Aus dem Leben mit einem Diabetiker-Warnhund – #3

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Aus dem Leben mit einem Diabetiker-Warnhund – #3

Im Januar 2012 ist Candy also bei mir eingezogen. Zum Eingewöhnen zu Hause hatten wir noch eine gute Woche Zeit, bis ich wieder arbeiten musste.

Zu meinem Geburtstag im Dezember hatte ich seit langem sehr konkrete Wünsche. So ging ich also mit meinen Eltern in ein Zoofachgeschäft und meine Eltern statteten mich mit Hundebett, -decke, -halsband, -leine, -fressnäpfen, -autoschonbezug und ein paar Spielzeugen für Candy aus.

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Mit Candy kam das Chaos

Mir wurde sehr schnell bewusst, dass ich in Zukunft wahrscheinlich nicht mehr nur in die Kleintierabteilung stürmen würde, um mir die süßen Kaninchen anzuschauen. Von dieser Sorte wohnten damals auch schon 4 Damen bei mir im Wohnzimmer – neben meinen 2 Chinchillas. Alles kein Problem, dem Jagdhund beizubringen, dass Familienmitglieder zwar außerordentlich gut riechen, aber deshalb noch lange kein Spielzeug darstellen – laut meiner DiabDog-Ausbilder…

Meine mit viel Liebe ausgesuchten Geburtstagsgeschenke waren innerhalb weniger Tag entweder komplett zerlegt, weggepackt, weil ich Angst hatte, dass Candy die Stücke aus den Kauspielzeugen fressen würde, oder gelöchert – Füllung herausgeholt – und gleichmäßig im Zimmer verteilt. Nein – grünen Schnee gibt es nicht. Das war die Füllung aus dem Hundebett und auch das Hundekissen hätte ja noch etwas Interessantes im Innenleben versteckt haben können.

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Da wollte Candy ganz sichergehen und hat jedes Mal, nachdem ich alles wieder zurückgestopft und zugenäht hatte, wieder nachgeschaut.

Meine Kaninchen wohnten damals in meinem Wohnzimmer in extra angefertigten Terrarien mit Glasschiebetüren an der Front. Wenn ich nicht dabei war, habe ich die Wohnzimmertür immer geschlossen, damit Candy nicht unbeaufsichtigt auf Tuchfühlung gehen konnte.

Die ersten Wochen habe ich sie immer in meiner großen Küche gelassen, wenn ich das Haus verlassen musste. Da war das Schadenspotential am geringsten, dachte ich mir. Beim zweiten Versuch musste ich zum einen feststellen, dass eine Türklinke kein Hindernis darstellt. Mit freudig wedelndem Schwanz lag Candy ausgebreitet auf meinem Bett im Schlafzimmer. Ihr Blick sagte mir: „Mensch, Frauchen – Du kannst doch nicht gehen und die Schlafzimmertür zumachen. Wo soll ich mich denn hinlegen?? Ins Hundebettchen etwa?!“

Zum anderen ahnte ich, dass sie mein Bett ihrem bevorzugen würde. Davon war ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht so begeistert und habe sie aus meinem Bett raus auf ihren Platz geschickt.

Diese beiden Themen waren auch in den nächsten Tagen immer wieder sehr präsent bei unserer Eingewöhnungsphase – die Kaninchen und Frauchens Bett…

Auf Hasenjagd in vier Wänden

Candy war natürlich interessiert an den vorwitzigen Löffelohren. Diese waren wenig eingeschüchtert von ihr, so dass sie auch zwischendurch immer mal wieder mit den Vorderpfoten auf die Kante hochkamen, um besser aus dem Käfig herausgucken zu können.

Candy hat oft versucht, die Kaninchen zum Spielen zu animieren. Ist auf der Stelle herumgesprungen, vor Aufregung über meine Couch geprescht und wieder zurück vor den Käfig und das ganze Spektakel wieder von vorne…

Und dann passierte etwas, ein Bild, das ich nie vergessen werde! Wohnzimmertür offen, ich war beschäftigt und bin durch die Wohnung gewuselt. Dann komme ich in das Wohnzimmer und sehe nur noch, wie Candy mit den Vorderpfoten auf der Kante der offenen Schiebetüren steht und mit dem ganzen Kopf in dem unteren Käfig steckt. Mein Herz ist mir fast zum Hals herausgesprungen und ich bin komplett erstarrt. Ich war so geschockt, mir blieb die Luft weg. Und dann kam Candy mit ihrem Kopf wieder raus, auf den Boden mit den Pfoten und ich konnte sehen, wo sie in dem Käfig reingebissen hatte… Heu, Stroh und Einstreu. Eine ganze Hundeschnauze voll wurde im nächsten Moment voller Begeisterung mit energischen Schüttelbewegungen mehr chaotisch als gleichmäßig in meinem Wohnzimmer verteilt. Da hatte jemand Spaß, kann ich Euch sagen – aber diese freudige Begeisterung konnte ich erst mit einem Schmunzeln nach einer kurzen Schockpause mit Candy teilen.

Ein neuer Bett-Partner

Mit dem Thema „Hund im Bett“ musste ich mich von Anfang an immer wieder auseinandersetzen. Candy war sehr lebhaft und ich war der Überzeugung, dass sie das Kommando „Platz“ nicht mochte. „Sitz“ klappte hervorragend – „Platz“ war bei Candy mehr ein „Plaaaaaaatz – und weg!!!“… Ich hatte das Gefühl, mein Hund braucht keinen Schlaf.

Ich musste auch mit weniger auskommen in den ersten Wochen. Schließlich klappte es auch, dass Candy auf einem ihrer Plätze zur Ruhe kam und dort die Nacht verbrachte.

Ich gewöhnte mich sehr schnell an die Anwesenheit von Candy. Sie war ja auch sehr aufmerksam, erwiderte meine Blickkontakte jedes Mal und beobachtete mich so wie ich sie.

Und dann war sie weg!! In meiner Wohnung war ich eine Zeit abgelenkt, beschäftigt mit irgendwas und eigentlich hatte ich sie in der Küche vermutet. Nichts – im Wohnzimmer auf ihrer Decke – nichts. Viel größer war meine Wohnung ja nicht. Blieb also nur noch das Schlafzimmer… Und da lag sie. Auf meinem Kopfkissen wie ein Schneckenhaus eingerollt. Den Kopf eingezogen und keine Reaktion, als ich in das Zimmer gekommen bin. Ich glaube, sie wäre am liebsten noch in den Kissenbezug hereingekrochen, um sich zu verstecken.

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Die gute Nachricht – dass man sich tatsächlich in Kissen verstecken kann, entdeckte Candy erst einige Monate später, als sie zu Besuch bei meinen Eltern war.

Die schlechte Nachricht – Frauchen ist zu diesem Zeitpunkt fachlich nicht in der Lage, die Situation neutral zu beurteilen. Böse Gewissensbisse plagten mich fortan, weil ich der festen Überzeugung war, dass Candy keinen Platz jemals so sehr lieben wird wie mein Bett. Und ich Frauchen hatte mir also in den Kopf gesetzt, diesen „meinen Platz“ nicht mit ihr zu teilen…

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