Kommt es am Ende doch auf die Größe an?

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Kommt es am Ende doch auf die Größe an? | Foto: privat
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Kommt es am Ende doch auf die Größe an?

Insulinpumpen werden immer kleiner – ein Fortschritt für viele, doch für Menschen mit Diabetes mit hohem Insulinbedarf wird dies mitunter zum Problem. Community-Autor Daniel legt dar, warum individuelle Bedürfnisse vieler Anwender:innen bezüglich der Größe einer Insulinpumpe nicht außer Acht gelassen werden sollten.

Insulinpumpen in vielen Formen und Größen: als AID-System oder ohne CGM-Integration, als Patchpumpe oder mit Schlauch, mit großem und kleinem Reservoir. Wenn man es genau nimmt, leben wir schon in einer wirklich guten Zeit. Ich denke, dass unter den verfügbaren Produkten auf dem Markt jeder – oder zumindest fast jeder – eine Pumpe findet, die den persönlichen Vorlieben entspricht. Was passiert aber, wenn man plötzlich keine Pumpe mehr im Angebot findet, die das liefert, was man persönlich braucht – nämlich ausreichend Insulin?

Entwicklung und Fortschritt machen auch bei Insulinpumpen nicht Halt – zum Glück!

Die Hersteller von Insulinpumpen bleiben natürlich auch nicht stehen. Ganz im Gegenteil. Auch hier gehen die Entwicklung und der Fortschritt immer weiter. Regelmäßig bringen etablierte Hersteller neue Modelle auf den Markt oder neue Produzenten führen ihre Produkte im Markt ein. Und das ist auch gut so! Letzten Endes sollen ja auch wir als Patienten bestens versorgt werden. Ich persönlich freue mich eigentlich immer, wenn ich einen neuen Bericht lese, wenn ein Hersteller sich wieder etwas Neues überlegt hat und das uns nun auch zur Verfügung steht.

Früher waren Insulinpumpen noch recht wuchtig und alles andere als klein – hier sind einige Produkte aus den 1980er-Jahren zu sehen. | Foto: Dr. Thomas Werner / MedTriX

Leider zeichnet sich für mich aber auch ein gewisser Trend ab: Und zwar habe ich das Gefühl, dass die Pumpen immer kleiner werden. Ich kann das schon auch nachvollziehen. Sehr vielen Menschen mit Diabetes ist es unangenehm, wenn ihre „Gadgets“ offen sichtbar sind. Da ist es schon sehr sympathisch, wenn die Pumpe sehr klein ist und man sie eben nicht auf den ersten Blick erkennen kann. Wie gesagt, alles gut.

Es liegt natürlich auch in der Natur der Sache, dass man in kleinere Pumpen auch weniger Inhalt reinkriegt. Einerseits ist die Technik reglementiert. Bei einem Gespräch mit einem Hersteller wurde mir mal der Satz gesagt: „Ja wir wissen, dass unsere Pumpen vergleichsweise groß und schwer sind. Aber schauen Sie sich doch an, was unsere Pumpe alles kann. Die Technik braucht auch ihren Platz.“ Das ist absolut nachvollziehbar. Zu einem gewissen Grad. Sensorintegration, Prozessoren, Chips können andere Hersteller auch in kleiner. Aber besagter Hersteller hat m.E. andere Vorteile an seiner Flaggschiff-Pumpe. Aber mir geht es eher darum, dass in kleineren Pumpen auch notwendigerweise weniger Insulin Platz hat. Und das macht mir schon auch große Sorgen.

Wie viel Insulin braucht ein durchschnittlicher Mensch mit Typ-1-Diabetes am Tag? Ich muss gestehen, ich weiß es nicht genau. Ich bin kein Typ-1er von der Stange. Aber aus Gesprächen in der Community schätze ich ca. 30 – 50 I.E. am Tag (also Basal und Bolus zusammen). Ich finde das beneidenswert. Aufgrund meines Doppeldiabetes und einer erblich bedingten Insulinresistenz brauche ich an einem normalen Tag zwischen 160 und 180 I.E. in Summe. Eher mal mehr als weniger. Und da fängt jetzt für mich das Problem mit immer kleineren Insulinpumpen an.

Kleinere Insulinpumpen bedeuten auch weniger Fassungsvermögen für Insulin

Bei den größeren Geräten fasst das Reservoir 300 I.E. Insulin. Bedeutet für mich, ich reiche keine zwei Tage, aber damit komm ich klar. Ich kann damit auch Endgegner wie Pizza oder andere Kombinationen aus Kohlenhydraten und viel Fett gut abfangen. Über den dicken Daumen kann ich sagen, dass ich damit alle eineinhalb Tage das Reservoir wechseln muss. Wenn jetzt die Pumpe aber nur 160 I.E. oder noch weniger fasst, wird das für mich schon zum Problem. V.a. da ich persönlich keine Patchpumpen mag, geht nochmal etwas vom Insulin weg, um den Schlauch zu füllen. D.h. ich reiche nicht mal einen Tag. An Pumpen mit weniger Insulin brauche ich da gar nicht denken.

Zwar habe ich eine Pumpe, die mit meinem CGM arbeitet und mich auch mit Absenkungen der Basalrate bzw. Korreturboli unterstützt – und dafür bin ich auch sehr dankbar! Allerdings ist für mich und meinen Stoffwechsel der Korrekturalgorithmus deutlich zu zaghaft und kann ohne manuelles Eingreifen auch oft nicht die Werte im Zaum halten. Pumpen mit einem für mich wohl besser geeigneten Algorithmus sind aber zu klein hinsichtlich der Füllmenge.

Ich bin mir sicher, dass das nicht nur ein Problem meiner Wenigkeit ist, sondern dass es noch viele weitere Menschen mit Diabetes gibt, die in einer ähnlichen Situation sind. Natürlich kann ich die Hersteller absolut verstehen, dass sie immer mehr auch auf die Wünsche und Anforderungen der Kunden – also der Patienten – eingehen. Und der Trend zeigt meiner Meinung nach eindeutig in Richtung kleiner Pumpen. Allerdings sollten sie dabei aber auch nicht vergessen, dass es auch Menschen mit Diabetes gibt, die mit geringeren Insulinmengen nicht ausreichen. Und sind es nicht auch genau die Menschen, deren Diabetesstoffwechsel schwieriger ist, die von den etwas aggressiveren Korrekturalgorithmen mehr profitieren?

Geht der Trend zu immer kleineren Systemen weiter, wird das für manche zum Problem

Bestes Beispiel sind hier mein Dawn- und Duskphänomen. Bei mir steigt der Blutzuckerspiegel binnen kürzester Zeit extrem stark an. Meine Pumpe korrigiert erst, wenn der Wert über 160 mg/dl (8,9 mmol/l) steigt und dann auch mit eher wenig Insulin. Für mich wäre es am besten, wenn früher korrigiert würde und auch der Korrekturbolus höher wäre. Das ist aber nur ein Beispiel, mit dem ich persönlich zu kämpfen habe. Nichtsdestoweniger trotz bin ich sicher nicht der einzige Mensch, dessen Typ-1-Diabetes aufgrund zusätzlicher Erkrankungen deutlich „außerhalb der Norm“ ist und auch nicht nach dem berühmten „Schema F“ behandelt werden kann.

Gilt bei Insulinpumpen wirklich: Je kleiner, je besser? Die Herstellerunternehmen gehen auf diesen Wunsch vieler Anwender:innen ein und bringen immer kleinere Systeme auf den Markt. Doch einige Menschen mit Diabetes haben, wie Daniel, ganz andere Anforderungen und haben Sorge, durchs Raster zu fallen. | Foto: Miljan Živković – stock.adobe.com

Ich frage mich immer, wenn ich wieder etwas über neuere, noch kleinere Pumpen lese, ob die Hersteller Leute wie mich überhaupt auf dem Schirm haben. Vielleicht. Aber am Ende muss auch Geld verdient werden. Und das schafft man wohl besser, wenn man den breiten Markt bedient. Auch nachvollziehbar. Irgendwie. Aber ich muss auch gestehen, dass ich mir schon Sorgen mache. Falle ich irgendwann durchs Raster? Muss ich in fünf, zehn oder zwanzig Jahren auf ein AID-System verzichten, weil es für mich nicht mehr praktikabel ist? Ganz ehrlich, ich mache mir nicht nur Sorgen, sondern wirklich große Sorgen, dass mit dem Trend zu immer kleineren Systemen Menschen wie ich irgendwann einfach nicht mehr das Passende finden können.

Es kommt definitiv auf die Größe an!

Wenn ich mir das alles ansehe, muss ich ganz klar sagen: Ja, es kommt definitiv auf die Größe an. Aber jeder legt einen etwas anderen Fokus. Manche mögen es kleiner und unauffälliger, weil sie auch mit der Insulinmenge ausreichen. Anderen – und hierzu zähle ich mich – ist die Größe der Pumpe wohl vollkommen egal. Sie muss ausreichend Insulin im Reservoir haben, damit man sein Leben gut leben kann und sie sollte auch nicht auf die aktuellen technischen Möglichkeiten wie CGM-Integration, AID oder etwas aggressivere Korrekturen verzichten. Letzen Endes hat wohl jeder seine eigene Definition von der „richtigen“ Größe und es wäre schön, wenn das auch von den Herstellern berücksichtigt werden würde.


von Community-Redakteur Daniel

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