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Der große Tag war gekommen. Heute sollte ich an Bord „meines“ Schiffs gehen, das am Vorabend in Valparaíso in Chile angekommen war: 333 Meter lang, 48 Meter breit, Platz für bis zu 10.000 Container. Ein Gigant!
Um 9 Uhr morgens traf ich mich mit dem zuständigen Agenten des Hafens – und bei dieser Gelegenheit auch die zweite Passagierin an Bord, eine Französin. Gemeinsam fuhren wir nach einem Sicherheitscheck unseres Gepäcks durch den Hafen, um genau vor der Gangway unseres Schiffes anzuhalten, auf das währenddessen ein Container nach dem anderen geladen wurde. Aufregung, ob ich meinen Koffer die wacklige Leiter nach oben bringen würde, machte sich breit – gepaart mit kindlicher Vorfreude auf das Abenteuer der ganz besonderen Art.
Die Aufregung angesichts der 72 Stufen war umsonst: Sofort kamen uns zwei der 25 Mann starken Crew entgegen, hießen uns willkommen und schnappten unser Gepäck. Etwa 25 Meter weiter oben an Deck angekommen, wurden wir vom Chief Officer des Schiffs begrüßt, der uns bat, ein paar Minuten in seinem Büro zu warten. Kein Problem. Die vielen Eindrücke meines neuen Zuhauses auf Zeit – Motoren- und Krangeräusche, lange Flure, Warn-Schilder – mussten eh erstmal verarbeitet werden.
Zumal in dem besagten Büro noch ein weiterer Passagier saß, der darauf wartete, mit Sack und Pack von Bord gehen zu dürfen: Alain (71), ebenfalls Franzose, der gerade mit dem Schiff aus Europa in Valparaíso angekommen war – und der damit also genau die Reise hinter sich hatte, die uns in umgekehrter Reihenfolge bevorstand. Natürlich löcherten wir ihn mit Fragen, die er geduldig beantwortete: Ja, es war toll. Nein, der Seegang war nicht zu schlimm. Und ja, in Cartagena in Kolumbien war er von Bord gegangen – eine tolle Stadt!
Meine drängendste Frage – mit Blick auf meinen großen Insulinvorrat in der Tasche: Gibt es einen eigenen Kühlschrank in der Kabine? Ich erklärte, warum das für mich wichtig ist, und da machte sich ein breites Grinsen im Gesicht des ohnehin schon freundlichen Franzosen breit: „Ja, den gibt es. Und ich bin auch Typ-1-Diabetiker.“
Ich konnte es nicht glauben. Alain auch nicht. Wir blickten uns an und freuten uns – so wie es immer der Fall ist, wenn sich zwei Gleichgesinnte aus der süßen Community irgendwo in der Welt zufällig treffen. Zumal an so einem speziellen Ort. Und es wurde noch besser: Er nutzt genau wie ich die Patchpumpe OmniPod und den FreeStyle Libre!
Interessiert stellte er mir Fragen zu meinem Blucon-Aufsatz und im Gegenzug versicherte er mir, dass der Diabetes an Bord überhaupt kein Problem sei. Im Vergleich zu meinen 16 Jahren Typ-1-Diabetes-Historie konnte Alain bereits 43 Jahre mit Diabetes im Gepäck auf den Tisch legen.
Auch wenn ich nicht wirklich Bedenken bei der speziellen Reise hatte, auf der es keinen Arzt oder keine anderweitige Hilfe von außen geben würde: Diese Zufallsbegegnung gab mir einen zusätzlichen Kick und ich wartete gespannt darauf, meine Kabine zu sehen und endlich abzulegen!
Die weiteren Beiträge zu Susannes Reise findet ihr hier:
Auf hoher See, Teil 1: Planen und Packen
Auf hoher See, Teil 3: Die ersten zwei Wochen an Bord
Auf hoher See, Teil 4: Kein Land in Sicht und Ankunft in Europa
5 Minuten
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