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Übergewicht und Adipositas zählen zu den bedeutsamsten vermeidbaren Faktoren für ein erhöhtes Krebsrisiko: Jedes Jahr sind etwa 30.000 Krebsfälle in Deutschland darauf zurückzuführen. In der breiten Öffentlichkeit ist dieser Zusammenhang jedoch nur wenig bekannt. Daher machen die Initiatoren der 5. Nationalen Krebspräventionswoche vom 25. bis 29. September u.a. durch eine Social-Media-Kampagne darauf aufmerksam und setzen sich zudem für Rahmenbedingungen ein, die es Menschen leichter machen, ein gesundes Körpergewicht zu halten oder zu erlangen.
Wenn es um die negativen gesundheitlichen Auswirkungen von zu viel Körpergewicht geht, denken viele Menschen an Kurzatmigkeit, Gelenkbeschwerden oder vielleicht noch Typ-2-Diabetes. Deutlich weniger bekannt ist, dass Übergewicht und besonders Adipositas (starkes Übergewicht ab einem Body-Mass-Index von 30) auch nicht zu unterschätzende Risikofaktoren für Krebserkrankungen sind. Forscherinnen und Forscher des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) haben 2018 berechnet, dass fast sieben Prozent der Krebsneuerkrankungen in Deutschland auf das Konto von Übergewicht gehen. „Das bedeutet, dass jedes Jahr etwa 30.000 Menschen in Deutschland bedingt durch ihr Übergewicht an Krebs erkranken. Das sind 30.000 vermeidbare Krebsfälle“, sagt DKFZ-Vorstandsvorsitzender Prof. Dr. Dr. h.c. Michael Baumann.
Um mehr Menschen über den weithin wenig bekannten Zusammenhang zwischen Übergewicht und Krebs zu informieren, richtet die diesjährige Nationale Krebspräventionswoche vom 25. bis 29. September ihren Fokus auf diese Thematik. Die drei beteiligten Organisationen, das DKFZ, die Deutsche Krebshilfe und die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG), haben daher eine Social-Media-Kampagne initiiert (siehe Motive im nachfolgenden Kasten), die dazu ermuntern soll, auf ein gesundes Körpergewicht zu achten. Die einschlägige Botschaft: weniger Übergewicht, weniger Krebsrisiko! Die Inhalte basieren dabei auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und sollen über Risiken und Zusammenhänge von Krebs und Übergewicht sowie Präventionsmöglichkeiten aufklären, so die Initiatoren. Mit den Inhalten sei zu keiner Zeit eine Bewertung von persönlichen Lebensstilen, Körpergewicht oder anderen körperlichen Merkmalen beabsichtigt.
Die Nationale Krebspräventionswoche ist eine gemeinsame Initiative der Deutschen Krebshilfe, des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) und der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG). Die drei Organisationen machen damit auf das große Potenzial der Prävention aufmerksam. Die Vision: Krebs soll gar nicht erst entstehen. Die Krebspräventionswoche findet jährlich im Monat September statt. Im Fokus steht jedes Jahr ein anderer Lebensstil-Faktor, der das Krebsrisiko beeinflusst.
Weitere Informationen zur Krebspräventionswoche unter:
Zur Nationalen Krebspräventionswoche initiieren die drei Krebsorganisationen eine Social-Media-Kampagne, die dazu ermuntern soll, auf ein gesundes Körpergewicht zu achten. Die Botschaft: weniger Übergewicht, weniger Krebsrisiko!
Diese und weitere Motive können auf der DKFZ-Website heruntergeladen werden.
Doch auch die Entscheidungsträgerinnen und -träger in der Politik sollen dazu bewegt werden, bessere strukturelle Rahmenbedingungen für einen gesunden Lebensstil zu schaffen. Werbeeinschränkungen für besonders übergewichtsfördernde Produkte sowie eine höhere Besteuerung stark fett- und zuckerhaltiger Lebensmittel müssen ein erster Schritt sein, um dieses Ziel zu erreichen, fordern die drei Krebsorganisationen.
Denn ein gesundes Körpergewicht zu halten, ist nicht leicht in einer Welt voller Verführung durch hochkalorische Lebensmittel. „Höchste Priorität sollten daher präventive Maßnahmen haben, die es den Menschen leichter machen, sich ausgewogen zu ernähren und damit ihr Körpergewicht zu halten“, sagt Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe. „Die Prävention von Übergewicht muss bereits im Kindesalter ansetzen, denn hier hat Übergewicht oftmals seinen Ursprung.“
Als wichtige Anreize für eine gesunde Ernährung gelten unter anderem ein Verbot von an Kinder gerichteter Werbung für übergewichtsfördernde Lebensmittel oder eine „gesunde Mehrwertsteuer“. Diese sieht eine höhere Besteuerung für stark zucker- oder fett- oder salzhaltige Nahrungsmittel vor, während Obst und Gemüse nicht besteuert werden. Auch verbraucherfreundliche Nährwertkennzeichnungen sowie ausgewogene Ernährungsangebote an Schulen könnten einen wichtigen Beitrag leisten.
Einige europäische Länder haben solche Präventionsmaßnahmen bereits umgesetzt: So besteuern beispielsweise England und Frankreich stark gezuckerte Limonaden, Portugal verbietet an Kinder gerichtete Werbung für ungesunde Lebensmittel. „In Deutschland haben wir dringenden Handlungsbedarf“, sagt Prof. Dr. Michael Ghadimi, Präsident der DKG. „Die Umsetzung des im Koalitionsvertrag beschlossenen Verbots von an Kinder gerichteter Werbung für Lebensmittel mit hohem Zucker- und Fettgehalt wäre ein wichtiger erster Schritt für die Krebsprävention.“
„Ich begrüße es sehr, dass die diesjährige Nationale Krebspräventionswoche Übergewicht und Adipositas als vermeidbare Risikofaktoren für eine Krebserkrankung in den Mittelpunkt stellt“, wird Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach in einer Pressemitteilung des DKFZ zitiert. „Viele Menschen wissen, dass Rauchen und Alkoholkonsum bedeutsame Risikofaktoren für eine Krebserkrankung darstellen. Viel weniger bekannt dürfte sein, dass starkes Übergewicht und Adipositas das Risiko für eine Reihe von häufigen Krebserkrankungen wie Brustkrebs und Darmkrebs erhöhen. Durch die Beseitigung oder noch besser die Vermeidung dieser Risikofaktoren durch gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung reduzieren wir nicht nur das Risiko für eine Krebserkrankung, sondern auch für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, den Typ-2-Diabetes und Gelenkerkrankungen.“
Brustkrebs nach den Wechseljahren, Darmkrebs, Gebärmutterkrebs, Speiseröhrenkrebs und Nierenzellkrebs treten bei fettleibigen Menschen erheblich häufiger auf als bei Normalgewichtigen. Außerdem erkranken adipöse Menschen häufiger an Leber- oder Bauchspeicheldrüsenkrebs, an Eierstockkrebs oder an einem Multiplen Myelom. Studiendaten weisen auf einen Zusammenhang von Dosis und Wirkung: Je stärker ausgeprägt die Fettleibigkeit ist, desto höher das Krebsrisiko. Allerdings spielt das Übergewicht nicht bei allen Krebsarten eine gleich starke Rolle: Bei Gebärmutter- und Nierenkrebs oder bei Adenokarzinomen der Speiseröhre ist sogar fast die Hälfte aller Fälle durch Adipositas bedingt.
Insbesondere das viszerale Bauchfett, das die inneren Organe umgibt, produziert viele entzündungsfördernde Botenstoffe. Sind sie dauerhaft erhöht, so entstehen chronische Entzündungen, die krebsfördernd wirken. Die Fettzellen im Körper produzieren außerdem das Sexualhormon Östrogen, das wachstumsfördernd ist. Auch Krebszellen können dadurch zum Wachstum angeregt werden. Übergewichtige Menschen produzieren mehr Insulin als Normalgewichtige. Insulin dient für viele Krebszellen als Wachstumsfaktor, weshalb ein durchgängig hoher Insulinspiegel das Krebswachstum antreiben kann.
Insbesondere das ungesunde viszerale Bauchfett gilt als Krebstreiber, nicht so sehr die Fettpölsterchen an Po und Beinen. Deshalb haben oftmals auch Personen mit einigermaßen schlanker Statur ein erhöhtes Krebsrisiko, ohne davon zu ahnen. Das viszerale Fett ist stoffwechselaktiv und produziert entzündungsfördernde Botenstoffe. Die gute Nachricht: Wem es gelingt, sein Körpergewicht zu reduzieren, der reduziert damit gleichzeitig auch sein viszerales Bauchfett. Intensives Training kann beim Abbau des viszeralen Fetts helfen.
von Redaktion Diabetes-Anker
mit Materialien des Deutschen Krebsforschungszentrums
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