- Behandlung
Bluthochdruck ernst nehmen
4 Minuten
Jung, groß, schlank, sportlich … und Bluthochdruck?! Selbst Kinder und Jugendliche können schon Bluthochdruck haben – nach Schätzungen der Deutschen Hochdruckliga sind daran etwa 700 000 Kinder in Deutschland erkrankt – und es sind nicht immer nur die Übergewichtigen!
Deswegen sucht er seinen Hausarzt auf: Dieser misst zum ersten Mal wieder seit Jahren den Blutdruck bei Herrn Müller: Im Liegen ergibt sich am linken Arm ein Druck von 210/110 mmHg! Eine Kontrolle am rechten Arm bestätigt die Werte.
Herr Müller ist schlank, raucht nicht und regt sich auch nicht so schnell über etwas auf. So verschreibt der Hausarzt ihm neue Medikamente, die er regelmäßig einnehmen soll. Er erhält auch ein Blutdruckmessgerät zum Selbstmessen. Schon nach 2 Wochen sind seine Blutdruckwerte wieder im akzeptablen (aber noch nicht guten) Bereich: im Liegen 160/90 mmHg.
Generell haben jüngere Menschen einen niedrigeren Blutdruck als ältere – der Druck steigt etwas mit dem Alter und der Körpergröße. Bei Kindern wird momentan noch nicht berücksichtigt, ob nur der obere (systolische) oder nur der untere (diastolische) Blutdruck oder beide Werte erhöht sind. Bei Erwachsenen kennt man dagegen auch die “isolierte systolische Hypertonie”: Dabei ist nur der obere Blutdruckwert erhöht. Diese isolierte systolische Hypertonie kommt bei Menschen über 65 Jahre vergleichsweise häufig vor.
Das liegt vor allem an der zunehmenden Steifigkeit großer Arterien, die an Elastizität durch Einlagerung von Kalk, Fett und Bindegewebe in die Gefäßwände verloren haben. So steigt vor allem der “zentrale Blutdruck”, das ist der Druck direkt hinter dem Herzen in den großen Blutgefäßen wie der Aorta (Hauptschlagader). Bei Erwachsenen ist die isolierte systolische Hypertonie genauso gefährlich wie ein Bluthochdruck, bei dem beide Werte erhöht sind.
Je höher der Blutdruck desto mehr Arbeit fürs Herz
Der zentrale Blutdruck direkt am Abgang der Hauptschlagader vom Herzen kann nur mittels einer speziellen Technik, der Pulswellen-Analyse, am Arm gemessen werden. Bei gesunden Menschen ist der systolische Blutdruck nicht am Arm oder Handgelenk, sondern “zentral” gemessen am niedrigsten.
Klassifikation des Blutdrucks |
(Werte in mmHG) | ||||
| systolisch | diastolisch | ||||
| optimal | < 120 | und | < 80 | ||
| normal (normoton) | 120 – 129 | und/oder | 80 – 84 | ||
| hochnormal | 130 – 139 | und/oder | 85 – 89 | ||
| milde Hypertonie (Schweregrad 1) |
140 – 159 | und/oder | 90 – 99 | ||
| mittelschwere Hypertonie (Schweregrad 2) |
160 – 179 | und/oder | 100 – 109 | ||
| schwere Hypertonie (Schweregrad 3) |
≥ 180 | und/oder | ≥ 110 | ||
| isolierte systolische Hypertonie | ≥ 140 | und | < 90 | ||
| modifiziert nach ESH/ESC 2013 | |||||
Durch zunehmendes Alter, aber auch Diabetes, Fettstoffwechselstörungen und mangelnde Bewegung kann es zu einer Erhöhung des zentralen Blutdrucks wegen einer Versteifung der Gefäße kommen. Hier könnte man das biologische Alter ablesen – ob jemand jung geblieben oder schon früh verkalkt ist. Eine Zunahme des zentralen Blutdrucks bedeutet aber immer auch eine Zunahme der Arbeit, die das Herz gegen diesen erhöhten Blutdruck in den Blutgefäßen leisten muss!
Wie aber kann der Blutdruck effektiv gesenkt werden?
Im Rahmen eines Kongresses in den USA wurde von Prof. Robert H. Schneider, Direktor des Institute for Natural Medicine and Prevention, aufgezeigt, dass z. B. transzendentale Meditation nicht nur hilft, den systolischen Blutdruck um durchschnittlich 5 mmHg zu senken, sondern sich dadurch sogar das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und Tod durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich reduziert – und zwar um 45 Prozent.
Aktuelle Empfehlungen für den Zielblutdruck
| generell | < 140/90 mmHG | |
| Menschen mit Diabetes | < 140/< 90 mmHG | |
| „gebrechliche“ Ältere Menschen und Menschen über 80 Jahre |
140 - 150 mmHG systolisch | |
| Niereninsuffiziens | < 130 mmHG systolisch | |
| bei Eiweißausscheidung im Urin (Proteinurie) über 1g/Tag |
< 130 mmHG systolisch | |
| modifiziert nach ESH/ESC 2013 | ||
Selbst sehr konservative Schulmediziner kommen zu dem Schluss, dass z. B. Yoga zu den im weitesten Sinne unterstützenden Maßnahmen einer Therapie von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zählt (neben der medikamentösen Therapie). Dass der Blutdruck über das Beeinflussen der Psyche durch Anti-Stress-Techniken gesenkt werden kann, ist glücklicherweise schon länger allseits bekannt.
Diese Medikamente werden gegen Bluthochdruck eingesetzt
In der medikamentösen Therapie werden aktuell meist 4 Substanzklassen, die ABCD-Substanzen bzw. -Gruppen maximal miteinander kombiniert:
- ACE-Hemmer/AT1-Blocker,
- Betablocker,
- Calciumantagonisten,
- Diuretika.
ACE-Hemmer und AT1-Blocker (Sartane) sollten bei der Behandlung des Bluthochdrucks nicht miteinander kombiniert werden, weil das gehäuft zu Komplikationen führt! Viele Hypertoniker haben weitere Erkrankungen und nehmen deshalb oft weitere Medikamente ein wie Diabetesmedikamente, Medikamente gegen Asthma/COPD, Fettstoffwechselstörungen.
Deren Zusammenwirken bzw. “Nichtpassen” muss immer berücksichtigt werden. Die Nebenwirkungen müssen also ganz besonders von Anfang an beachtet werden; dazu gehören niedriger oder hoher Puls. Betablocker werden häufig bei Bluthochdruck und gleichzeitigen Herzrhythmusstörungen und/oder einer koronaren Herzkrankheit (Durchblutungsstörung der Herzkranzgefäße) angewendet.
Blutdruckbedingte Sturzneigung
Durch Stürze – besonders bei sehr alten (geriatrischen) Patienten – ist häufig deren Eigenständigkeit stark gefährdet. Nach Studien haben bis zu 50 Prozent aller geriatrischen Patienten mindestens 1 x/Jahr einen schweren Sturz. In der Hälfte der Fälle ist eine Verletzung die Folge, in 15 Prozent ein schwerwiegender Knochenbruch oder eine Gehirnschädigung.
Die Häufigkeit der Hypertonie nimmt mit dem Alter zu – und damit auch die Notwendigkeit der Therapie. Im Alter von mehr als 65 Jahren leiden 50 Prozent an einer Hypertonie. In einer Studie des American College of Cardiology von 2011 wurden Nebeneffekte der Behandlung berücksichtigt – sie zeigt auch den Zusammenhang von blutdrucksenkender Therapie und dem erhöhten Auftreten von Stürzen bei geriatrischen Patienten!
Ursachen solcher Stürze sind:
- erhöhte Empfindlichkeit geriatrischer Patienten auf Medikamente,
- 3-fach höheres Risiko für Arzneimittelnebenwirkungen im Vergleich zur “Normalbevölkerung”,
- mit Zunahme der Anzahl von Medikamenten steigt auch die Sturzneigung,
- andere Wirkung der Medikamente und deren Aufnahme aus dem Darm.
Wie und wann Blutdruck messen?
Zunächst muss der Blutdruck regelmäßig und zu verschiedenen Tageszeiten – am besten in Ruhe, manchmal auch unter Belastung (z. B. beim Belastungs-EKG) gemessen werden. Die Selbstmessung, wenn möglich, ist dabei sehr sinnvoll und nützlich. Wenn dies nicht geht, sollte der Blutdruck aber öfter beim Hausarzt oder z. B. durch einen Pflegedienst oder Angehörige gemessen werden. Studien zeigen, dass sich auch im hohen Alter eine konsequente Blutdruckeinstellung lohnt.
Zusammenfassung
Bluthochdruck ist eine Erkrankung und nicht nur eine Befindlichkeitsstörung. Denn ein über Jahre unbehandelter Bluthochdruck kann z. B. zu einem Schlaganfall, einer Herzschwäche oder auch zu Vorhofflimmern im Herzen führen und so lebensgefährlich sein. Auch alte Menschen – dick oder dünn – profitieren von einer konsequenten Blutdruckbehandlung.
Autor:
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Erschienen in: Diabetes-Journal, 2017; 66 (9) Seite 26-28
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 4 Tagen, 20 Stunden
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 1 Woche, 6 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 6 Tagen, 14 Stunden
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 4 Tagen, 14 Stunden
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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