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Im letzten Beitrag ging es um das Thema „Insulinpflicht am Arbeitsplatz“ und welche Konsequenzen im Einzelfall möglich sind. Heute möchte ich ein bisschen aus meinem Nähkästchen plaudern und auf meine Erfahrungen in der Jobwelt- bzw. suche im Hinblick auf mein Engagement innerhalb der Diabetes Community eingehen.
Ich stehe nun seit 8 Jahren im Berufsleben, wovon dies mein 3. Jahr mit Typ-2-Diabetes ist. Und tatsächlich ist es in meinem Berufsfeld so, dass bei der Jobsuche viel über Recruiting und Networking läuft. Sprich, ich werde über diverse Plattformen gesucht, durchleuchtet und bei Interesse angeschrieben. Auf der einen Seite hat es natürlich den Vorteil, dass man weitaus weniger Bewerbungen aus eigener Initiative schreiben muss. Auf der anderen Seite habe ich einen geringeren Überblick darüber, wer mich stalked und somit meine Infos einsieht. Und ja — mir ist bewusst, dass man nicht alle Daten preisgeben muss bzw. auch Profile privat stellen kann. Doch darum geht’s nicht. Ich denke, es ist mittlerweile jedem bekannt, dass im Falle von Neueinstellungen die Bewerber im Internet durchleuchtet werden. Sollten dabei Infos an die Oberfläche kommen, die der zukünftige Arbeitgeber nicht als „gut“ – wobei „gut“ subjektiv ist – befindet, dann kann dies schnell zum K.o.-Kriterium führen.
Ich bin nun seit etwas mehr als 2 Jahren innerhalb der Diabetes Community unterwegs und bis heute immer noch überrascht, wie positiv, verständnisvoll und unterstützend die Energie untereinander ist. Es macht mich unfassbar stolz, ein Teil davon zu sein! ♥ Doch ich nehme es absolut nicht als selbstverständlich, auch wenn es das sein sollte. Ich hatte es ja bereits oftmals in vorherigen Beiträgen erwähnt gehabt, dass mein Empfinden ist, dass Typ-2-Diabetes innerhalb der Gesellschaft mit einem eher schlechteren Ruf zu kämpfen hat. Was dazu führt, dass Betroffene – mich eingeschlossen – oft mit Stigmatisierung aufgrund von Unwissenheit zu kämpfen haben.
Was mein öffentliches Instagram-Profil anbelangt, wird es natürlich das ein oder andere Unternehmen geben, was mein Engagement innerhalb der Diabetes Welt gut finden wird. Doch genauso gut kann es auch der Fall sein, dass mein auserwählter Arbeitgeber es eher als negativ empfindet, dass ich aus seiner Sicht „meine Konsequenz von ungesunden Verhalten“ nutze, um aus etwas Schlechtem etwas „Normales“ zu machen. Egal, ob diese Sichtweise nun stimmt oder nicht. Jegliche Haltung gegenüber Diabetes beruht einfach auf einer persönlichen Meinung und dem damit verbundenen Wertesystem. Zusammengefasst kann man also sagen, dass die Reaktion auf eine Typ-2-Erkrankung aus beruflicher Perspektive innerhalb eines Bewerbungsprozesses in etwa wie mit dem Spiel „Mensch ärger dich nicht“ vergleichbar ist. Entweder man ist im Haus oder raus!
Natürlich habe ich mich damals dafür bewusst entschieden, mein Leben mit Typ-2-Diabetes zu teilen. Nicht zu guter Letzt, um mehr Awareness für das Thema zu schaffen – vor allem in jungen Jahren. Doch da ich weiß, wie der Networking- und Bewerbungshase läuft, habe ich mich ebenfalls dafür entschieden, es meinen möglichen zukünftigen Arbeitgebern nicht ganz so leicht zu machen und somit bspw. auf eine Veröffentlichung meines Nachnamens weitgehendst zu verzichten. Dies soll keineswegs bedeuten, dass ich mich dafür schäme, was ich tue. Sondern einfach nur, dass ich mir meine beruflichen Möglichkeiten offenhalten möchte, was eventuell durch persönliche Intoleranz gefährdet sein könnte. Aber zum aktuellen Zeitpunkt steht ein Jobwechsel auch nicht zur Debatte, da ich mit meinem aktuellen Arbeitgeber sehr zufrieden bin. Und dennoch stellt sich mir die Frage – würde man überhaupt für einen „intoleranten“ Arbeitgeber arbeiten wollen?
Da ich nicht Insulinpflichtig bin, laufe ich in meinem derzeitigen Job keine Gefahr, eine Unterzuckerung zu bekommen. Zudem hocke ich so ziemlich während der gesamten Arbeitszeit auf meinen vier Buchstaben, weshalb eine Blutzuckersenkung durch Bewegung ebenfalls ausgeschlossen ist. Die Wahrscheinlichkeit also eine Überzuckerung aufgrund von zu vielen Geburtstagsleckereien zu bekommen, liegt somit definitiv höher.
Doch Spaß beiseite! In meinem aktuellen Job sehe ich keinen Grund für eine Diabetes-Komplikation, was für mich ein großes Stück „Freiheit“ bedeutet. Freiheit, nicht ständig nach seinen Blutzuckerwerten schauen zu müssen, um zu sicherzustellen, ob alles in Ordnung ist. Freiheit, den Job auszuüben, den ich ausüben will. Oder die Wahl zu haben, wem ich von meiner Erkrankung am Arbeitsplatz erzähle und wem nicht.
Tatsächlich schaffe ich es auch ganz gut, meinen Bürojob mit meinem Diabetes Management unter einen Hut zu bekommen. Beispielsweise gehe ich gerne in der Mittagspause nach dem Essen eine kleine Runde um den Block spazieren. Oder nach der Arbeit ins Fitnessstudio, welches von meinem Arbeitsplatz nur 5 Minuten entfernt ist. Letzteres war auch so strategisch gewollt. Denn ich kenne mich – würde ich erst nach Hause fahren müssen, um bspw. meine Sportsachen zu holen, würde ich das Haus nie wieder verlassen. Und so denke ich gar nicht groß drüber nach, kann auf direktem Wege hinfahren, mein Training durchziehen und ab nach Hause düsen. Ganz schön smart, hm?
Essens-technisch würde ich behaupten, läuft es mal so mal so. Das Frühstück klappt bspw. immer gut, denn das ist recht fix zubereitet. Ich stehe ja total auf „Over Night Oats“, die ich einfach abends vorbereite und anschließend über Nacht im Kühlschrank quellen lasse. Morgens wird dann noch eine Banane püriert und schon ist mein Frühstück ready to go. Beim Mittagessen struggle ich hingegen etwas mehr, denn abends fehlt mir oftmals die Motivation – vor allem noch nach dem Training – frisch zu kochen. Daher muss es hier meist schnell gehen oder ich verlasse mich darauf, dass mein Partner so lieb ist und was Leckeres kocht, was ich mir am nächsten Tag dann mit auf die Arbeit nehmen kann. Ansonsten gibt’s dann halt doch nur mal die Vollkornstulle… ☺
Wie sieht es bei Dir aus? Fällt es Dir leicht, Dein Diabetes Management und die Arbeit unter einen Hut zu bekommen? Was ist Dein Lieblings-Mittagessen to-go?
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