Bessere Aus- und Weiterbildung für Pflegende gefordert

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Foto: Robert Kneschke – stock.adobe.de
Bessere Aus- und Weiterbildung für Pflegende gefordert

Mehr als eine halbe Million Menschen in Deutschland erkranken jedes Jahr neu an Diabetes. Sie sind auf speziell geschultes Pflegepersonal angewiesen. Doch überall herrscht ein Mangel an Fachkräften und Fachwissen. Finanzielle Anreize könnten helfen.

Die Lage ist dramatisch: Laut einer bundesweiten Analyse aller stationären Fälle mit und ohne Diabetes von 2015 bis 2017 hat etwa jede fünfte Patient:in im Krankenhaus einen Diabetes mellitus. Trotz dieser hohen Fallzahl sei die Aus- und Weiterbildung von Pflegefachkräften zu Diabetes nicht ausreichend, sagt Claudia Lenden, Gesundheits- und Krankenpflegerin aus Köln anlässlich des Tages der Pflegenden. „In der Ausbildung zur Pflegefachkraft werden etwa 20 Stunden zum Thema Diabetes unterrichtet, eine verpflichtende Fortbildung zu diesem Thema nach dem Examen gibt es nicht“, so Lenden. Im Arbeitsalltag erschwerten zudem Zeitmangel, organisatorische und strukturelle Probleme die kompetente Versorgung von Menschen mit Diabetes Typ 1 oder Typ 2.

Diabetes-Wissen fehlt

Eine Analyse ergab, dass nur etwa ein Drittel des befragten Pflegepersonals korrekte Antworten zum Thema Ernährung bei Diabetes und nur 16 Prozent zum Thema Insulindosisanpassung geben konnte. Das bestätigen auch Patient:innen mit Diabetes, die nach Aufenthalten in Kliniken und Pflegeinrichtungen häufig von diesen Mängeln berichteten. „Pflegenden fehlt es oft an differenziertem Fachwissen, zum Beispiel zur Behandlung von Unter- und Überzuckerungen oder zum Umgang mit technischen Geräten wie Insulinpumpen“, weiß Lenden.

Pflegedienst Familie

Ähnlich ergeht es älteren Menschen mit Diabetes, deren Anteil an der Gesamtbevölkerung stetig steigt. Ein Viertel der Betroffenen mit Typ-2-Diabetes ist über 75-Jahre alt, rund Million ist sogar über 80 Jahre. „Deutschlands größten Pflegedienst stellen die Angehörigen dar. Sie versorgen häufig ganz allein ihre Partnerinnen und Partner, Eltern usw. in der Häuslichkeit. Wie belastend diese Situation für die Erkrankten und Angehörigen ist, ist nicht vollends bekannt. Einige Angehörige erfahren Unterstützung durch ambulante Pflegedienste“, sagt Doris Schöning, Mitglied im Fachbeirat der Deutschen Diabetes-Hilfe, Landesverband Nordrhein-Westfalen e.V. (DDH-M NRW). Diese Situation führt häufig zu Konflikten. Denn die Mitarbeitenden des ambulanten Pflegedienstes verfügen zwar über eine hohe pflegerische Kompetenz, doch leider meist über ein geringes diabetologisches Wissen. Angehörige erhielten – anders als von Diabetesteams – oft nur halbrichtige Informationen von den Pflegenden.

Finanzielle Anreize

Die DDH-M NRW fordert daher eine strukturierte diabetologische Fort- und Weiterbildung von professionell Pflegenden in allen ambulanten und stationären Einrichtungen der Langzeit- und Akutpflege sowie in der Psychiatrie. „Im Bereich der medikamentösen Diabetestherapie erleben wir rasante Weiterentwicklungen sowie zahlreiche technologische Neuerungen. Diese erfordern ein hohes Maß an Fachwissen, das stetig aktualisiert werden muss“, erklärt Norbert Kuster, Landesvorsitzender und Geschäftsführer der DDH-M NRW. „Es reicht nicht, dass sich der Patient damit auskennt. Wir wollen dazu ermutigen, sich mit der Therapie des Diabetes auseinanderzusetzen, sich qualifizieren zu lassen und das Erlernte umzusetzen!“

Damit sich noch mehr Menschen für eine entsprechende Weiterbildungsmaßnahme entscheiden, müssten außerdem finanzielle Anreize gesetzt werden – sowohl für die Pflegenden selbst als auch für die Einrichtungen.



von Redaktion Diabetes-Anker

mir Materialien der Deutschen Diabetes-Hilfe – Menschen mit Diabetes, Landesverband Nordrhein-Westfalen e.V.

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  • Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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  • hexle postete ein Update vor 1 Tag, 17 Stunden

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

  • tako111 postete ein Update vor 5 Tagen, 3 Stunden

    Fussschmerzen lassen leider keine Aktivitäten zu!

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