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Kanaren oder Karibik, Kolumbien oder Kanada, Kiel oder Konstanz: Reisen mit Diabetes sind grundsätzlich überall hin möglich. Hier sind die besten Reisetipps und Checklisten!
Vor Reiseantritt – am besten vier bis sechs Wochen davor – solltest du einen Besuch bei deinem be-handelnden Arzt einplanen (Hausärztin, Diabetologin), empfiehlt Dr. Andreas Leischker, Tönisvorst. Auf Basis der Informationen zur Erkrankung (z.B. diabetische Folgekomplikationen) und der Therapie (aktuelle Medikamente) kann die behandelnde Ärzt*in eine ärztliche Bescheinigung ausfüllen (siehe Kasten). Diese ist u.a. wichtig für Handgepäckkontrollen bei Flugreisen oder für Zollkontrollen. Zusätzlich solltest du immer einen Diabetes-Nofallpass dabei haben. Für Reisende mit Diabetes sollten Insulin und Blutzuckerteststreifen in doppelter Menge verordnet werden.
Das gesamte Insulin sollte bei Flugreisen im Handgepäck bleiben: Es kann im Frachtraum einfrieren und das Hauptgepäck falsch verladen werden. Während der Flugreise solltest du deinen Blutzucker alle drei Stunden messen. Insulin sollte an Bord auch erst gespritzt werden, wenn die Mahlzeit serviert ist – plötzlich auftretende Turbulenzen können das Verteilen des Essens verzögern. Auf Alkohol während des Flugs sollte wegen des Hypoglykämierisikos komplett verzichtet werden. Mit Diabetes ist es auch empfehlenswert, einen Sitzplatz am Gang („Aisle Seat“) zu buchen. Wegen der größeren Beinfreiheit ist das Thromboserisiko geringer.
Bei Autofahrten ist eine regelmäßige Glukosekontrolle besonders wichtig, um Hypoglykämien zu vermeiden. Dies gilt für Deutschland, aber besonders für Länder, in denen die Notfall- und Intensivversorgung nicht mit unseren Standards vergleichbar ist. Der Blutzucker muss vor Fahrtantritt und während der Fahrt spätestens alle zwei Stunden kontrolliert und dokumentiert wer¬den (Dokumentation zur „Entlastung“ des Fahrers bei Unfall). Im Fahrzeug sollten immer Zwischenmahlzeiten und schnell resorbierbare Kohlenhydrate (Cola, Limonaden, Fruchtsäfte, Traubenzucker) gut erreichbar verfügbar sein. Bei Symptomen einer Unterzuckerung sollte der/die Fahrer*in sofort (auf dem Parkplatz oder Standstreifen) anhalten und Kohlenhydrate zuführen.
Liegt eine diabetische Polyneuropathie vor, werden kleine Verletzungen der Füße häufig nicht bemerkt (abendliche Fußkontrolle empfohlen). Wegen der Verletzungsgefahr solltest du das Barfußgehen am Strand oder auf der Wiese möglichst vermeiden. Beim Tragen offener Schuhe wie Sandalen sollte man darauf achten, dass z.B. Riemchen nicht einschneiden und keine Steinchen im Schuh sind.
Aufgrund der Infektionsgefahr auf Reisen sollten auch kleine Verletzungen immer desinfiziert und mit einem (Pflaster-)Verband versorgt werden. Bei einer Infektion kann man heute eine Fotoaufnahme des betroffenen Fußes (per Smartphone) an die Hausarzt- oder Schwerpunktpraxis schicken. Bei Infektionszeichen sollte generell frühzeitig eine orale Antibiotikatherapie (z.B. Azithromycin) eingeleitet werden.
Traubenzucker oder kohlenhydrathaltige Getränke solltest du immer dabei haben und deinen Blutzucker häufiger messen, um Hypoglykämien zu vermeiden. Hitze kann sowohl zu Über-als auch zu Unterzuckerungen führen.
Menschen mit Diabetes haben ein erhöhtes Infektionsrisiko. Besonders wichtig sind deshalb Impfungen gegen Influenza, Pneumokokken und (reiseunabhängig) Herpes zoster.
Der Abschluss einer Reise- und Reiserückholversicherung („Repatriierungsversicherung“) wird empfohlen.
Insulin ist bei Temperaturen unter 30 Grad Celsius bis zu drei Wochen auch außerhalb des Kühlschranks haltbar. Bei über 30 Grad verliert es jedoch nach einigen Tagen, bei über 40 Grad sogar schon innerhalb weniger Stunden seine Wirksamkeit. Über 50 Grad können im Auto schnell entstehen, wenn es in der prallen Sonne steht. Insulin sollte deshalb nie (auch wegen Diebstahlgefahr) im geparkten Wagen zurückgelassen werden. Für eine längere Autofahrt, aber auch bei einem Aufenthalt am Strand, bietet sich die Insulinaufbewahrung in einer Kühltasche an. Gefrierfach ist tabu! Insulin darf niemals ins Gefrierfach gelegt werden, da es beim Einfrieren seine Wirksamkeit verliert.
„Leihpumpe“ für den Notfall. Mit Pumpentherapie solltest du auf Flugreisen das Gerät kurz vor dem Start abhängen und bei Erreichen der Reiseflughöhe wieder anschließen (Druckschwankungen!). Bei einem Wechsel der Zeitzone sollte die Pumpe zunächst auf eine feste Basalrate programmiert werden. In der Regel zwei bis drei Tage nach Ankunft kann man dies wieder variabel handhaben. Wer eine Pumpe nutzt, muss auch in der Lage sein, bei deren Ausfall auf das Spritzen nach dem Basis-Bolus-Prinzip umzusteigen.
Innerhalb der EU bieten die meisten Hersteller den Service an, eine neue Pumpe bei Verlust oder Diebstahl innerhalb von einem Tag an die Urlaubsadresse zu liefern (24-Stunden-Hotline). Bei Reisen außerhalb der EU ist die Mitnahme einer zweiten Insulinpumpe sinnvoll. Die Hersteller bieten hierfür „Leihpumpen“ an. Viele verleihen eine (versiegelte) Ersatzpumpe für bis zu sechs Wochen kostenlos.
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von Antje Thiel
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