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Na, hattest du dir vielleicht gerade überlegt, demnächst mal wieder auf Wohnungs oder WG Suche zu gehen, weil du einfach deine perfekte Wohnung noch nicht gefunden hast oder einfach Lust auf Veränderung hast? Dann wünsche ich dir jetzt schon einmal viel Spaß. 🙂
Das soll jetzt nicht beängstigend klingen, nein, vielmehr wünsche ich dir viel Kraft und, dass alles gut klappt, denn so ein Umzug ist eine kleine, große organisatorische Herausforderung.
Wieso ich mich so gut mit Umzügen auskenne und warum ich überhaupt so oft umgezogen bin (4x in 2,5 Monaten), dass verrate ich dir jetzt.
Bei mir waren sie eher unfreiwillig – freiwillig. Das hört sich zuerst einmal ein wenig verwirrend an, aber keine Sorge, dafür gibt es eine Erklärung. Ich musste auf Grund meiner Ausbildung nach Berlin umziehen, weil das Unternehmen nun einmal dort ist und ich die Ausbildung anfangen wollte. Und ich möchte hier gar nicht über die Stadt oder die Wohnungssituation meckern, aber die aktuelle WG und Wohnungs Lage in Berlin ist der Horror (wie in vielen anderen Großstädten sehr wahrscheinlich auch). Zudem bin ich auch noch zum Beginn des Wintersemesters umgezogen. Zu diesem Zeitpunkt, da suchen natürlich auch noch zig andere Studenten gleichzeitig mit mir das „ALLERBESTE“ WG Zimmer.
Da sich meine „Berlin Auswanderung“ sehr kurzfristig ergeben hat, bin ich mit gerade mal 2,5 Koffern nach Berlin gefahren, um meine ersten 10 Tage in einem WG Zimmer zur Zwischenmiete zu verbringen. Schon komisch, in fremden Betten zu schlafen, aber was soll’s – Hauptsache, ich hatte überhaupt ein Bett. Da 10 Tage nicht die Welt sind, musste ich natürlich sofort Ausschau nach etwas Neuem (hoffentlich Unbefristetem) halten. Ja, Pustekuchen. Nicht in Berlin, nicht in meiner Preis-Kategorie. Ich habe ja schließlich nicht im Lotto gewonnen. Eigentlich war mal der Gedanke da, selbst eine WG zu gründen, doch den habe ich schnell wieder verworfen, nachdem ich gesehen habe, wie voll der Wohnungsmarkt ist und wie wenig Chancen man als Azubi (selbst mit Bürgschaft) hat.
Auf jeden Fall habe ich ein WG Zimmer gesucht, bin jeden Abend nach der Arbeit durch halb Berlin gefahren, um mich jedes Mal aufs Neue in fremde Küchen und WG Zimmer zu setzen und mich wildfremden Leuten möglichst „gut“ vorzustellen. Meinen Diabetes habe ich bei diesen Gesprächen erst einmal unter den Tisch fallen lassen, nicht, weil ich nicht dazu stehe, aber die Leute sollen sich erst einmal ein Bild von meiner Person und meinem Charakter machen, anstatt meine Krankenakte zu lesen.
Am 9ten Tag hatte ich dann eine Zusage. Kurz vor knapp sozusagen, denn am 10ten Tag musste ich schon wieder aus der WG ausziehen. Also habe ich all meine Sachen wieder eingepackt, mir ein Taxi gerufen und bin von Berlin Kreuzberg (eher zentral) ins Studentenwohnheim umgezogen (weniger zentral). Vom Studentenwohnheim aus brauchte ich eine geschlagene Stunde, um zur Arbeit zu kommen, und natürlich auch noch mal eine Stunde, um wieder nach Hause zu kommen. Trotzdem war ich glücklich, meine Nächte nicht auf der Straße verbringen zu müssen und nicht mein gesamtes (über die letzten Jahre angespartes) Vermögen in überfüllten Hostels und Jugendherbergen zu investieren.
Doch auch das Studentenwohnheim-Zimmer war wieder zeitlich begrenzt, auf 1,5 Monate, und der zweite Haken, in der 6er WG im Studentenwohnheim war die Hygiene und Ordnung ……… Auf gut Deutsch: Das Einzige, was nutzbar war, waren der Kühlschrank und das Bett.
Fazit: Ich hatte ein Zimmer, weit außerhalb, zeitlich begrenzt und nur ein Kühlschrank Fach zur Verfügung. Supi, so habe ich mir mein zukünftiges Leben vorgestellt, aber nicht meckern, denn schließlich hatte ich ein Dach über dem Kopf.
Für alle die, die sich jetzt fragen: „Wieso hat sie nicht geputzt oder warum bist du überhaupt dort eingezogen?“ Die Antwort ist einfach: Ich bin dort eingezogen, weil ich ein Dach über dem Kopf brauchte, und ich konnte nicht putzen, weil alles, was ich mühselig nach oder vor der Arbeit geputzt hätte, innerhalb von 12 Stunden wieder so schlimm (oder schlimmer) wie vorher ausgesehen hätte. Deswegen nur das Kühlschrank Fach.
Doch bevor ich euch weiter über meine Umzüge Nummer drei und vier erzähle, möchte ich mal meinen Diabetes erwähnen. Den hatte ich ja schließlich auch immer mit im Gepäck. Ich habe ihn leider ein wenig vernachlässigt, aber nicht dramatisch, sodass ich mich oder meine Gesundheit in Gefahr gebracht hätte. Also, mir war immer noch bewusst, wann ich den Katheter wechseln muss.
Meinen Blutzucker gemessen sowie Korrektur gebolt und Hypoglykämien bekämpft habe ich selbstverständlich weiterhin sehr regelmäßig und fleißig. Jedoch hat mein Diabetes schon von ganz allein verrücktgespielt, da musste ich gar nicht nachhelfen. Durch die fehlenden Abläufe, den fehlenden Tagesplan machten meine Blutzuckerwerte, was sie wollten. Von hoch zu tief und umgekehrt. Doch ich wusste, das ist alles nur eine „Phase“, und irgendwann würde ich wieder einen Plan/eine Struktur in die ganze Geschichte bekommen, jedoch NICHT, solange ich noch umziehe. Und meine „ich habe nur ein Fach im Kühlschrank“ Geschichte machte das Ganze natürlich nur noch komplizierter.
Da war nämlich auch etwas Geschick gefragt, sich so ganz ohne Kochen und warme Mahlzeiten noch gesund und vitaminreich zu ernähren, denn Geld für Fast Food und Co. gab es natürlich in beschränktem Maße, macht aber zum einen arm und zum anderen ist es ungesund. Ich wollte nicht aussehen wie ein laufender Dönerspieß, dann hätte ich nämlich auch wieder Geld in neue Kleidung investieren müssen. Hatte also alles keine Vorteile. So musste ich mir zu meinem täglichen Brot und Müsli auch noch andere „nicht kochbare“ Alternativen einfallen lassen. Im Nachhinein kann ich sagen, dass man Tütensuppe super mit heißem Wasser (aus dem Wasserkocher) zubereiten kann und Hefeklöße aus der Mikrowelle auch echt gut schmecken. Zudem konnte ich den Backofen nutzen, mit diesem man ebenfalls viel anstellen kann. So zum Beispiel gab es überbackenen Feta Käse oder überbackene Brötchen. Also alles, was man überbacken kann, war auch möglich.
Jedoch lief auch meine Zeit im Studentenwohnheim irgendwann ab und ich war natürlich durchgehend auf der Suche, aber wie gesagt, ein WG Zimmer oder eine Wohnung wird nicht an deiner Tür klingeln und sagen: „Hey, ich bin frei!“
NEIN! :D, leider nicht….. jedoch bringt es nix, den Kopf in den Sand zu stecken. Natürlich, wie sollte es anders sein, kurz vor knapp und wieder nur befristet, aber wenigstens musste ich mir kein Zelt kaufen und auf der Straße schlafen. Also wurden alle Sachen wieder gepackt und in einer Hau Ruck Aktion von A nach B transportiert. Dieses Mal hatte es mich ins schöne Charlottenburg verschlagen. Zentral gelegen, super Anbindung, nette 4er WG.
Der Haken war hier auch nicht unbedingt, dass es befristet war (auf 2 Monate), sondern das ich einfach nur das Gästezimmer/die Abstellkammer als mein Zimmer hatte. In dem Zimmer standen lediglich ein Bett und ein super schmaler Schrank. Mehr nicht, das war’s. Das Fenster erinnerte an ein Kirchen Fenster, schmal, alt und schlecht zu öffnen und zu schließen. Doch ich brauchte ja eine Bleibe. Der zweite Haken (schlechte Punkt) war die Etage. Nämlich das dritte Obergeschoss, Berliner Altbau. Na Halleluja!
Nach ungefähr 2 Stunden hatte ich sämtliche Koffer und Säcke ins 3. OG getragen, alleine, versteht sich, kannte ja niemanden in Berlin. Im völlig zu kleinen Zimmer angekommen, mit anscheinend viel zu vielen Sachen, wollte ich dann doch nur noch heulen. 😀 So hart es auch klingt, aber meine Nerven lagen blank. Ich fragte mich, wie lange und wie oft ich wohl noch umziehen könnte, wie lange das noch so anhalten würde, und vor allen Dingen, wann ich endlich meinen Diabetes wieder in den Griff bekommen würde. Schließlich ging es hier um meine Gesundheit, die ich mit jedem Tag auch zukünftig beeinflusse.
Nachdem ich dann mal tief durchgeatmet hatte und viel von meinem Zeug einfach unter dem Bett verstaut hatte, ging es dann auch wieder etwas besser. Schließlich bin ich ja nicht so der „Aufgeber Typ“ und ich hatte ein Dach über dem Kopf. Das war die Hauptsache!
Ungefähr nach einer Woche in Charlottenburg hatte ich eine WG Besichtigung in Friedenau, ein Bezirk wieder etwas außerhalb vom Zentrum, aber ein ruhiger, familiärer Bezirk.
Die WG war mal wieder im dritten Obergeschoss, aber in einem sehr schönen alten Haus.
Und ja, was soll ich sagen, an dem Tag war wohl das Glück auf meiner Seite, denn ich habe schon direkt beim Besichtigungstermin die Zusage für das leere Zimmer erhalten. Meine jetzigen Mitbewohner, zwei Jungs, waren mir gleich sympathisch und damit stand es fest. Ich hatte endlich ein unbefristetes WG Zimmer, mein Diabetes konnte bald mal wieder durchatmen und ich konnte endlich ankommen in Berlin und nicht mehr nur aus Koffern leben. Jippieh!
Mittlerweile sind einige Wochen vergangen, seitdem ich in die Jungs WG gezogen bin. Mein Diabetes fängt langsam an, sich zu akklimatisieren, aber ja, die 2,5 Monate haben ihm schon etwas mehr zugesetzt, als ich dachte. Nicht, weil ich nicht darauf geachtet habe, sondern einfach, weil meine Blutzuckerwerte ganz viel mit meiner körperlichen/emotionalen Lage zusammenhängen. Geht’s mir gut, sind die Werte meist gut, zu gut (tief), habe ich viel zu tun, wird’s stressig, steigen auch die Werte in die Höhe. Da es aber in der vergangenen Zeit eher eine Achterbahn zwischen Aufregung und Freude als auch zwischen Stress und Frustration war, machten meine Blutzuckerwerte eben auch einen auf „Achterbahn“. Und durch die „neue“, vollausgestattete WG Küche und nicht nur ein Kühlschrankfach war es mir auch wieder möglich, vielseitiger zu kochen/essen. Das hat natürlich zur Folge, dass sich die Blutzuckerwerte wieder mehr kontrollieren ließen (und auch mein Gaumen hat sich gefreut, endlich wieder vielfältiger zu essen). 🙂
Alles in allem war es eine erlebnisreiche Zeit. Hätte man mir gesagt, wo und wie ich überall wohnen und leben werde, dass meine Gesundheit teilweise zu kurz kommen wird und dass ich teilweise nur ein Kühlschrank Fach zur Verfügung habe, hätte ich sicherlich gesagt, dass lohnt sich alles nicht für einen Ausbildungsplatz in einer Stadt, in die ich nie ziehen wollte. Jedoch sagt einem bekanntlich niemand, wie deine Zukunft aussehen wird, außer, er hält sich für einen Hellseher. Es kam so und es ist geschafft, jetzt wird es Zeit, die Stadt kennenzulernen, die Ausbildung mit Spaß und Freude zu absolvieren und endlich mal wieder Zeit für sich zu haben.
Letztendlich kann ich sagen, egal, was kommt, ob Umzüge, komplizierte Zeiten mit dem Diabetes oder „Ernährungsumstellungen“, alles ist möglich und auch du wirst das schaffen. Denn danach kann es ja meist nur besser werden. ☺
Hast du vielleicht auch schon einmal Ähnliches erlebt und möchtest das gerne mit den anderen Lesern teilen, dann schreib doch deine Geschichte gerne hier in einem Kommentar unter diesem Beitrag. Ich freue mich darauf, von dir zu lesen!
P.S.: Für alle die, die denken, ich habe wohl keine Familie oder Freunde, die mich unterstützen konnten bei den Umzügen etc. Dem ist natürlich nicht so, aber auf Grund der doch relativ großen Entfernung zwischen Frankfurt am Main und Berlin war es eben meiner Familie nicht immer möglich, mir bei meinen Umzügen zu helfen. Dafür konnten sie aber unheimlich viele Dinge von Zuhause aus für mich managen. ♥
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