Minister Özdemir stellt Gesetzesvorhaben für mehr Kinderschutz in der Werbung vor

Minister Özdemir stellt Gesetzesvorhaben für mehr Kinderschutz in der Werbung vor
Minister Özdemir stellt Gesetzesvorhaben für mehr Kinderschutz in der Werbung vor
Foto: Myst – stock.adobe.com

Um die Gesundheit von Kindern zu schützen, hat Bundesminister Cem Özdemir Pläne für einen besseren Kinderschutz in der Werbung vorgestellt. Nach einem Gesetzentwurf des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) soll an Kinder gerichtete Werbung für Lebensmittel mit zu viel Zucker, Salz oder Fett künftig nicht mehr erlaubt sein. Das Vorhaben ist im Koalitionsvertrag verankert.

Der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft Cem Özdemir hat einen Gesetzentwurf zur Regulierung von Lebensmittelwerbung für Kinder vorgestellt. Dem Entwurf zufolge soll Werbung für Lebensmittel mit zu hohem Zucker-, Fett- oder Salzgehalt nicht mehr erlaubt sein, wenn sie an Kinder gerichtet ist. Insgesamt soll damit die Gesundheit von Kindern geschützt werden. Denn der übermäßige Verzehr von Lebensmitteln mit diesen Inhaltsstoffen kann zu gesundheitlichen Problemen wie Übergewicht und Typ-2-Diabetes führen.

Die Einhaltung der Höchstwerte für den Gehalt an Gesamtfett, gesättigten Fettsäuren, Gesamtzucker, zugesetztem Zucker, Süßungsmitteln, Salz und/oder Energie pro 100 g Lebensmittel sollen an das Nährwertprofilmodell der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gebunden werden. Ausgenommen sind Milchprodukte (hinsichtlich des Fettgehalts) und Säfte ohne zusätzlichen Zucker oder Süßungsmittel.

Besserer Kinderschutz in der Werbung: Das umfasst der Gesetzentwurf von Özdemir

Der Gesetzentwurf definiert Kinder als alle unter 14-Jährigen. Werbung für entsprechende Lebensmittel ist demnach an Kinder gerichtet, wenn die Werbung direkt an Kinder adressiert ist oder Kinder durch das Werbeumfeld oder den Kontext der Werbung beeinflusst werden können (z.B. durch Kinder als Darsteller, auf Kinder ausgerichtete Aufmachung oder speziell auf Kinder abzielende Sprache). Die Regulierung soll für alle Medien gelten, die für Kinder relevant sind, so bspw. auch für Radio- und TV-Übertragungen zwischen 6 und 23 Uhr sowie für Influencermarketing auf Social Media. Auch Außenwerbung in der Nähe von Kitas, Schulen oder Freizeiteinrichtungen für Kinder sind darin eingeschlossen. Zudem soll an Kinder gerichtetes Sponsoring, das auf Lebensmittelprodukte mit hohem Zucker-, Fett- oder Salzgehalt basiert, ebenfalls nicht mehr zulässig sein.

Auch interessant zu diesem Thema:
➤ Discounter Lidl will an Kinder gerichtete Werbung für ungesunde Lebensmittel beenden

Kinder werden täglich mit Werbung für Lebensmittel mit hohem Zucker-, Fett- oder Salzgehalt beeinflusst. Durch die gestiegene Mediennutzung während der COVID-19-Pandemie hat sich die Situation weiter verschärft. Im Durchschnitt sieht ein Kind pro Tag 15 Werbespots für ungesunde Lebensmittel. Kinder essen doppelt so viele Süßigkeiten und snacken mehr, als Obst und Gemüse zu sich zu nehmen. 15 Prozent der deutschen Drei- bis Siebzehnjährigen sind übergewichtig, knapp sechs Prozent adipös, also stark übergewichtig, wie Studien zeigen. Übergewicht im Kindesalter führt zu einem erhöhten Risiko für ernährungsbedingte Krankheiten und kann psychische und physische Belastungen verursachen. Darüber hinaus werden Lebensstil und Ernährungsgewohnheiten im Kindesalter geprägt und wirken im Erwachsenalter stark nach.

Fachverbände unterstützen das Gesetzesvorhaben des Bundesministeriums für Ernähung

Die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK), einen Zusammenschluss von medizinischen und wissenschaftlichen Fachverbänden, begrüßt den Entwurf als Meilenstein für die Kindergesundheit. Das WHO-Nährwertmodell sei die ideale Grundlage für die Werbebeschränkung, ebenso sei ein komplettes Verbot der Werbung für ungesunde Lebensmittel in allen Medien notwendig. Die Werbebeschränkung light, die nur im Umfeld klassischer Kindersendungen greift, wäre zum Scheitern verurteilt, so Barbara Bitzer, DANK-Sprecherin und Geschäftsführerin der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). Die Pläne stoßen bei einem breiten gesellschaftlichen Bündnis von Wissenschaft und Ärzteschaft sowie Krankenkassen und Elternverbänden auf Unterstützung, auch eine Mehrheit der Bevölkerung befürwortet sie.



von Redaktion Diabetes-Anker (gh)

mit Materialien des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK)

Beitrag teilen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Aktuelle Beiträge aus den Rubriken

Diabetes im Straßenverkehr: Wie groß ist das Unfallrisiko wirklich?

Diabetes im Straßenverkehr: Wie groß ist das Unfallrisiko wirklich?

Menschen mit Diabetes sind häufiger in Verkehrsun­fälle verwickelt als Personen ohne Diabetes. Um wie viel höher ihr Unfallrisiko im Straßenverkehr ist und welche Schlüsse daraus zu ziehen sind, lässt sich nur schwer ermitteln – internationale Studien ergeben ein sehr uneinheitliches Bild. Dennoch ist die Veröffentlichung der

Weiterlesen »
Hin und zurück - bis ans Ende der Dia-Welt – Mein 3. Diaversary

#31: Mein 3. Diaversary

Heute vor drei Jahren ist es passiert — am 18. September 2020. Ich saß beim Arzt und wartete auf die Ergebnisse bezüglich meiner Flecken an den Beinen. Als ich an diesem Freitagmorgen die Praxis verließ, änderte sich mein ganzes Leben auf einen Schlag. Denn ich wurde

Weiterlesen »
Balanceakt: Typ-1-Diabetes früher diagnostizieren und behandeln – aber wie?

Balanceakt: Typ-1-Diabetes früher diagnostizieren und behandeln – aber wie?

An der Früherkennung mithilfe von Bio­markern scheiden sich die Geister: Ist es überhaupt sinnvoll, Typ-1-Diabetes früher zu diagnostizieren und zu behandeln? Die einen argumentieren mit weniger schweren Stoffwechselentgleisungen (Ketoazidosen) beim Ausbruch und neuen medikamentösen Behandlungsansätzen zur Verzögerung der Erkrankung um mehrere Jahre. Andere blicken mit Sorge

Weiterlesen »
Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen
Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

⚓️ Jetzt AnkerLetter abonnieren 💌

Mit dem regelmäßigen gratis Newsletter gelangen die wichtigsten aktuellen Informationen für Menschen mit Typ-2-Diabetes automatisch in deinen Posteingang. Trage jetzt deine E-Mail-Adresse ein und verpasse keine wichtigen Nachrichten mehr. (Die Abmeldung ist jederzeit möglich über einen Link im Newsletter.)