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Izmir: „Fischeparadies“
6 Minuten
Echt essen im November: Die Vier-Millionen-Metropole begeistert mit frischen Fischen, mediterraner Küche, interessanten Weingütern – und eleganten Katzen
Reisen bildet. Das gilt auch für meine viertägige Reise nach Izmir, die mein Türkei-Bild nachhaltig ins Positive gedreht hat. Die Autofahrt vom Flughafen in die Innenstadt erinnert mich an meine vielen Fahrten vom Airport in Seattle nach Downtown: Breite, gut beleuchtete Straßen, viele Restaurants und Shopping Malls. Keine Frage, die drittgrößte Stadt des Landes ist eine elegante Metropole, wo hochwertige deutsche Autos ihren gebührenden Auftritt haben.

Präsentiert lebensfroh den tagesaktuellen Fang: Fischverkäufer
Ein Höhepunkt des Besuchs bei meinem deutschen Freund und seiner türkischen Frau ist im Stadtteil Karsiyaki der gigantische, überdachte Markt „Bostanli pazan“. Auf weit über 100 Metern reiht sich Stand an Stand, bestückt mit Fischen, wie Sardinen, Doraden und aktuell den thunfischigen Bonitos, die pro Kilo runde 3,50 Euro kosten – und tagesfrisch von Fischern mit kleinen Booten gefangen werden. Verführerisch die Vielfalt an Obst und Gemüsen, vor allem aber an Oliven und überraschenderweise auch vielen verschiedenen Sorten Walnüssen und Mandeln – und alles kostet pro Kilo zwischen zwei und drei Euro. Saison haben jetzt auch die überall wachsenden saftigen Mandarinen. Das Schöne: Alles darf probiert werden, die gut gelaunten Verkaufsleute animieren freundlich.

Viele Sorten, hohe Qualität und günstige Preise: Oliven
Natürlich weiß ich um die hohe Inflation im Land, aber auf meinem Kurztrip spüre ich davon nichts. Aber ich lebe dort ja auch nicht dauerhaft. Auffallend ist die Freundlichkeit, ist die Sauberkeit, ist die Offenheit. Eine Offenheit, die ich auch in dem sehr schlichten Gasthaus „Erol un Yeri“ spüre, wo ich sofort zur Besichtigung der Küche eingeladen werde, wo die Köchin des Hauses in großen Töpfen frisch die Köstlichkeiten zubereitet. Der Familienbetrieb ist sehr gut besucht, und es fällt auf, dass hier noch heftig geraucht wird. Auch fällt auf, dass hier die Kopftuchdichte dramatisch geringer ist also etwa im türkisch grundierten Köln-Kalk.

Schlicht, aber gut: „Erol un Yeri“
Kein großer Fan von Frittiertem bin ich, aber die Sardinen und Kalamares schmecken hervorragend und sind vor allem bestens verdaulich. Richtig begeistert bin ich von den in sehr heißer Butter gegarten Shrimps. Und noch begeisterter bin ich von der Tatsache, dass auch die Shrimps aus der nahen Umgebung stammen. Ebenfalls lokal sind natürlich die topfrischen Salate in den Gasthäusern, meistens eine Art Rukola mit Tomaten und Zwiebeln. Alkohol gibt es hier nicht, dafür eine angenehme Rechnung, keine 30 Euro zahlen wir für vier Personen.

Ein köstliches Gericht: Shrimps in heißer Butter
Kokorec, also Kutteln, sind zu meiner Freude in der Türkei sehr beliebt. Das sind kleingeschnittene Lammdärme, die ich einmal als wunderbare Kuttelsuppe genieße und ein andermal im „Kizlaragasi Hani“, dem 1744 entstandenen verwunschenen Hauptgebäude des gigantischen Basars in der Altstadt als gegrillte Spezialität im türkischen Baguette. Die meisten Menschen schaudern beim Gedanken an Pansen, weshalb das bei uns meistens im Hundefutter landet. Ich aber liebe Kutteln – und kann mich auch noch als fortschrittlicher Fleischesser fühlen, der das angesagte „nose to tail“ praktiziert.

Fast Food der speziellen Art: Gegrilltes Kokorec
Auch in der gehobenen Gastronomie waren wir unterwegs – und zwar in zwei Restaurants direkt am Meer. Das elegante „Bogazici“ glänzt mit perfektem Service und fantastischen Vorspeisen (etwa herrlichen Auberginenkreationen) – eine große Stärke der immer noch unterschätzten türkischen Küche, die bei uns gerne auf Döner reduziert wird. Perfekt gelingen hier die gegrillten Barben, während die gebratenen und gemehlten Bonito-Scheiben leider ein wenig zu viel Hitze abbekommen haben.

Kluges Konzept: Selbst aussuchen und dann zubereiten lassen
Ins Herz geschlossen habe ich das Restaurant „Ümit“, das eine wunderbare Idee hat: Da es direkt neben einem kleinen Fischmarkt liegt (der wiederum direkt neben einem kleinen Fischereihafen ist), lassen sich die Fische dort aussuchen: Wir wählen eine wilde Dorade (es gibt auch preiswertere gezüchtete), kleine Rotbarben, zwei Omega-3-starke Makrelen sowie mit Reis gefüllte Muscheln. Dann begeben wir uns ins „Ümit“ und sitzen draußen direkt am Meer. Auf den optimalen Punkt gegrillt die Dorade, saftig die Makrelen, locker frittiert die Rotbarben. Besonders gut schmecken die mit gekochtem Reis und Muschelfleisch gefüllten Muscheln.

Muscheln mal anders: Gefüllt mit Reis und Muschelfleisch
Auffallend: Die große Terrasse und die lichten Räume im Innern sind bestens besucht und besonders glänzen elegante, häufig Mini-gekleidete schöne Frauen und ihre bestens gewandeten männlichen Begleiter. In der Ausgehqualität kann Izmir locker mit Städten wie Barcelona mithalten. Neu für mich: Viele Gäste trinken zum Fisch den landeseigenen Schnaps Raki, der auch größtenteils aus Weintrauben gewonnen wird. Ich bevorzuge einheimischen Wein, einen süffigen, optimal gekühlten Sauvignon Blanc für keine 30 Euro die Flasche.
Mittelmeer-Diät! Gesundes Olivenöl, Vitamin intensive Gemüse, Salate und Zitronen, immunstarker Knoblauch, Protein strotzende Fische, Joghurt und naturbelassene Käse, wenig Sättigendes – das ist die berühmte Mittelmeerküche mit hohem Schlankpotential, die auch dem Diabetes die kalte Schulter zeigt.

Einladendes Weingut mit guten Tropfen: „Usca“
Neugierig geworden bin ich auf die türkischen Weine – und wir fahren nach Südosten ins pittoreske Städtchen Urla mit lauschigen Cafes und hübschen Boutiquen. Ein knappes Dutzend Weingüter schmiegen sich in die sanften Hügel rund um Urla – und das Ganze erinnert mich stark an die Toskana. Aus dem gut gemachten Flyer über die Güter suche ich das Gut „Usca“ aus, weil dort die Trauben von Hand gelesen und schonend, also gekühlt, vergoren werden. Außerdem werden dort dort internationale Rebsorten wie Merlot, aber auch autochthone Sorten wie etwa Bornova Misketi vinifiziert.

Eleganter Verkaufsraum mit Schutzheiligem: Atatürk
Auf einer einladenden Terrasse mit Blick in die Reben werden die Weine probiert, vernünftigerweise kombiniert mit ausgesuchten türkischen Wurstwaren. Trotz der relativ hohen Alkoholgehalte von um die 13 Prozent schmecken die Tropfen relativ leicht und „trinkig“. Zwischen 10 und 15 Euro kostet eine Flasche – und als ich im großzügigen Verkaufsraum frage, wer der distinguierte Herr auf dem Foto neben dem Tresen ist, heißt es:
Mustafa Kemal Atatürk, der Schöpfer der modernen Türkei. Sein Konterfei habe ich im liberalen Izmir häufig gesehen – und das aus gutem Grund: Denn diesem genialen Staatsmann (die paar Schatten übersehen wir jetzt), ist es zu verdanken, dass die Türkei zwar ein islamisches, aber kein islamistisches Land ist; dass Frauen viele Rechte haben, nicht zuletzt, dass sie sich kleiden können, wie sie wollen; dass Weine zwar nicht offensiv beworben, aber an vielen Orten gekauft und getrunken werden können. Weshalb der von allen Türken hoch geschätzte Atatürk von den Winzern besonders verehrt wird.

Fühlt sich wohl bei mir: Elegante „Kitticat“
Katzen habe ich immer geliebt, mit Katzen bin ich aufgewachsen. Voller Freude habe ich deshalb die allgegenwärtigen elegant schlanken Katzen beobachtet, die vor allem in und um die Gaststätten streunen. Das sind keine zahmen Hauskatzen, sondern Wildtiere, die sich ihr Fressen täglich erkämpfen müssen. Gerne habe ich sie immer wieder mit Fischresten gefüttert – und ein besonderes Erlebnis hatte ich im Restaurant „Ügir“: Dort habe ich ein zierliches Kätzchen mit der restlichen Makrele (der Appetit ist ja immer größer als der Hunger) beglückt, bis das Tier plötzlich genug hatte – und mir auf den Schoss sprang. Erst wollte sie mich attackieren, dann habe ich „Kitticat“, wie wir sie nannten, beruhigt – und irgendwann schlief sie friedlich. Als ich aufstehen musste, krallte sie kurz, weil sie bleiben wollte, um dann traurig am Boden zu sitzen. Manchmal sind es die ganz kleinen Dinge, die ganz große Freude bereiten.
Fazit: Wer einen kurzen Einblick in die moderne Türkei bekommen will, ist in der facettenreichen Metropole Izmir bestens aufgehoben.

Kann auch romantisch: Mediterrane Metropole Izmir
ECHT ESSEN heißt der Blog, in dem ich seit zehn Jahren jeden Monat mindestens ein Gasthaus vorstelle. Wichtiges Auswahlkriterium: Herkunft der Produkte.
von Hans Lauber
E-Mail: aktiv@lauber-methode.de
Internet: www.lauber-methode.de
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche, 3 Tagen
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 5 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 2 Wochen, 1 Tag
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 4 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 6 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 2 Wochen, 1 Tag
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 1 Woche, 2 Tagen
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig