkten Harndrang, Übelkeit oder Erbrechen, beschleunigte Atmung und einen säuerlichen Azetongeruch des Atems. „In diesem Fall ist eine sofortige notärztliche Betreuung angezeigt, da es sonst zu einem diabetischen Koma und schlimmstenfalls zum Tode kommen kann“, warnt Neu.

Die Kampagne konnte die Aufmerksamkeit für Diabetes in Familien steigern. „Viele Eltern waren meist erstaunt oder sogar erschrocken darüber, dass ein Diabetes mellitus bereits in so jungem Alter auftreten kann“, berichtet Privatdozent Dr. med. Thomas Kapellen, Vorsitzender der AGPD. Die meisten seien dankbar für diese Information. Auch die Ärzteschaft unterstützt diese Kampagne tatkräftig: „Über den BVKJ Shop haben wir bereits über zwei Millionen Flyer an insgesamt 6300 Arztpraxen versendet und zunehmend laden Kolleginnen und Kollegen das Infomaterial auf der Homepage herunter. Die Resonanz ist also sehr zufriedenstellend“, so Kapellen. Erfreulich sei auch, dass sich viele Gesundheitsämter an der Aktion beteiligten.

Eltern machen mit: Ein Silo-Zug informiert über Diabetes-Warnzeichen

Zudem haben die Eltern eines kürzlich an Diabetes Typ 1 erkrankten Kindes ihre Unterstützung angeboten und machen nun mithilfe eines Silo-Lastwagens auf die Diabetes-Warnzeichen aufmerksam (Video). „Eine wundervolle Aktion, die die Kampagne im wahrsten Sinne des Wortes ins Rollen bringt“, begrüßt Neu diesen unverhofften Einsatz.

Die Initiatorinnen und Initiatoren rufen weiterhin dazu auf, Eltern vermehrt über die Ursachen und Gefahren eines Diabetes im Kindesalter zu informieren. „Nur so können wir den in den letzten Jahren gestiegenen DKA-Zahlen entgegenwirken und schwere Gesundheitsrisiken für Heranwachsende minimieren“, erklärt Neu. „Denn je früher ein Diabetes erkannt wird, desto weniger Folgeschäden drohen und desto besser verläuft die Stoffwechseleinstellung im Langzeitverlauf.“



von Redaktion Diabetes-Anker

Beitrag teilen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

+ 6 = 13

Aktuelle Beiträge aus den Rubriken

Organisationen verabschieden Diabetes-Manifest zur Europawahl mit Appell an die Politik

Organisationen verabschieden Diabetes-Manifest zur Europawahl mit Appell an die Politik

„Schaffen Sie auf europäischer Ebene einen starken politischen Handlungsrahmen für nationale Diabetes-Aktionspläne!“ Mit diesem Appell in einem gemeinschaftlichen Diabetes-Manifest wenden sich europäische Organisationen zur anstehenden Europawahl an das EU-Parlament. Früherkennung, gerechte Versorgung, Selbsthilfe stärken, Wissenschaft und Technik nutzen. Mit diesen vier Hauptforderungen sind die Organisationen des

Weiterlesen »
Experten fordern mehr Interoperabilität in der Diabetes-Technologie

Interoperabilität in der Diabetes-Technologie: Forderung nach offenen Schnittstellen

Dass sich Smartphones, Kopfhörer oder Tastaturen via Bluetooth mit Computern beliebigen Fabrikats verbinden lassen, ist inzwischen eine Selbstverständlichkeit. Im Bereich der Diabetes-Technologie mangelt es jedoch noch immer bezüglich der Interoperabilität. Auf dem ATTD-Kongress wurde die Forderung laut, dass endlich auch verschiedene Geräte in der Diabetes-Therapie nahtlos

Weiterlesen »
„Das hab ich total gefühlt!“ Conny berichtet im Podcast über das Diabetes-Barcamp „Loop your life“

„Das hab ich total gefühlt!“ Conny berichtet im Podcast über das Diabetes-Barcamp „Loop your life“

In der neuesten Folge unseres Podcast-Formats Diabetes-Audio-Anker teilt Conny ihre Erfahrungen und Erkenntnisse vom Diabetes-Barcamp zum Thema „Loop Your Life” in Frankfurt. Am 2. März 2024 war es so weit: Das Barcamp der Diabetes-Community Blood Sugar Lounge lockte rund 100 Menschen mit Diabetes in die Memox Taunusanlage in Frankfurt am Main. Im Mittelpunkt standen Closed-Loop-Systeme (siehe Kasten

Weiterlesen »
Vorsorgeuntersuchung (6) - die Bauchspeicheldrüse – Hin und zurück – bis ans Ende der Dia-Welt_AdobeStock_Iconic Prototype

#46: Vorsorgeuntersuchung (6) – die Bauchspeicheldrüse

Diabetes ist ein sehr komplexes Krankheitsbild, was sich langfristig auf die gesamte Funktionalität des Körpers auswirkt. Daher ist es umso wichtiger, neben einem guten Diabetes Management, auch regelmäßige Vorsorgetermine wahrzunehmen, um eventuelle Folgeerkrankungen frühzeitig zu erkennen und entsprechend entgegenwirken zu können. In meiner kommenden Beitragsreihe möchte

Weiterlesen »
Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen
Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

⚓️ Jetzt AnkerLetter abonnieren 💌

Mit dem regelmäßigen gratis Newsletter gelangen die wichtigsten aktuellen Informationen für Menschen mit Typ-2-Diabetes automatisch in deinen Posteingang. Trage jetzt deine E-Mail-Adresse ein und verpasse keine wichtigen Nachrichten mehr. (Die Abmeldung ist jederzeit möglich über einen Link im Newsletter.)