Die Liebe, der Diabetes und ich

4 Minuten

Bei Diabetes mehr Gemüse essen
Foto: luciano – stock.adobe.com
Community-Beitrag
Die Liebe, der Diabetes und ich

Hallo ihr Lieben, heute bekommt ihr einen ganz privaten Einblick in mein Liebesleben.

Vor 8 Jahren habe ich Florian kennen gelernt und auch, wenn es keine Liebe auf den ersten Blick war, haben wir uns 3 Jahre später in das Abenteuer Beziehung gestürzt. Damals waren wir gerade 18. Ein Alter, in dem man sich schon unglaublich erwachsen fühlt, es jedoch bei weitem noch nicht ist.

Unser erster Versuch ging ziemlich schief. Wir waren damals beide ziemliche Sturköpfe. Aber auch mein Diabetes hat einen großen Teil dazu beigetragen. Ich befand mich damals in der späten Trotzphase. Der Diabetes war mir lästig.

Ich fand meinen Diabetes unwichtig. Das war ein Fehler. Denn er hatte enorme Ausmaße auf meine Beziehung.

Wie sich der Diabetes auf meine Beziehung ausgewirkt hat

Durch die hohen Blutzuckerwerte war ich oft schlapp und habe am Nachmittag nach der Schule fast immer geschlafen. Abends war ich dann natürlich wieder relativ fit und agil. Die Tageszeit, wenn mein Freund nach einem 8-stündigen Arbeitstag heimgekommen ist.

Warum will er nichts mit mir machen? Warum will er jetzt lieber Zeit für sich allein? Damals habe ich das noch nicht verstanden und schon gar nicht toleriert. Inzwischen verstehe auch ich, dass man sich nach einer kompletten Tagesschicht manchmal einfach allein auf seine Couch verziehen möchte.

Das nächste Problem, das wir hatten, waren die durch Unterzuckerungen bedingten Wutausbrüche. Ich kann mich noch genau dran erinnern, dass ich Florian meinen USB-Stick mit wichtigen Unterlagen ausgeliehen hatte. Eines Nachmittags wollte er sich dann einen Scherz mit mir erlauben und hat behauptet, er habe aus Versehen alles auf dem Stick gelöscht. Leider hatte er einen Zeitpunkt erwischt, in dem ich gerade einen Unterzucker bemerkt hatte. Ich habe das halbe Haus zusammengebrüllt und einen Tobsuchtsanfall vom Feinsten bekommen. Zehn Minuten später tat mir die ganze Sache fürchterlich leid und ich habe mich in Grund und Boden geschämt. Unter normalen Bedingungen wäre ich wohl auch wütend geworden, aber bestimmt nicht so extrem.

Inzwischen erkennt Florian teilweise vor mir meine Unterzucker, laut ihm wird meine Stimme dann zittrig.

Auch die Beziehung hatte Auswirkung auf den Diabetes

Umgekehrt hat meine Beziehung aber auch meinen Diabetes beeinflusst. Wenn wir großen Streit hatten, habe ich durch den emotionalen Stress teilweise einen ganzen Tag lang nichts gegessen. Eines Abends stand ich kurz vor der Ohnmacht. Das flatterige, unwohle Gefühl habe ich damals nicht als Unterzucker interpretiert, sondern einfach nur als Aufregung. Gott sei Dank bemerkte ein guter Freund meinen leeren Blick und das Zittern und hat mich hingelegt und mir Saft eingeflößt.

Jede gute Geschichte hat ein Happy End

Dass ihr aber auch erfahrt, wie meine Liebesgeschichte ausgegangen ist: Wir haben uns damals dann nach 9 Monaten schmerzlich voneinander getrennt. Irgendwie waren wir beide damit nicht wirklich glücklich, aber es war damals einfach das Beste für unsere Psyche. Jedoch habe ich Florian immer ein bisschen hinterhergeschmachtet. Letztes Jahr im Februar hat er mir dann eine Nachricht geschrieben und um Entschuldigung dafür gebeten, wie schief damals alles lief und wie unverständnisvoll und dickköpfig er doch manchmal war – um ehrlich zu sein, war ich aber auch nicht besser gewesen. Um der alten Zeiten willen haben wir uns dann auf einen Kaffee getroffen.

Im Juni feierten wir unser (wieder) Einjähriges. Wir gehen beide vernünftiger mit meinem Diabetes um. Ich beantworte ihm jede Frage, die er hat, nehme ihn gelegentlich mit zu meiner Diabetesberatung und habe ihn einer privaten, ausführlichen Pumpen-Bedienungs-Schulung unterzogen.

Meine Tipps für euch

Nun möchte ich euch noch ein paar wichtige Tipps mitgeben, wie ihr mit eurem Diabetes in einer Beziehung umgeht:

  • Erzählt eurem Partner alles über die Krankheit. Das kann meist etwas langwierig werden. Wundert euch nicht, wenn er/sie noch nicht mal den Unterschied zwischen Typ 1 und 2 kennt.
  • Weist darauf hin, dass eure Hormone ab und an verrücktspielen können. Vielleicht sagt ihr dann Dinge, die ihr gar nicht so meint.
  • Redet offen drüber, wenn euch die Krankheit belastet, z.B. über die Angst vor Folgeerkrankungen.
  • Zeigt eurem Partner, wie er mit euren Messgeräten umgehen muss und wie er im Notfall mit einem Hypo-Kit umzugehen hat.
  • Nehmt ihn/sie mit zum Arzt und zur Diabetesberatung. Manche Praxen geben auch Schulungen für Lebenspartner.
  • Nehmt es eurem Partner nicht übel, wenn er nicht sofort alles versteht oder nachfragen muss. Überlegt mal, wie lange es gedauert hat, bis ihr mit eurem Diabetes umgehen konntet. Gebt eurem Partner ein bisschen Zeit und seid nicht böse, wenn er/sie z.B. bei eurem ersten Unterzucker total überfordert ist.
  • Bittet ihn/sie, nicht überfürsorglich zu sein. Manchmal kann es einfach lästig sein, wenn man ständig zu hören bekommt: „Musst du nicht messen?“ oder „Bist du sicher, dass du das essen darfst/solltest?“

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  • insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche

    Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • darktear antwortete vor 2 Tagen

      Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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