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DDG schlägt Alarm: Millionen Menschen mit Diabetes in Krankenhäusern unterversorgt
3 Minuten

Aufgrund struktureller und auch finanzieller Gründe erhalten Menschen mit Diabetes in deutschen Krankenhäusern häufig keine angemessene Diabetes-Behandlung und sind damit hinsichtlich ihrer Stoffwechselerkrankung unterversorgt. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft mahnt deshalb, dass die anstehende Krankenhausreform hier unbedingt Abhilfe schaffen muss.
Die rund 3 Millionen Diabetes-Patientinnen und -Patienten, die jährlich in Deutschland eine stationäre Versorgung in Krankenhäusern benötigen, erhalten oftmals keine ausreichende therapeutische Begleitung hinsichtlich ihrer Stoffwechselerkrankung. Darauf macht die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) aufmerksam. Denn nur etwa jede fünfte Klinik verfüge auch über eine ausreichende diabetologische Expertise. Dies könne mitunter zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen.
Die Krankenhausreform droht laut DDG zu einem bürokratischen Alptraum zu werden
Als Grund für die Mangelversorgung nennt die DDG strukturelle und finanzielle Gründe. Die Krankenhausreform versprach zwar durch eine Entkommerzialisierung und den Abbau der diagnosebezogenen Fallpauschalen (DRG) Abhilfe. Doch viele Leistungen der diabetologischen Behandlung werden im DRG-Katalog nicht berücksichtigt oder vernachlässigt, sodass sie im jetzigen Gesundheitssystem nur unzureichend oder gar nicht vergütet werden. „Dabei ist eine solide finanzielle Basis entscheidend, um die dringend benötigte Expertise und eine tragfähige Versorgung für etwa jeden fünften Patienten im Krankenhaus aufrechtzuerhalten“, kritisiert DDG-Präsident Professor Dr. Andreas Fritsche. „Ohne eine adäquate, individuell angepasste Diabetes-Therapie, die durch qualifiziertes Fachpersonal gewährleistet wird, drohen den Betroffenen große gesundheitliche Schäden. Das wiederum hat negativen Einfluss auf die Liegedauer im Krankenhaus sowie die Behandlungsergebnisse und damit auch auf die allgemeine Volkswirtschaft.“
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Die jüngste Krankenhausreform, die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach initiiert wurde, entpuppt sich für Bereiche wie die Diabetologie als problematisch. Denn aus der im Dezember 2022 groß angekündigten Revolution im Krankenhauswesen und dem Versprechen, die Fallpauschalen endlich abzuschaffen, sei ein ‚Reförmchen‘ geworden, um das nun bitter gerungen wird – zu Lasten der Menschen mit Diabetes und der Teams in den Kliniken, kritisiert die DDG. „Fächer der Sprechenden Medizin wie die Diabetologie waren finanziell benachteiligt und werden es weiterhin sein, wenn das Bundesgesundheitsministerium die Existenz von Diabetespatienten im Krankenhaus nach wie vor leugnet“, kritisiert Prof. Fritsche. Dem Experten ist daher unklar, wo die angekündigte Entbürokratisierung stattfindet, wenn zukünftig tatsächlich Doppelstrukturen existieren sollen. Denn die Reform plant die Einführung neuer Leistungsgruppen und Vorhaltepauschalen. Diese basieren jedoch auf den bereits bestehenden Fallpauschalen, was zur Komplizierung des Systems beitrage.
Spezialisierte „Diabetes Units“ seien nötig, damit Menschen mit Diabetes in Krankenhäusern nicht mehr unterversorgt sind
Eine besondere Herausforderung stellt die Anpassung der Diabetes-Therapie an klinische Eingriffe dar. „Jede OP, jede akute Erkrankung schlägt sich auf den Glukosestoffwechsel nieder. Um Komplikationen zu verhindern, ist ein spezifisches diabetologisches Fachwissen erforderlich. Das kann am besten von Diabetes Units geleistet werden“, erklärt DDG-Mediensprecher Professor Dr. Baptist Gallwitz. Oftmals werden technische Hilfsmittel wie Insulinpumpen im Krankenhaus aus Unwissenheit deaktiviert, was zu gefährlichen Unterzuckerungen führen kann. „Das ist leider kein Einzelfall, sondern spiegelt die tägliche Versorgungswirklichkeit wider“, betont Prof. Gallwitz. „Es ist wahrscheinlicher, im Krankenhaus eine lebensbedrohliche Unterzuckerung zu haben, als im häuslichen Umfeld. Ein erschreckendes und inakzeptables Ergebnis!“ Prof. Fritsche ergänzt: „Viele Patienten kommen nicht wegen, sondern mit ihrem Diabetes in eine Klinik: Menschen mit Diabetes werden auch mit einem Herzinfarkt, wegen einer Hüft-OP oder Krebserkrankung eingewiesen. Ihr Diabetes als Nebenerkrankung muss dabei zwingend mitbehandelt werden, denn ihre Prognose und Genesung hängt auch maßgeblich von ihrer Stoffwechsellage ab.“
Die beiden Experten befürchten, dass durch die aktuelle Umstrukturierung die Diabetesversorgung in mittleren und kleineren Krankenhäusern weiter vernachlässigt wird. Sie mahnen, dass die Reform nicht nur auf akute invasive Notfalltherapie fokussieren, sondern auch die Diabetologie stärken sollte. Prof. Fritsche spricht sich daher für spezialisierte Diabetes-Teams aus, um bessere und sichere Behandlungsergebnisse zu erzielen. „In Anbetracht der steigenden Diabeteserkrankungen muss die Diabetologie in Krankenhäusern vielmehr gestärkt werden, indem sie mithilfe von multiprofessionellen Teams in sogenannten Diabetes Units organisiert wird.“ Die Ärzteschaft und die Angehörigen der Gesundheitsberufe appellieren aus diesen Gründen an das Bundesministerium für Gesundheit und die Landesregierungen, bei der Gesetzgebung zur Krankenhausversorgungsverbesserung die Sicherheit chronisch kranker Patienten zu berücksichtigen.
von Redaktion Diabetes-Anker
mit Materialien der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG)
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gingergirl postete ein Update vor 3 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus -
hexle postete ein Update vor 4 Tagen, 4 Stunden
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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