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Der Lebensmittel-Multi Nestlé will die Nahrung gezielt mit Vitaminen anreichern. Ein Ansatz, den Diabetes-Autor Hans Lauber seit Jahren verfolgt – aber auf natürlichere Weise.
„Eure Nahrung sei eure Medizin“, postuliert Hippokrates von Kos, der größte Arzt der Antike. Eine kluge Maxime, die sich seit Jahrtausenden bewährt. Eine Maxime, die nun auch die Schweizer Firma Nestlé als Basis für ein großes Forschungsprojekt genommen hat.
Laut einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) vom 25. Juli 2014 investiert der Lebensmittelriese in den nächsten zehn Jahren 500 Millionen Schweizer Franken in Aktivitäten um das Nestlé Institute of Health Sciences (NHS) in Lausanne. Dort sollen Lebensmittel mit medizinischem Zusatznutzen erforscht werden, die etwa bei Diabetes und Fettleibigkeit helfen.
Ein Schwerpunkt ist laut FAZ die Entwicklung von Vitaminpräparaten mit „passgenau dosierten Mengen“ für einzelne Personen. Ein vernünftiger Ansatz, denn heute nehmen viele Menschen Vitaminpräparate, ohne genau zu wissen, ob sie diese überhaupt brauchen – nach dem Motto „viel hilft viel“. Was aber leider nicht stimmt, denn so kann etwa eine Überdosis von Vitamin E sogar schädlich sein.
Rund 100 NHS-Forscher wollen nun „personalisierte Lebensmittel“ konzipieren, die einen optimierten Mix an Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen enthalten – ein Konzept, das an die personalisierte Medizin erinnert, wo die Basler Pharmafirma Roche führend ist, zu der auch eine Diagnostiksparte gehört. Erste Erfolge sind hier bereits mit personalisierten Krebspräparaten zu verzeichnen.
Bis sich solche Erfolge auch mit der personalisierten Mineralienversorgung einstellen, wird es laut Nestlé und FAZ „jedoch noch Jahre dauern“. Wer gerade als Diabetiker vor Nestlé zu einer personalisierten Versorgung mit Vitaminen und Mineralien kommen will, dem empfehle ich mein Buch „Zucker zähmen – Die 5 besten Therapien bei Typ-2-Diabetes“. Dort findet sich bei der Therapie „Nährstoffe“ die bundesweit erste präzise Liste, wie viel Diabetes-wichtige Vitamine und Mineralien tatsächlich gebraucht werden.
Erarbeitet habe ich diese Liste zusammen mit dem Münchner Apotheker und Mediziner Dr. med. Siegfried Schlett, führender Experte für orthomolekulare Medizin. Dort haben wir für die sechs wichtigsten Diabetes-Mineralien Chrom, Kalium, Magnesium, Mangan, Selen und Zink Grenzwerte angegeben – und Empfehlungen gegeben, wie durch eine gezielte Supplementierung diese Werte erreicht werden können.
Ein Beispiel hierfür ist das Spurenelement Zink, das gerade Diabetiker essentiell benötigen, weil ein Mangel die Wundheilung verzögert – und gerade bei „Zucker“ gibt es oft schlecht heilende Wunden. Auch wirkt das Universalelement entscheidend mit bei der Produktion und der Wirkung von Insulin, womit es für eine gute Blutzuckereinstellung unerlässlich ist.
Mindestens einen Wert von 5,5 mg/l Zink sollte das Blut enthalten, gemessen im Vollblut, so unsere Empfehlung. Vollblut deshalb, weil das zu präziseren Angaben über den tatsächlichen Status führt. Dr. Schlett schlägt vor, drei bis vier Wochen lang Zink als Zinkorotat zu supplementieren, um auf das erforderliche Versorgungsniveau zu kommen.
Definiert haben wir auch den notwendigen Versorgungsstatus für die sechs Diabetes-wichtigen Vitamine B1, B3, B6, B12 (sein Wert wird im Serum und nicht im Vollblut bestimmt), C und D. Als „Zuckervitamin“ gilt B1, weil es ganz stark vor Herzschwäche schützt – und gerade Diabetiker sind viel stärker Herzinfarkt gefährdet. Auch, weil sie häufig viel zu wenig von dem Schlüsselvitamin zur Verfügung haben. Hier empfiehlt Dr. Schlett nach einer Statusmessung die Einnahme von täglich mindestens 30 mg Vitamin B1 für rund sechs Wochen.
Besonders stolz bin ich auf dieses Kapitel in „Zucker zähmen“ – aber noch nicht ganz zufrieden. Denn für mich ist künstliche Supplementierung über Präparate nicht der primäre Weg, um sich optimal zu versorgen. Besser ist es langfristig, auf die natürliche Kraft der Nahrung zu vertrauen. Deshalb habe ich in dem Buch immer angegeben, in welchen Lebens-Mitteln die helfenden Stoffe auch schlummern. Natürlich kommt Zink etwa in Getreidekeimlingen, in Kalbsleber und in Austern vor. Vitamin B1 wartet in Vollkornprodukten, Sonnenblumensamen, Sardinen, Lachs und Thunfisch auf seinen Gesundheitseinsatz.
„Natural Functional Food“ nenne ich meinen Ansatz, den ich bereits in den Büchern „Schlemmen wie ein Diabetiker“ und „Schönkost“ entwickelt habe. Da habe ich analysiert, wie sich durch eine gezielte Zusammenstellung von Lebensmitteln, ihre Zubereitung die „Dienstbarmachung“, also die Funktionalität für die Gesundheit optimieren lässt. Wobei ich weniger an Präparate denke, sondern eher an Genuss, weshalb ich meine Erkenntnisse immer in geschmackstarke Rezepte gepackt habe.
So habe ich für „Schönkost“ den Krabbensalat „Best of Eiweiß“ entwickelt, wo ich Krabben, Algen und Walnüsse kombiniere. Das schmeckt zum einen hinreißend. Das Gericht ist gleichzeitig aber auch eine unvergleichliche Quelle für höchstwertige Proteine, Mineralien und Vitamine, etwa B2, das für die Fettverbrennung gebraucht wird. Gerne würde ich diesen Ansatz der natürlichen Funktionalität ausbauen, doch dafür fehlen mir als Autor die Mittel.
Hätte ich von den 500 Nestlé-Millionen nur 50 000 Franken, würde mir das schon signifikant weiterhelfen. Dann könnte ich beispielsweise weiter daran forschen, herauszufinden, welche Garmethoden, welche Vitamine am besten schonen. Ein Ansatz, den ich in „Schönkost“ durch ein ausführliches Gespräch mit dem Lebensmittel-Ingenieur Prof. Elmar Schlich begonnen habe. Herauskam, dass Dämpfen mit Abstand die beste Methode zum Garen ist. Aber das würde ich gerne zusammen mit Wissenschaftlern und vor allem auch Köchen präzisieren.
Welches Gesundheits- und Genusspotential in meinem „Natural Functional Food“ steckt, beweist „Lauber´s Hanswurst“, eine mit dem Zuckersenker Bockshornklee veredelte Currywurst, plus einem Ketchup mit dem natürlichen Süßungsmittel Stevia.
von Hans Lauber
E-Mail: aktiv@lauber-methode.de
Website: www.lauber-methode.de
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