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Hin und zurück – bis ans Ende der Dia-Welt: #52 | Glukosemessung – hier wird für Kontrolle gezahlt
5 Minuten
Glukosesensoren, auch CGM-Systeme genannt, können bei der Behandlung von Typ-2-Diabetes – auch ohne Insulintherapie – den Verlauf positiv beeinflussen, da sie den Gewebezucker 24/7 messen und somit detaillierte Einblicke in den Tageszyklus geben. Das hat zum Vorteil, dass man ein rundum Monitoring hat und rechtzeitig eingreifen kann, wenn die Werte mal wieder außer Rand und Band geraten. Doch der einzige Haken für Menschen mit Diabetes ohne Insulintherapie ist, dass diese nur auf Selbstzahlerbasis erhältlich sind, da die Krankenkassen nicht die Notwenigkeit für den Einsatz im Diabetes-Management sehen und somit bislang nicht die Kosten übernehmen. Unfair? Gewiss! Doch die viel wichtigere Frage ist — sind es die Kosten wert?

Foto: Saskia P.
Als ich Teil der Instagram-Community wurde, war mein Feed voll von Menschen mit Typ-1-Diabetes, die ihre Sensoren und Pumpen Richtung Linse streckten. Schon lange sind Sensoren und Pumpen keine langweiligen Medizinprodukte mehr, die man unter der Kleidung versteckt. Sondern viel mehr stylisch in Szene gesetzte Accessoires, die jedes Outfit eines Menschen mit Diabetes aufrunden. Das einzige Gerät, was mehr oder weniger langweilig bleibt, ist das herkömmliche Blutzuckermessgerät. Natürlich bestätigen auch hier Ausnahmen die Regel…
Ein Blutzuckermessgerät gehört in der Regel zur Basis-Ausstattung eines jeden Diabetes-Haushalts dazu. Tatsächlich habe ich meines aber nicht direkt nach der Diagnose bekommen, sondern erst Monate später. Hintergrund hierzu war, dass meine Diabetologin nach der Diagnose meinte, dass ich erstmal in die Therapie rein starten solle – ohne mich mit den Werten verrückt zu machen. Gesagt, getan! Doch irgendwann war die Neugier so groß, dass ich mir von alleine eins nach 9 Monaten zulegte. Verrückt gemacht wegen den Werten habe ich mich tatsächlich damals nie. Waren meine Nüchternblutzuckerwerte in Ordnung, so sah ich dies als gutes Omen an und verspürte weniger den Drang mich mehrmals am Tag zu messen.
In der Praxis sah das dann so aus, dass ich jeden Morgen und sporadisch nach Mahlzeiten (meist am Abend) meine Werte checkte. Aus heutiger Sicht (mit einem CGM) muss ich sagen, dass ich mir manchmal diese „unbeschwertere“ Zeit zurückwünsche, denn ich habe mich damals einfach freier gefühlt. Der Vorteil von blutigem Messen ist, dass man zum jeweiligen Punkt genau seinen Blutzuckerwert ermittelt bekommt. Der Nachtteil, dass einem gar nicht so oft bewusst ist, wie viele und/oder wie hohe Blutzuckerspitzen man hat. Generell hat man wenig Gefühl dafür, wie der Verlauf während des Tages und vor allem auch während der Nacht ist bzw. wie man auf Mahlzeiten sowie gewissen Lebensmittel reagiert.
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➤ Diabetes-Docs erklären Technik – so läuft die Verordnung von CGM-Systemen ab
Ich erinnere mich noch gut, dass wenn ich früher meine Blutzuckerwerte auf Instagram teilte und diese nicht so gut waren oder mein Leid über hohe Nüchternblutzuckerwerte beklagte, dass es immer 1-2 Stimmen gab, die mir ans Herz legten, ein CGM-System auszuprobieren. Bis heute empfinde ich diese Nachrichten als übergriffig, auch wenn diese vielleicht „gut gemeint“ waren.
Auf jeden Fall habe ich die Empfehlung monatelang abgelehnt. Einfach weil ich es selber schaffen und lernen wollte auf meinen Körper zu hören und ihm das zugeben, was er brauchte. Letztes Jahr dann erlitt ich ein paar gesundheitliche Rückschläge, was dazu führte, dass meine Blutzuckerwerte nicht mehr unter Kontrolle waren. Ich hatte das Gefühl, meinen Körper neu kennenlernen zu müssen. Doch fühlte ich mich durch meinen Diabetes (auch zeitlich) unter Druck gesetzt, weshalb ich auf ein Hilfsmittel zurückgriff — den Sensor!
Wenn Menschen sagen, investiere lieber heute in deinen „gesunden“ Körper ansonsten zahlst Du im Alter doppelt — der war definitiv nie Diabetiker ohne Insulintherapie. Denn ich muss sagen, sich Sensoren auf Selbstzahlerbasis zuzulegen, ist wirklich ein teures Vergnügen. Beziehungsweise generell das ganze Diabetes-Zubehör — Testkassetten, Lanzetten, etc.! Und gerade bei Sensoren bin ich mir nicht immer sicher, ob das Preis-Leistungsverhältnis wirklich gerechtfertigt ist. Manchmal habe ich das Gefühl, dass wir Selbstzahler den Betrag drauflegen, welchen die Krankenkassen bei Verschreibungspflichtigen nicht in Rechnung stellen können. Wisst Ihr was ich meine? Naja zurück zum Sensor…
Ich trage also seit letztem August anfangs sporadisch und nun regelmäßig einen Sensor.
Und das ist mein Fazit nach fast 12 Monaten:
- Ich habe definitiv ein besseres Gefühl für meine Verläufe bekommen.
- Ich war sichtlich geschockt, was ich für Kortisolanstiege in der Nacht habe, was meine hohen HbA1c-Werte erklären würde.
- Ich konnte meinen HbA1c-Wert im letzten Jahr um 0,5% verbessern.
- Ich habe gelernt, wie sich Infekte, Stress und Sport/Bewegung auf den Körper auswirken.

Foto: Laura H.
Ich finde, die Notwendigkeit für einen Sensor muss jeder für sich selbst entscheiden. Für mich ist es eine Art „Hassliebe“. Zum einen will ich ihn tragen, um die Kontrolle zu haben und um zu sehen, „wie es mir geht“. Zum anderen genieße ich das Gefühl von Freiheit, wenn er ab ist und ich einfach „leben“ kann. Für mich war einer der Gründe zum Tragen des Sensors, dass ich meinen HbA1c-Wert verbessern und weniger „Überraschungseffekte“ beim Diabetologen wollte, wenn der Wert höher ausfiel, als vermutet. Denn dafür fehlte mir einfach beim reinen blutig messen das Gefühl. Obwohl viele Sensoren sich kalibrieren lassen, so muss man dennoch unterscheiden, zwischen Gewebe- und Blutzucker. Ein Sensor misst nicht immer zu 100%, weshalb auch hier die Werte leicht schwanken können.
Ob man Maßnahmen bei zu hohem Blutzucker einleitet, ist einfach Typ-Sache. Die Einen schwingen sich direkt aufs Fahrrad, die Anderen nehmen es zur Kenntnis und bleiben wo sie sind. Ich für meinen Teil konnte einige Vorteile herausziehen und habe meinen Körper neu kennengelernt. Dennoch bleibt es ein teures Vergnügen, für welches man das nötige Kleingeld benötigt. Doch kommt man erstmal auf den Geschmack, dann ist das wie beim Sport — man wird süchtig, wenn sich die ersten positiven Ergebnisse zeigen. Ich würde behaupten, wir Menschen mit Diabetes sind die einzigen Menschen, die gerne für Kontrolle zahlen. Würden wir es nicht, dann würden wir die Rechnung wohl im Alter bekommen, oder? Und sind wir mal ehrlich, was ist eigentlich so schlecht an ein bisschen Kontrolle?
Tipp: Hast auch Du ein bisschen Lust auf Farbe und/oder coole Designs für Deine(n) Diabetes-Helfer? Dann schaue doch gerne mal auf dem Instagram-Profil @diasticker vorbei!
Caros Kolumne
Hin und zurück – bis ans Ende der Dia-Welt

Hallo, mein Name ist Caro! Ich wurde als 27-Jährige mit einem Typ-2-Diabetes diagnostiziert. Erfahrt in meiner Kolumne „Hin und zurück – bis ans Ende der Dia-Welt“ alles über meine außergewöhnliche Reise als junge Frau mit Diabetes. Viel Spaß beim Lesen!
von Caro
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 4 Tagen, 12 Stunden
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 1 Woche, 6 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 6 Tagen, 7 Stunden
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 2 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 4 Tagen, 7 Stunden
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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