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Das Echt essen-Gasthaus im Oktober: Eine schnörkellose Landküche serviert das Gasthaus im nördlichen Kaiserstuhl. Und nach dem Essen lockt ein einladender Kräuterpfad
Am Ende eines lauschigen Tals liegt der uralte Weinort Amoltern. Dort bewirtschaftet die Familie Sacherer schon lange die eingesessene „Sonne“, deren Fachwerkfassade prächtig mit wildem Wein bewachsen ist, was wunderbar zum dazugehörigen eigenen Weingut passt.
Wie aus der Zeit gefallen wirkt das Gasthaus innen mit gemütlichen Tischen, Stühlen und Lampen. Gottseidank auf der Höhe der Zeit ist die Küche von Arno Sacherer, der nach jahrzehntelanger Wanderschaft wieder in die Heimat zurückgekehrt ist. Da ist einer, der das Handwerk perfekt beherrscht und die selbstgemachten Flädle in einer intensiv-kräftigen und heißen Brühe schwimmen lässt. Ein perfekter Einstieg für 5,80 Euro. Auch die frisch angemachten Salate sind weit entfernt von der üblichen Einheitsware.
Traditionelle badische und elsässische Gerichte sind die Spezialität des Kochs, der auch noch als Kellner und Wirt wirkt. So stehen Schinkenbrot, Elsässer Wurstsalat, Rindfleischsalat und Warmes Schäufele mit Kartoffelsalat auf der kleinen, aber feinen Karte. Auf Vorbestellung gibt es sogar das Elsässer Nationalgericht Bäckeoffe, einen deftigen Weineintopf. Ich aber ordere ein fast vergessenes badisches Nationalgericht, nämlich „Eingemachtes Kalbfleisch“ für 21,50 Euro. Das sind in Fett angedünstete Kalbfleischwürfel, die mit hauseigenem Wein abgelöscht, mit Kalbsfond aufgefüllt und mit Gewürzen sowie Suppengemüsen gegart werden. Das Fleisch ist butterzart, die Soße rassig-frisch und das Gemüse Diabetes-freundlich kurz und knackig gegart. Selbstredend sind die Spätzle selbst gemacht. Ein Gedicht von einem Gericht!
Ein großes Plus der „Sonne“ ist das vom Bruder Willi Sacherer geleitete Weingut auf der gegenüberliegenden Seite der Bergstraße. Ein gewitzter und kluger Winzer mit einem großen Weinwissen ist Willi Sacherer, von dem mich besonders sein Muskat begeistert. Oft geraten diese Tropfen blumig-süß, nicht so hier: Schlanke 11 Prozent Alkohol und keine 5 Gramm Restzucker ergeben einen eleganten Aperitif. Für 5 Euro steht das „Viertele“ (also 0,25 Liter, eine hergebrachte badische Maßeinheit) auf der Karte. Wer eine ganze Flasche mitnehmen möchte, ist mit 6,10 Euro bestens bedient. Ein „volles Maul Wein“ ist der 2020er Grauburgunder für 4,20 Euro (4,90 Euro die 0,75er Flasche zum Mitnehmen). Bestens passt dieser vollmundige, aber trockene Tropfen zu der ausgezeichneten, zarten Kalbszunge in Burgundersoße. Ein ebenso rares wie feines Gericht.
Fazit: So muss Landküche sein – gut, genug und preiswert
https://gasthof-sonne-amoltern.business.site/
Ein gutes Preis-Leistungsverhältnis bieten die Sacherer Weine. Vor allem angetan bin ich von einem Wein, dem ich mit einer prinzipiellen Skepsis begegne, nämlich der pilzwiderstandsfähigen (PIWI) Rebe Regent. Solche Sorten werden angesichts des Klimawandels gezüchtet, um die gefürchtete Rebenkrankheit falscher Mehltau (Perenospera) mit weniger schädlichen Spritzmitteln zu bekämpfen. Allerdings schmecken sie oft belanglos. Aber der 2018er Regent ist erstaunlich „weinig“ und mit unter 3 Gramm Restzucker genau richtig trocken. Außerdem kostet die Flasche angenehme 5,90 Euro. Deutlich teurer, nämlich 18,90 Euro für den halben Liter ist der Wildpflanzenschnaps Zibärtle mit einem fruchtintensiven Bukett. Aber dieser Ausnahmeschnaps ist sein Geld wert.
Ein Kräuterpfad mit 17 Stationen lockt oberhalb von Amoltern. Kurz und bündig werden heimische Kräuter wie Wiesensalbei oder Holunder auf dem 3,6 Kilometer langen Rundweg erläutert. Eine besonders wichtige Heilpflanze ist der „Weißdorn“, weil er präventiv das Herz schützt – und das praktisch ohne Nebenwirkungen. Reizvolle Ausblicke ins Elsass mit seinen Vogesenbergen bietet der Rundweg – und von dort geht es anschließend in die „Amolterer Heide“, das älteste Naturschutzgebiet des vielfältigen Kaiserstuhls.
Öffnungszeiten: Mi – Mo 11:00 – 14:00 Uhr und 16:45 – 22:00 Uhr; Di geschlossen
Kontakt: 07642 7242, https://gasthof-sonne-amoltern.business.site
ECHT ESSEN heißt der Blog, in dem ich seit zehn Jahren jeden Monat mindestens ein Gasthaus vorstelle. Wichtiges Auswahlkriterium: Herkunft der Produkte.
von Hans Lauber
E-Mail: aktiv@lauber-methode.de
Internet: www.lauber-methode.de
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