Wenn Diabetiker auf andere Diabetiker treffen

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Wenn Diabetiker auf andere Diabetiker treffen

Als ich nach 3 Stunden Autofahrt endlich bei Frankfurt von der Autobahn abfahre, kommt langsam die Aufregung. Gleich treffe ich die ganzen Blood-Sugar-Lounge-Kollegen. Ich bin Neuling, schreibe erst seit einem knappen halben Jahr für die Lounge. Ich weiß, dass viele dort sind, die schon jahrelang bloggen. Auf einem Barcamp war ich vorher auch noch nie. Werde ich Anschluss finden? Wird man mich kritisieren? Sind das alles moralische Vorbild-Diabetiker? Worüber werden wir überhaupt sprechen?

Erzwungener Smalltalk? Fehlanzeige!

Pünktlich machen wir uns auf Richtung Mediacampus. Die Erste, mit der ich so richtig rede, ist Susanne. Susanne ist auch erst relativ kurz bei der Blood Sugar Lounge.  Wir reden kurz über unsere Anreise und wo wir herkommen. Danach geht es sofort über FreeStyle Libre, Diagnosezeitpunkt, Insulinpumpen, Reaktionen von Freunden und Familie auf den Diabetes. Erzwungener Smalltalk? Fehlanzeige!

Als wir ankommen, stehen schon Häppchen und Getränke für uns bereit. Es gibt eine kurze Ansprache, und danach haben wir circa eine Stunde Zeit, uns gegenseitig alle ein bisschen zu „beschnuppern“, bevor es in die #BSL-Redaktionskonferenz geht. Viele kennen sich schon aus vorherigen Veranstaltungen. Ich schnappe mir ein Glas Wein und stelle mich überall mal ein bisschen dazu. Bis jetzt läuft alles eigentlich sehr entspannt.

Foto: Stephan Benz

Bei euch piept es wohl?

Um 19 Uhr starten wir mit der Redaktionskonferenz. Alle stellen sich noch einmal kurz vor. Einige Namen kenne ich schon oder ich habe selbst schon Artikel von ihnen gelesen. Plötzlich ein vertrautes piep piep piiiep piiiep. Eindeutig ein mylife OmniPod. Ich fasse aus Reflex an meine Pumpe. Sonntagmorgen beim Frühstück erfahre ich, dass ich da nicht die Einzige war. Normalerweise weiß ich bei diesem Ton schon, dass er irgendwo von meinem Körper kommt. Doch diesmal ist es nicht mein eigener. Ein Schmunzeln huscht mir über die Lippen.

Nach der Redaktionskonferenz beschließen die meisten von uns, noch einen kurzen Umtrunk an der Hotelbar zu nehmen. Wir reden hauptsächlich über Diabetiker-Zeugs. Ich lerne Steffi kennen und bin ganz begeistert von ihren Diabetes-Stickern. Basti erzählt von seinen ganzen Projekten und wo er überall dabei ist, ziemlich beeindruckend. Lisa und ich finden heraus, dass wir beide Geschwister und Elternteile haben, die auch unter Typ-1-Diabetes leiden.

Der harte Kern unterhält sich noch bis 4 Uhr morgens, ich kapituliere um 2 Uhr.

Auf zum Barcamp

Um 9 Uhr am Morgen geht es für uns am Mediacampus weiter. Über 100 Leute sind gekommen. Neben uns Autoren sind auch Leute vom CampD, Novo Nordisk und natürlich ganz viele Typ-1-und Typ-2-Diabetiker da. Vom Diabetes-Song über Ernährungsdiskussionen bis zur Unterhaltung über Folgeerkrankungen – der Session-Plan ist riesig. Insgesamt 28 Sessions in 6 Räumen sind heute angesetzt. Ausnahmsweise würde ich mich mal gerne in zwei Hälften reißen können.

Die Sessions beginnen

Meine erste Session habe ich bei Michi im Live-Stream-Raum – die Session könnt ihr euch hier noch mal ansehen. Es geht um ein Video-Projekt für neu diagnostizierte Diabetiker. Zugegebenermaßen ein Thema eher für die BSL-Autoren. Aber auch viele Nicht-Autoren haben sich eingefunden, sind begeistert und bereit, mitzuarbeiten. Ich finde die Diskussion klasse und steige gleich voll mit ein. Die Live-Kamera habe ich nach wenigen Minuten schon total vergessen.

Danach bin ich bei Maren von mysugarcase, die uns einen Überblick über die Gründung eines Unternehmens gibt, das mit Diabetes zu tun hat. Maren hat uns auch allen einen Sugarcase in unsere Session-Tüten gepackt. Ich hab mich sofort darin verliebt und bestelle mir spätestens nächste Woche den nächsten.

Danach geht es zur Session über Diabetesaufklärung. Ein Thema, das mir persönlich sehr am Herzen liegt. Ich plappere so viel, dass Olli, die Sessionleiterin, mich manchmal zurückhalten muss. Die Dreiviertelstunde vergeht wie im Flug.

Doch neben den ganzen Sessions unterhalten wir uns natürlich auch alle in der Pause über den Diabetes. Vor allem mit Marcel, Maggy und Kathi finde ich immer ein Gesprächsthema.

Beim Essen geht’s weiter

Die Zeit geht viel zu schnell vorbei, und um 18 Uhr ist schon Wrap-up. Die meisten Sessions werden nochmal kurz zusammengefasst, und es wird über die Ergebnisse des Tages gesprochen. Danach machen wir uns auf den Weg zum Apfelweinlokal „Zum Rad“, um typisch hessisch zu essen. Für mich gibt es Zwiebelrostbraten mit Pommes und danach Apfelkuchen. Die Gruppe ist immer noch riesig und unsere Unterhaltungen gehen weiter.

Es ist wirklich erfrischend, sich mit Leuten zu unterhalten, die die gleichen Problemchen, Anliegen und Ansichten wie ich selbst habe. Keiner guckt komisch, wenn du dich schnell in den Finger pikst oder mit dem Handy am Arm (Libre-Sensor) rumfuchtelst. Man muss niemandem den Unterschied zwischen Typ-1- und Typ-2-Diabetes erklären. Keiner meckert über zu hohe oder zu niedrige Werte. Im Gegenteil. Wir geben uns gegenseitig Zuspruch und Tipps.

Blutzucker-Bingo

Ich bekomme am Rande mit, dass ein Foto von zwei Blutzuckerwerten im Vergleich gemacht wird. Innerhalb von 30 Sekunden liegen unzählige Handys und Lesegeräte auf einer Stelle. Blutzucker-Bingo. Ramona und ich gewinnen für den höchsten und den niedrigsten Wert.

Die zwei Tage gehen viel zu schnell rum, und so sitze ich am Sonntag früh schon wieder im Auto auf den Weg nachhause. Meine Bedenken waren völlig unberechtigt. Ich habe neue Freunde kennengelernt, neue Eindrücke gewonnen und zwei wundervolle Tage in Frankfurt verbracht.

So bleibt mir nur zu sagen: Bis zum nächsten Diabetes-Barcamp der Blood Sugar Lounge – mich seht ihr dort AUF JEDEN FALL!

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  • hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid

    • Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid

    • Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike

  • Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂

    Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/

  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

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