Hypo ohne Hypo?

3 Minuten

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Hypo ohne Hypo?

Es war ein ganz normaler Wochentag. Wie jeden Tag stand ich um 5.30 Uhr auf, um mich für die Schule fertig zu machen. Ich fühlte mich schon im Bett ein bisschen komisch. Mir war ein bisschen schlecht, ein bisschen schwindlig und gleichzeitig hatte ich einen knurrenden Magen.

Dank Smartguardfunktion war die Insulinzufuhr unterbrochen

Ich schaute auf meine Pumpe: Dank Smartguardfunktion (Abschalten des Insulins bei niedrigen Zuckerwerten oder der Tendenz dahin) hatte sie das Insulin nach relativ rapidem Zuckerabfall für fast zwei Stunden ausgeschaltet. Der aus der anschließenden Gegenregulation resultierende Zucker: 260 mg/dl (14,4 mmol/l). Na toll!

Typisches Zeichen für eine Hypo: ein Zittern „unter der Haut“

Ich machte mir schnell mein Frühstück (den Haferbrei), den ich wirklich oft esse und der normalerweise einen schönen, leichten Anstieg und einen wunderbaren Abfall des Blutzuckers verursacht.

Nicht so an diesem Morgen: Ich fuhr mit dem Auto zum Bahnhof, fühlte mich leicht wackelig auf den Beinen und schob es auf die nächtliche Hypoglykämie. Im Zug ging es mir dann schleichend immer schlechter. Die Fahrt dauerte nur eine halbe Stunde, doch sie kam mir vor wie eine Ewigkeit. Mir wurde extrem übel, schwindlig und ich war plötzlich klitschnass geschwitzt. Dazu kamen Herzrasen und dieses ganz bestimmte Zittern „unter der Haut“, das für mich das typische Anzeichen einer Hypo ist.

Hypo ohne Hypo Bild

Irritation beim Blick auf die Pumpe

Ein Blick auf die Pumpe sorgte für die erste Irritation: Der Sensor zeigte einen konstanten Wert von 250 mg/dl (13,9 mmol/l) an. Der Zucker fiel also weder ab, noch war er stark gestiegen. Trotzdem fühlte es sich an, als würde in mir ein Krieg zwischen Insulin und Glukose toben.

Endlich an der Haltestelle angekommen, stolperte ich aus dem Zug und atmete durch. Eine Klassenkameradin war hinter mir ausgestiegen und sprach mich an – ich konnte kaum reagieren, starrte sie bloß an und nickte, als sie mich fragte, ob wir uns setzen sollten. Sie stützte mich auf dem Weg zur Bank, denn meine Beine drohten jeden Moment unter mir wegzuknicken.

Am Rande der Bewusstlosigkeit

Sie half mir, das Papier des Traubenzuckerplättchens abzuwickeln und meinen Blutzucker zu messen: 180 mg/dl (10,0 mmol/l), der Sensorwert lag bei 230 mg/dl (12,8 mmol/l), also immer noch einigermaßen konstant. Ich zitterte am ganzen Körper, schwitzte kaltschweißig vor mich hin und hatte zum ersten Mal in meiner Diabeteskarriere das Gefühl, ich würde gleich bewusstlos werden.

Als ich endlich wieder einigermaßen stehen konnte, machte ich mich, gestützt von meiner Klassenkameradin, auf den Fußweg zur Schule. Der Weg verlangte mir alles ab, während das Zittern, Schwitzen und die Übelkeit nur ganz langsam nachließen.

In der Schule (20 Minuten nach den TZ-Plättchen) konnte ich den Blutzucker wieder selbst messen: 250 mg/dl (13,9 mmol/l), exakt der Wert, den auch der Sensor zeigte.

Manchmal sollten wir uns auf unser Bauchgefühl verlassen

Noch Stunden später fühlte ich mich total ausgelaugt – als hätte ich die Hypo meines Lebens hinter mir. Auch das anschließende Essen zeigte kaum Wirkung. Nach dem zweiten Frühstück flutschte der Zucker in den Grenzbereich, sodass sich meine Pumpe wieder abstellte, und auch das Mittagessen plus der Hypo-BEs sorgte für keinen sicht- oder fühlbaren Zucker-Anstieg.

Mittlerweile bin ich überzeugt: Mein Körper kämpfte tatsächlich „unsichtbar“ gegen eine drohende Hypo. Wie das medizinisch zu erklären ist, kann ich mir nur sehr theoretisch und umständlich erklären. Eins weiß ich nun aber mit Sicherheit: Manchmal sollten wir uns trotz der vielen fortschrittlichen Technik einfach bloß auf unser Bauchgefühl verlassen!

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  • insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche

    Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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