Discounter Lidl will an Kinder gerichtete Werbung für ungesunde Lebensmittel beenden

Discounter Lidl will Kindermarketing für ungesunde Lebensmittel beenden
Discounter Lidl will Kindermarketing für ungesunde Lebensmittel beenden
Petr Bonek – stock.adobe.com

Keine Werbung mehr für ungesunde Lebensmittel, die speziell auf Kinder abzielt: Der Discounter Lidl hat angekündigt, Comicfiguren von den Eigenmarken-Verpackungen überzuckerter und fettiger Produkte, zu verbannen. Die Verbraucherschutzorganisation foodwatch zeigt sich erfreut und fordert Lidls Konkurrenten Aldi dazu auf, diesen Schritt ebenfalls zu gehen.

In den entsprechenden Supermarktregalen sind sie unübersehbar: Comicfiguren auf den Verpackungen sowie Spielzeugbeigaben sollen bestimmte Lebensmittelprodukte für Kinder attraktiv machen und den Kaufwunsch befeuern. Laut der Verbraucherorganisation foodwatch handelt es sich jedoch bei einem Großteil der auf diese Art beworbenen Lebensmittel um Süßigkeiten, zuckrige Frühstücksflocken und viel zu süße Limonaden. 

Lidl-Eigenmarken: keine Junkfood-Werbung für Kinder in TV, Internet und direkt im Supermarkt

Das Unternehmen Lidl will nun Schluss damit machen und derart an Kinder gerichtetes Junkfood-Marketing einen Riegel vorschieben: Die Discountermarkt-Kette hat angekündigt, Lebensmittelprodukte seiner Eigenmarken, die nach den Nährwert-Kriterien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als ungesund gelten, schon ab diesem Jahr nicht mehr an Kinder zu bewerben. Und bis Ende 2025 sollen nur noch die Verpackungen ausgewogener Produkte mit Comicfiguren oder Spielzeugbeigaben für Kinder gestaltet werden. Ausnahmen soll es lediglich für Saisonartikel an Weihnachten, Ostern und Halloween geben. Auch bei der Fernseh-, Internet- und Radio-Werbung will das Unternehmen nur noch gesunde Lebensmittel an Kinder vermarkten.

Im Gegensatz zu den Selbstverpflichtungen anderer Lebensmittelunternehmen, die foodwatch als zu lasch bezeichnet, orientiert sich Lidl dabei am Nähwert-Profilmodell der WHO, dass auf wissenschaftlichen Erkenntnissen fußt.  Dieses bewertet Lebensmittel anhand ihrer Nährwertzusammensetzung dahingehend, ob sie sich im Marketing an Kinder richten sollten oder nicht. Dabei sind die Anteile von Fett, gesättigten Fettsäuren, Zucker und Salz, aber auch der Kaloriengehalt, Zuckerzusätze und zugefügte Süßstoffe ausschlaggebend. 

Lidl als Vorreiter: foodwatch fordert, dass Konkurrent Aldi nachzieht

Werbung für Lebensmittel mit viel Zucker, Fett oder Salz hat nachweislich einen Einfluss auf das Essverhalten, betont foodwatch. Kinder essen etwa doppelt so viel Süßigkeiten, aber nur halb so viel Obst und Gemüse wie empfohlen. Aktuell sind etwa 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen von Übergewicht und sechs Prozent sogar von starkem Übergewicht (Adipositas) betroffen. Ihnen drohen im späteren Leben Krankheiten wie Typ-2-Diabetes, Gelenkprobleme, Bluthochdruck und Herzerkrankungen. Jeder siebte Todesfall in Deutschland ist laut Daten der OECD auf ungesunde Ernährung zurückzuführen.

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Während Lidl Schluss macht mit an Kinder gerichtete Junkfood-Werbung, ködere Konkurrent Aldi nach wie vor Kinder mit Zuckerbomben und fettigen Snacks, kritisiert die Verbraucherschutzorganisation. Das Unternehmen torpediere damit das Bemühen vieler Eltern, ihre Kinder für eine gesunde Ernährung zu begeistern. Aldi müsse laut foodwatch nun ebenfalls Verantwortung zeigen, dem Beispiel von Lidl folgen und nur noch ausgewogene Produkte seiner Eigenmarken an junge Menschen bewerben. Ähnlich wie bei Lidl spielen Eigenmarken bei Aldi eine große Rolle. Nach Angaben von Aldi Süd bestehen 90 Prozent des Sortiments aus Eigenmarken. Bei Aldi Nord sollen es 85 Prozent sein.

Zu süße, salzige oder fettige Lebensmittel: Bundesregierung plant Gesetz gegen Werbung für Kinder

Auch die Politik will diesbezüglich strengere Richtlinien einführen. Um Kinder zu schützen, hat die Ampel-Regierung im Koalitionsvertrag angekündigt, gegen Junkfood-Werbung vorzugehen. Das Bundesernährungsministerium dürfte schon in Kürze einen entsprechenden Gesetzentwurf vorlegen. Dieser wird jedoch in erster Linie die Werbung im TV, Radio und Internet umfassen, nicht die Verpackungsgestaltung. foodwatch warnt vor diesem Schlupfloch: Mit Comicfiguren auf Verpackungen von Süßwaren und fettigen Snacks fördert die Lebensmittelindustrie Fehlernährung insbesondere bei Kleinkindern, die über andere Kanäle kaum erreicht werden, aber mit ihren Eltern einkaufen gehen.

Über das Verzichten auf an Kinder gerichtete Marketing für Ungesundes hinaus will Lidl zukünftig sein Lebensmittel-Sortiment gesünder gestalten: Bis 2025 soll der Anteil pflanzenbasierter Proteinquellen kontinuierlich erhöht werden und bei Eigenmarken vermehrt auf ballaststoffreiche Vollkornprodukte gesetzt werden. Und auch in Sachen Umweltbewusstsein will der Discounter voranschreiten und setzt sich für die Einführung einer europaweiten Nachhaltigkeitskennzeichnung ein.


von Redaktion Diabetes-Anker (gh)

mit Materialien von foodwtach

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Eine Antwort

  1. Ich finde es wirklich sehr schön, und lobenswert, dass die Discounterkette sich entschieden hat, keine Werbung mehr für ungesunde Lebensmittel zu machen, die speziell auf Kinder abzielt. Spannend fände ich es jedoch zu verfolgen, wie viele Werbeplakate sie erstellen lassen müssen, um diese wie angekündigt bis 2025 zu ersetzen. Man kann ihnen einiges vorwerfen, aber hier treffen sie eine richtige, und wichtige Entscheidung.

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