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Die diabetische Retinopathie, also die Schädigung der Netzhaut (Retina) des Auges, gilt als die häufigste Komplikation im Hinblick auf eine Schädigung der kleinen Blutgefäße (Mikroangiopathie) bei Diabetes. Das Ausmaß der Mikroangiopathie wird u. a. beeinflusst von der Situation des Glukose-Stoffwechsels und tritt zu unterschiedlichen Zeitpunkten im Verlauf des Typ-1- und Typ-2-Diabetes auf.
Bei einer Mikroangiopathie wird ein Teil der Wand der Blutgefäße, die kapilläre Basalmembran, dicker. Bekannte Ursachen sind erhöhte Blutzuckerwerte über längere Zeit und dadurch eine "Verzuckerung" von Eiweißen der Basalmembran. Diese "Verzuckerung" wird als nicht enzymatische Glykosilierung bezeichnet. Sie führt zu Zucker-Eiweiß-Verbindungen, fachsprachlich "advanced glycation end products" oder AGEs genannt. Die Gene und das Geschlecht spielen ebenfalls eine Rolle, denn z. B. sind mehr Männer mit Typ-1-Diabetes als Frauen betroffen. Auch die Dauer des Diabetes spielt, unabhängig von der Situation des Stoffwechsels, eine Rolle. Weitere Ursachen und Risikofaktoren werden angenommen bzw. sind gesichert:
Da die beginnenden Veränderungen an der Netzhaut von den Betroffenen oft nicht bemerkt werden, sind regelmäßige Kontrollen in einer augenärztlichen Praxis sinnvoll. Laut Schätzungen augenärztlicher Fachgesellschaften nehmen bis zu 50 Prozent der Menschen mit Diabetes ein Screening nicht wahr, obwohl es in Leitlinien empfohlen wird. Die Gründe dafür sind vielfältig.
Würden diese Untersuchungen, die bei Menschen mit Diabetes, aber ohne Symptome für eine Schädigung der Netzhaut bei mehr Personen durchgeführt werden, könnte die Versorgung deutlich verbessert werden, denn:
Weltweit ist die diabetische Retinopathie hinter dem Glaukom (grüner Star), der Katarakt (grauer Star) und der altersabhängigen Makula-Degeneration (zunehmende Schädigung der Stelle des schärfsten Sehens) die vierthäufigste Augen-Erkrankung. In Deutschland gibt es unterschiedliche Daten: Wurden die Daten im Bereich der Praxen Niedergelassener oder in augenärztlichen Zentren erhoben, fand sich eine Häufigkeit der Retinopathie von etwa 22 Prozent (Gutenberg-Gesundheitsstudie). Im DPV-Register – DPV steht für Diabetes-Patienten-Verlaufsdokumentation – mit Daten von 64 700 Teilnehmerinnen und Teilnehmern und einer Diabetesdauer von neun Jahren lag die Häufigkeit bei Menschen mit Typ-2-Diabetes bei 20 Prozent, also jeder Fünfte. 9 Prozent hatten eine fortgeschrittene Retinopathie, 0,8 Prozent eine Makulopathie. Daten von Krankenkassen zeigen aber, dass bei Neu-Diagnose eines Typ-2-Diabetes nur etwa jeder Dritte augenärztlich untersucht wurde, zwei Jahre nach Diagnose waren es immer noch nur 50 Prozent. Da ca. 40 Prozent der Menschen mit Typ-2-Diabetes bereits zu Beginn ihrer Erkrankung eine milde Retinopathie haben und sich bei Menschen mit Diabetes und Retinopathie das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verdoppelt, ist ein rechtzeitiges Erkennen erforderlich.
Um diabetestypische Veränderungen an den Augen sehen zu können, stehen Augenärztinnen und Augenärzte folgende Untersuchungsmethoden zur Verfügung:
Der Sehnerv wird mithilfe der Spaltlampe und einer Lupe untersucht. Bei Verdacht auf eine Schädigung der Makula kann ein hochauflösender Ultraschall mit optischer Kohärenz-Tomographie (OCT) mit Darstellung des Auges im Querschnitt zum Einsatz kommen. Wasseransammlungen (Ödeme) lassen sich so sehr gut darstellen, auch der Verlauf nach einer entsprechenden Therapie. Bei der Fluoreszenz-Angiografie werden die Blutgefäße und auch Gefäß-Erweiterungen (Aneurysmen) sehr gut durch zusätzliches Spritzen eines Farbstoffs dargestellt.
Um eine Retinopathie zu behandeln, muss man unterscheiden zwischen allgemeinen Maßnahmen und spezifischen Therapien. Zu den allgemeinen Maßnahmen gehören u. a.:
Bei der proliferativen diabetischen Retinopathie, also mit Neubildung von Blutgefäßen, und der diabetischen Makulopathie ist die Laser-Fotokoagulation der Gold-Standard. Aber auch die Injektion von Wachstumsfaktor-Hemmern (Hemmer des Vascular endothelial growth factor, VEGF-Hemmer) hat sich bewährt. Die Injektionen werden von spezialisierten Augenärztinnen und -ärzten in oft mehreren Sitzungen direkt in das Auge durchgeführt.
Bei drohender Ablösung der Netzhaut, weil neue Gefäße auf den Glaskörper gewachsen sind, ist auch das Entfernen des Glaskörpers (Vitrektomie) möglich. So kann ggf. die Netzhaut wieder an die sie ernährende Aderhaut angelegt werden.
Weitere Veränderungen an den Augen durch Diabetes können sein:
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