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Wenn der Typ-1-Diabetiker mit der Typ-2-Diabetikerin…
4 Minuten
OK, mir ist schon länger klar, dass Diabetes Typ 2 keine besonders sexy Erkrankung ist. Als Typ-2-Diabetikerin erlebe ich nämlich immer wieder Merkwürdigkeiten im Umgang mit Menschen, die sich mit der Krankheit nie befasst haben, aber trotzdem ihre ganz eigene Meinung über Diabetiker in die Welt blöken. Geschenkt, die wissen es nicht besser und da hake ich das als lautstarke und unsensible Trumperei ab.

Typ-2 -Diabetes – kein echter Diabetes?
Aber als mir neulich ein Typ-1-Diabetiker unverblümt ins Gesicht gebrettert hat, dass ich mich doch bitte nicht so anstellen soll, ich würde schließlich nicht an „echtem“ Diabetes leiden, sondern nur an der „angefressenen“ Variante, da ist mir doch direkt kurz das Gesicht vor Schreck eingeschlafen. Und dieser verbale Faustschlag hinterließ Spuren in meiner diabetischen Gedankenwelt. Wie zur Hölle kommt der Mensch, von dem ich mir Solidarität und etwas Zuspruch erhofft hatte, eigentlich zu seiner persönlichen Haltung?
Gut, es gibt mehrere Arten von Diabetes, die jedoch identische oder sehr ähnlich gelagerte Symptome zeigen. Die gesunde Regulierung des Blutzuckers ist bei uns allen im Eimer. Wir spielen demnach am Ende alle in der gleichen Mannschaft. Also, warum der Höhenflug?
Die Diabetestypen sind durch Nummerierung unterscheidbar. Aber macht die Klassifizierung in Typ 1 vielleicht schon die Königsklasse der Diabeteserkrankung aus und Typ 2 ist dadurch nur die zweite Wahl? Bin ich etwa eine schiefe Diabetes-Gurke und wusste nicht mal was davon? In den elitären Club der Typ-1er darf dann natürlich kein Typ 2 eindringen, ja, selbst als Gesprächspartner wird man in der Regel nicht für voll genommen. Was will die eigentlich, die ist ja „nur“ Typ 2!
Ich weiß, Typ-1-Diabetiker sind von der Natur böse gestraft. Meist schon früh bricht die Krankheit der Typ-1er aus und als Autoimmunerkrankung ist da auch kein Kraut dagegen gewachsen. Brachial verändert das gesundheitliche Problem das Leben, ohne dem entrinnen zu können. Dazu keine Möglichkeit, der Diabeteserkrankung selbst ein Schnippchen zu schlagen, beschäftigt die unverschuldete Krankheit bis zum Ende des Daseins mit einer ganzen Reihe von Einschränkungen.
Typ-1-Diabetes ist nicht der Nabel der Diabetes-Welt
Kein Typ 2 will den Typ-1-Diabetikern diesen Status streitig machen. Aber hey, dieser Umstand macht euch trotzdem nicht zum Nabel der Diabetes-Welt, denn zahlenmäßig sind wir Typ-2er haushoch überlegen. Wenn das alles nicht schon doof genug wäre, hat Diabetes in der Gesellschaft ein total unsexy Image und alle Diabetiker, egal welchem Verein sie nun angehören, werden gerne pauschal in einen Topf geworfen.
„Diabetes, das sind doch die undisziplinierten faulen Dicken, die selbst dran schuld sind.“
Dieses Vorurteil begegnet mir leider auch gelegentlich, und sicher bekommen ebenfalls viele Typ-1er, deren Erkrankungsursache ja komplett anders gelagert ist, so ihr Fett ungerechtfertigterweise immer wieder weg. Aber ist das ein Grund, diese negative Energie an uns Typ-2-Diabetiker weiterzugeben? „Angefressene Variante“ hallt noch weiter in meinem Kopf. Bäääm!
Klar doch. „Ich armer Typ-1-Diabetiker habe ein schlechtes Image, nur, weil die Typ-2-Diabetiker so verfressen sind.“ Wollte er mir das damit sagen? Ich hätte ja gefragt, aber ich war nach der gefühlten Ohrfeige echt zu perplex, um angemessen zu reagieren. Hinterher fallen einem dann ja immer die schlauesten Antworten ein, aber in der Situation reichte es bei mir nur zu hektischer Schnappatmung.
Nein, liebe Typ-1-Diabetiker und alle, die meinen, man könnte Typ 2 einfach so über den Selbst-Schuld-Faktor abhandeln und diesen wie einen Knüppel über den Betroffenen tanzen lassen. Auch Typ 2 hat mehr Dimensionen, ist also viel komplexer als häufig gedacht. Denn oh Wunder, es gibt schlanke Typ-2er! Außerdem ist begünstigendes Übergewicht nicht für jeden so problemlos steuerbar, wie das in den Köpfen einiger superschlanker Menschen theoretisch möglich ist. Ich war früher richtig dick und kann mich noch gut an die Zeit erinnern, in der ich aus meinem Schutzpanzer aus Fett nicht herauskonnte. Niemandem ist geholfen, wenn er dann Vorwürfe erntet, die sogar noch schwerer wiegen, wenn sie aus den eigenen diabetischen Reihen kommen. Wir sind doch alle im Diabetes-Club und sollten gemeinsam für mehr gesellschaftliche Aufklärung und Akzeptanz sorgen.
Aber auch Typ-2er schießen gerne mal über das Ziel hinaus.
Jaaa, ich weiß, es gibt sie, die militanten Typ-2er, die permanent versuchen, die Typ-1er zu belehren und zu retten. Das nervt! Scheinbar gibt es nämlich auch da eine ganze Menge Kandidaten, die nicht verstanden haben, dass die Krankheitsursache bei Typ 1 eine andere ist, und die gut gemeinten Ratschläge eben nur teilweise Sinn machen. Ein Typ-1er hat aus eigener Kraft nicht die Möglichkeit, das auszurichten, was ein Typ 2 schaffen kann. Wo keine Insulinresistenz die Ursache ist, da bringt auch alles an Bemühungen nichts, diese umzukehren. Wenn die Langerhans’schen Inseln die Dienste in Folge der Autoimmunerkrankung eingestellt haben, dann ist der Ofen eben aus. Weniger Kohlenhydrate und mehr Bewegung helfen, den Blutzuckerspiegel im Lot zu halten, aber der Krankheit richtig in den Arsch zu treten, geht als Typ 2 doch wesentlich besser. Also bitte, liebe superdisziplinierte Typ-2er, terrorisiert keine Typ-1er mit ach so guten Ratschlägen, denn ab einem gewissen Punkt geht das tierisch auf die Nerven.

Wir können alle voneinander lernen und uns gegenseitig unterstützen. Aber mit unfairen Vorbehalten oder überzogenen Verhaltensanweisungen ist niemandem geholfen und wir machen uns das Diabetikerleben schwerer, als es ist. In diesem Sinne wünsche ich sämtlichen Diabetikern einen gut eingestellten Blutzucker und ein langes harmonisches Leben.
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 4 Tagen, 21 Stunden
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 1 Woche, 6 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 6 Tagen, 15 Stunden
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 4 Tagen, 15 Stunden
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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