Blutzucker-Langzeitwert: ein Auslaufmodell?

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Blutzucker-Langzeitwert: ein Auslaufmodell?

Blutzucker-Langzeitwert HbA1c und „Zeit im Zielbereich“ (Time in Range): Was sagen die beiden Werte aus? Und ist einer ergiebiger, wenn es um die Verbesserung der Therapie geht? Zwei Experten geben während des DiaTec-Kongresses klare Hinweise.

Zur Erinnerung: Mit HbA1c ist das Hämoglobin A1c gemeint und damit der rote Blutfarbstoff, der mit Glukose verbunden ist. Mit dem HbA1c-Wert (Blutzucker-Langzeitwert; Einheit: % und mmol/mol) wird die durchschnittliche Blutzuckerkonzentration der letzten 8 bis 10 Wochen angegeben. Die Time in Range (TIR, auch: Zeit im Zielbereich) gibt den Prozentanteil der Zeit an, in der die Glukosewerte beim kontinuierlichen Glukosemonitoring im Zielbereich sind (empfohlen: 70 – 180 mg/dl bzw. 3,9 – 10,0 mmol/l).

TIR durch CGM als neuer Parameter

Das bedeutet auch: Die TIR kann recht einfach angegeben werden, seit es kontinuierliches Glukosemonitoring (CGM) gibt. Immer mehr Menschen mit Diabetes nutzen inzwischen CGM-Systeme und können dadurch sehen, wie lange sie sich in einer bestimmten Zeitspanne im Zielbereich befunden haben.

Ist nun durch das Aufkommen der TIR der HbA1c-Wert, der ca. alle 3 Monate vom Arzt/von der Ärztin bestimmt wird, zum Auslaufmodell geworden? Dieser Frage gingen die Diabetologen Prof. Dr. Thomas Danne (Hannover) und Dr. Ralph Ziegler (Münster) nach in einem von Novo Nordisk veranstalteten Symposium.

Was kann der HbA1c-Wert, was die TIR?

Prof. Danne erklärte, was HbA1c und TIR leisten können: Der HbA1c-Wert ist als Langzeitmarker etabliert, mit ihm lassen sich Gefäßkomplikationen und damit Diabetes-Folgen gut vorhersagen. Der Nachteil: Der Einzelwert lässt sich nur ca. alle 3 Monate für einen Vergleich mit vorangegangenen HbA1c-Werten nutzen.

Und die TIR? „Wenn wir zum Patienten hinschauen, ist die Zeit im Zielbereich oft viel aussagekräftiger, weil die Glukoseschwankungen erfasst werden, weil es einen klaren Hinweis gibt, ob therapeutische Änderungen erfolgreich oder nicht erfolgreich gewesen sind. Die Zeit im Zielbereich hat einen Vorteil beim personalisierten Diabetesmanagement“, so Danne.

Hat der HbA1c-Wert ausgedient?

Ein bisschen schon – diesen Eindruck bekommt man bei Prof. Dannes Vortrag. Denn er sagte u. a.: „Je mehr CGM genutzt wird, desto mehr ist es Zeit, umzudenken, dass die Zeit im Zielbereich immer bedeutender wird für die Beurteilung der Stoffwechseleinstellung.“ Für eine „Abschaffung“ des HbA1c-Wertes ist er trotzdem nicht: „Man sollte das HbA1c nicht nicht mehr bestimmen, sondern HbA1c und Zeit im Zielbereich sind komplementär und beide wichtig für die Beurteilung eines Patienten.“

Die neuen Werte: gut für Studien

Dr. Ralph Ziegler beleuchtete den Wert der TIR für Studien: Hilfreich sei, dass durch CGM nicht nur die TIR ausgewertet werden könne – es gebe ja z. B. zudem die Zeit unterhalb und oberhalb des Zielbereichs, die den Glukoseverlauf widerspiegeln. Sein Fazit: Werte, die sich durch CGM ergeben, „sollten der neue Standard und regelmäßig in Studien verwendet werden“.

Noch ein Wort zu Corona …

Prof. Thomas Danne: „Wenn es vielleicht in der Diabetologie einen positiven Effekt der Corona-Pandemie gibt, dann könnte es sein, dass Daten selbst hochgeladen werden, um sich mit dem Diabetesteam auszutauschen, und dadurch von den Patienten mehr Initiative ergriffen wird, sich selbst mit dem Diabetes auseinanderzusetzen.“


Autorin:

Nicole Finkenauer
Redaktion Diabetes-Journal, Kirchheim-Verlag
Wilhelm-Theodor-Römheld-Straße 14, 55130 Mainz
Tel.: (0 61 31) 9 60 70 0, Fax: (0 61 31) 9 60 70 90

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2021; 70 (4) Seite 16-17

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  • insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 2 Wochen

    Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 3 Wochen, 2 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 3 Wochen, 3 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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