Nationale Diabetesstrategie: Verbände fordern von Politik, den Stillstand zu beenden

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Nationale Diabetesstrategie: Verbände fordern von Politik, den Stillstand zu beenden
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Nationale Diabetesstrategie: Verbände fordern von Politik, den Stillstand zu beenden

Die Nationale Diabetesstrategie, einst hoffnungsvoll verabschiedet, verstaubt seit nun mehr vier Jahren in den Schubladen. DDG und diabetesDE fordern die Politik daher auf, den Stillstand zu beenden und endlich zu handeln.

Die Nationale Diabetesstrategie feiert heute ihr vierjähriges Bestehen, doch anstatt Fortschritte zu feiern, verstaubt sie in den Schubladen des Bundesgesundheitsministeriums (BMG). Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) und diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe rufen die Politik dazu auf, die Nationale Diabetesstrategie endlich umzusetzen und die gesundheitspolitische Agenda neu zu beleben.

Jahrelange Stillstand in der Politik: Einzelmaßnahmen statt durchdachte Strategie

„Der Jahrestag der Nationalen Diabetesstrategie erinnert daran, dass die Politik bereits seit vier Jahren eine konkrete Anleitung für eine bessere nationale Diabetes- und Gesundheitsprävention besitzt, diese jedoch ungenutzt lässt,” kritisiert DDG-Präsident Professor Dr. med. Andreas Fritsche. Seit der Verabschiedung im Jahr 2020 wurden wichtige Ziele wie die Förderung von Prävention und Versorgungsforschung nicht umgesetzt. Die „sprechende Medizin“ bleibt unterfinanziert und wichtige Lehrstühle verschwinden zunehmend.

Aktuelle Initiativen wie das „Gesunde-Herz-Gesetz“ (GHG) greifen laut Barbara Bitzer, Geschäftsführerin der DDG, zu kurz. „Das GHG entspricht nicht den Anforderungen einer umfassenden Präventionsstrategie“, bemängelt sie. Ein Ansatz, der alle relevanten Bereiche wie Ernährung, Sport und Bildung einbezieht, fehlt. Stattdessen setze das BMG auf Schnellschüsse, die den internationalen Empfehlungen der WHO und EU widersprechen.

DDG und diabetesDE betonen Notwendigkeit einer umfassenden Strategie

Ein weiterer Kritikpunkt ist der Fokus auf medikamentöse Vorsorge statt auf verhaltenspräventive Maßnahmen. „Das BMG plant, Gelder für Präventionsangebote zugunsten einer breiten Versorgung mit Statinen umzuschichten, was keinerlei Evidenzbasis hat“, erklärt Dr. med. Jens Kröger, Vorstandsvorsitzender von diabetesDE. „Prävention bedeutet, Lebensstiländerungen zu fördern, nicht nur Medikamente zu verteilen.“

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Die DDG und diabetesDE fordern eine kohärente und umfassende Strategie, die nicht nur den Diabetes, sondern auch verwandte Volkskrankheiten wie Herzkreislauf-Erkrankungen, Adipositas und Bluthochdruck berücksichtigt. „Es braucht einen ganzheitlichen Ansatz, der Prävention und Versorgung nachhaltig verbessert“, so Kröger. Ein Diabetesregister könnte hierbei helfen, die Datenlage zu verbessern und evidenzbasierte Entscheidungen zu ermöglichen.

Aufruf an die Politik: Stillstand bei Nationaler Diabetesstrategie nun endlich beenden!

Die DDG und diabetesDE fordern die Politik auf, die Nationale Diabetesstrategie nicht länger zu vernachlässigen, sondern sie aktiv auf die gesundheitspolitische Agenda zu setzen. „Karl Lauterbach hätte so die Chance, seinem Anspruch als Präventionsminister gerecht zu werden und die Gesundheitsversorgung in Deutschland nachhaltig zu verbessern“, betont Fritsche.

Die Hoffnung auf eine baldige Umsetzung der Nationalen Diabetesstrategie bleibe, denn die Herausforderungen der Diabetesversorgung wachsen stetig. Es sei an der Zeit, dass die Politik handelt und den Stillstand beendet, unterstreichen die beiden Verbände.

Weiterführende Informationen:
➤ Empfehlungen der DDG zur Nationalen Diabetesstrategie



von Redaktion Diabetes-Anker

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  • hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid

    • Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid

    • Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike

  • Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂

    Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/

  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

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