Demenz nimmt mit dem Alter zu

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Demenz nimmt mit dem Alter zu

Mit zunehmendem Alter steigt auch das Risiko einer Demenz – aber was verbirgt sich dahinter? Definiert wird die Demenz als eine fortschreitende Erkrankung, bei der geistige (kognitive) Fähigkeiten und Alltags-Kompetenzen verloren gehen und die soziale und die berufliche Leistungsfähigkeit beeinträchtigt werden. Zu den kognitiven Beeinträchtigungen zählen Veränderungen in verschiedenen Gebieten, z. B.:

Der Fall

Diabetes, Adipositas und Demenz

Wie der Typ-2-Diabetes nimmt auch die Demenz mit zunehmendem Alter an Häufigkeit zu. Es scheint so, dass beide Erkrankungen bezüglich ihres Entstehens Gemeinsamkeiten haben. Nach neuesten Erkenntnissen ist eine der Ursachen der Demenz eine Insulin-Resistenz, also eine Unempfindlichkeit gegenüber Insulin, – eine der Hauptursachen eines Typ-2-Diabetes. Wie beim Typ-2-Diabetes ist auch das extreme Übergewicht, die Adipositas, einer der wichtigsten Faktoren, der eine Demenz begünstigt. Weitere Faktoren sind Schlaf-Störungen, geringe Bildung, Rauchen, Alleinleben, Alkohol-Abhängigkeit und Bluthochdruck. Der wichtigste Faktor für das Entstehen einer Demenz scheint das Alter selbst zu sein.

Auch die Vererbung spielt beim Entstehen einer Demenz eine große Rolle. Etwa 50 Prozent des Risikos lassen sich durch genetische Faktoren erklären, die anderen 50 Prozent sind beeinflussbare Faktoren. So sind auch die positiven Effekte vorbeugender Maßnahmen zu erklären.

Etwa 1,8 Millionen an Demenz Erkrankte

Zurzeit sind etwa 1,8 Millionen Menschen in Deutschland an einer Demenz erkrankt, was etwa 1,5 Prozent der Bevölkerung entspricht. Unter den 60- bis 70-Jährigen sind etwa 1 bis 2 Prozent betroffen. Mit zunehmendem Alter steigt die Zahl der Erkrankten exponentiell: In der Gruppe der 70- bis 80-Jährigen sind etwa 5 bis 7 Prozent betroffen, bei den 80- bis 90-Jährigen schon 15 bis 20 Prozent. So gibt es in Deutschland etwa 200 000 Neuerkrankungen pro Jahr, verbunden mit hohen Pflegekosten.

Eine Demenz reduziert Fähigkeiten

Auch wenn es unterschiedliche Ursachen für eine Demenz gibt, ist das Ergebnis immer eine langsam fortschreitende Funktions-Störung des Gehirns. Die Kernsymptome sind bei allen Formen der Demenz ähnlich. Im Mittelpunkt der verschiedenen Störungen steht das nachlassende Gedächtnis. So sind die Merkfähigkeit und das Lernen und Behalten neuer Inhalte beeinträchtigt, früher gespeicherte Erinnerungen und Wissen gehen verloren. Auch das Urteilsvermögen, also das Bewerten von Wahrnehmungen, und das Bewältigen von Problemen sind zunehmend nicht mehr möglich. Die eigene Persönlichkeit verändert sich: Entweder wird die eigene Persönlichkeit weniger beachtet oder sie wird verstärkt. Typische Charakterzüge wie Ehrgeiz, Ungeduld und Erfolgsstreben stechen dann besonders hervor. Nicht selten stehen auch unpassende Gefühls-Reaktionen mit mangelnder Impulskontrolle am Anfang der Erkrankung.

Aber auch Probleme beim Orientieren in der Umgebung, reduzierte Urteils- und Kritik-Fähigkeit, Störungen der Sprache sowie des räumlichen Vorstellungsvermögens können vorhanden sein. Immer mehr geht auch die Fähigkeit verloren, Handlungen zu planen und umzusetzen. Aktionen wie "Morgen räume ich den Keller auf" bleiben ein Plan, umgesetzt wird er nicht. Auch die Überlegung "Der Kühlschrank ist leer, ich muss unbedingt einkaufen gehen" führt entweder zu keiner oder zu einer unsinnigen Handlung: Zum Einkauf selbst kommt es nicht oder es werden Dinge gekauft, die gar nicht nötig wären.

Vielfältige Symptome

Auch Störungen des Gangs und der Feinmotorik, wie den Schlüssel der Haustür erfolgreich ins Schloss zu stecken, können erste Anzeichen einer Demenz sein. Im Verlauf einer Demenz kann es auch zu fehlendem Appetit, Problemen beim Stuhlgang, Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus, des Gleichgewichts sowie des Schluckens kommen. Weitere Symptome können sein die komplette Unfähigkeit zu sprechen (Aphasie) und der Verlust der Handlungsfähigkeit (Apraxie), außerdem psychische Symptome und verändertes Verhalten, z. B. depressive Verstimmung, Antriebs-Minderung, Wahn-Vorstellungen und Halluzinationen.

Störungen des Tast- und Gleichgewichtssinns, der muskulären Steuerung, beim Schlucken usw. können fatale Folgen haben, z. B.:

Hiervon abzugrenzen sind andere Symptome, die nichts mit einer Demenz zu tun haben:

Es gibt nicht die eine Demenz

Je nach Ursache werden verschiedene Mechanismen für die Schädigung des Gehirns verantwortlich gemacht. Diese sind auch für die unterschiedlichen Formen der Demenz verantwortlich. Die Häufigkeitsverteilung zeigt, dass mindestens 50 Prozent der Erkrankten eine Demenz vom Alzheimer-Typ haben.

Demenz vom Alzheimer-Typ

Die Demenz vom Alzheimer-Typ ist Folge eines krankhaften Abbaus von Nervenzellen im Gehirn und ihren Verbindungen. Im Gehirn sind in einer Computer-Tomografie (CT) Ablagerungen von Amyloid zu erkennen. Diese Eiweiße setzen sich in Klumpen zwischen die Nervenzellen und stören ihre Funktion. Betroffene sind selten jünger als 60 Jahre. Bei den Symptomen dominieren Störungen des Gedächtnisses und der Orientierung. Das führt dazu, dass z. B. Familienmitglieder und auch Bekannte und Freunde mit zunehmendem Verlauf der Erkrankung nicht mehr erkannt werden. Störungen des Sprechens und des Denk- und Urteilsvermögens sowie Veränderungen der Persönlichkeit treten außerdem auf. Die Störungen und Veränderungen sind unterschiedlich stark ausgeprägt, nehmen aber im Verlauf der Erkrankung zu.

Lewy-Körperchen-Demenz

Die Lewy-Körperchen-Demenz, auch als Lewy-Body-Demenz bezeichnet, ähnelt der Demenz vom Alzheimer-Typ. Typisch sind hier aber optische Halluzinationen, aber keine akustischen. Es werden z. B. Menschen gesehen, die nicht im Raum sind, oder Personen (auch "Fremde"), die vor der Tür stehen und als Bedrohung empfunden werden. Hinzu kommen Symptome, wie sie typisch sind für die Parkinson-Erkrankung, z. B. Zittern der Hände oder Steifigkeit in den Bewegungs-Abläufen. Häufige Folgen sind Stürze. Auffallend sind starke Schwankungen in der Leistungsfähigkeit und Aufmerksamkeit, auch kurze Phasen mit Bewusstlosigkeit kommen vor. Personen werden aber lange erkannt und richtig "zugeordnet" – im Gegensatz zur Demenz vom Alzheimer-Typ.

Vaskuläre Demenz

Bei der vaskulären Demenz kommt es durch Durchblutungs-Störungen des Gehirns zum Absterben von Nervenzellen. Die Durchblutung wird reduziert, weil es in den kleinen Blutgefäßen, die die tiefen Strukturen des Gehirns versorgen, zu Ablagerungen (Arteriosklerose) kommt. Als Folge entstehen kleine Infarkte im Gehirn (Lakunen) und Schädigungen der Nervenfasern. Diese Form der Demenz äußert sich in einer generellen Verlangsamung, in Schwierigkeiten beim Denken und Schwankungen in der Stimmung.

Frontotemporale Demenz

Bei der frontotemporalen Demenz kommt es zum Abbau der Nervenzellen zunächst im Stirn- und Schläfenbereich. In diesem Bereich werden u. a. Emotionen und das Sozialverhalten kontrolliert. Diese Form der Demenz tritt häufig schon zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr auf und äußert sich früh mit Veränderungen der Persönlichkeit und im zwischenmenschlichen Verhalten. Es dominieren Symptome wie Aggressivität, Taktlosigkeit, Teilnahmslosigkeit und maßloses Essen.

Tests helfen beim Stellen der Diagnose

Um eine Demenz zu diagnostizieren, bedarf es mehrerer Untersuchungen. Am Anfang steht die ausführliche Krankengeschichte (Anamnese), die je nach Krankheitsfortschritt auch als Fremdanamnese durchgeführt wird, also indem Dritte, z. B. Ehepartner, Angehörige oder Betreuende, die Krankengeschichte erzählen. Gefragt wird dabei auch nach psychischen Auffälligkeiten. Danach erfolgt eine körperliche Untersuchung, auch neurologisch. Im Anschluss erfolgen spezielle neuropsychologische Tests zum Klären, welche Form der Demenz vorliegt. Hierzu zählen der Mini-Mental-Status-Test (MMST), der Uhrentest, der Demenz-Detektions-Test (DemTect-Test), der Montreal-Cognitive-Assessment-Test (MoCA-Test) und weitere Tests. Beim MMST wird die Fähigkeit erfasst, sich zeitlich und örtlich zu orientieren, Muster und Formen zu erkennen, außerdem die Funktion des Gedächtnisses und die Sprech-Fähigkeit. Mit dem Uhrentest werden die Leistung des Gedächtnisses und die Raumwahrnehmung untersucht. Der DemTect-Test dient dem Erkennen von Störungen der Wahrnehmung, des Lernens, des Erinnerns und des Denkens. Der MoCA-Test hilft, frühe Anzeichen einer Demenz zu erkennen, indem leichte Störungen geistiger Fähigkeiten erkannt werden.

Vorbeugen ist möglich

Laut aktuellen Daten könnte jede fünfte Demenz-Erkrankung durch entsprechende Maßnahmen verhindert werden. Nach einer Untersuchung, erschienen in der Fachzeitschrift Lancet, könnten 40 Prozent aller Demenz-Erkrankungen positiv beeinflusst werden, 20 Prozent auch im höheren Lebensalter. Probleme wie Depressionen, mangelnde körperliche Aktivität und soziale Isolation sollten aktiv angegangen werden. Auch Störungen des Sehens und Hörens sollten beachtet werden. Oft funktionieren auch Hörgeräte nicht so, wie sie sollen.

Gut umgehen mit Demenz-Erkrankten

Für Menschen, die an Demenz erkrankt sind, ist es sehr wichtig, vertraute Menschen um sich zu haben. Das gilt vor allem in neuen und unbekannten Situationen, z. B. bei einem Aufenthalt im Krankenhaus oder bei einer Untersuchung beim Arzt. Wenn möglich, sollten vertraute Gegenstände mitgenommen werden. Jeder gesprochene Satz sollte nur eine Information enthalten und in einfacher Sprache erfolgen. Dazu gehört z. B., keine Schachtelsätze zu verwenden. Die Angehörigen sollten intensiv einbezogen werden.

Gute Kommunikation ist zentral

Die Kommunikation ist ein zentrales Thema. Folgende Regeln gelten dafür:

Diabetes und Demenz mit den gleichen Medikamenten behandeln?

In Studien konnten durch die Wirkstoffe bzw. Wirkstoff-Klassen Metformin, GLP-1-Rezeptor-Agonisten und Thiazolidindione Besserungen der Gedächtnis-Leistung erreicht werden. Daneben gilt aber für die Therapie des Diabetes: Schwere Unterzuckerungen sollten, wie Studien zeigen, unbedingt verhindert werden. Das bedeutet z. B., dass es sinnvoll ist, Schemata für die Insulintherapie zu vereinfachen. Die Wirkstoff-Klasse der Sulfonylharnstoffe sollte möglichst nicht eingesetzt werden. Umgekehrt gilt aber auch: Langfristige Entgleisungen der Glukosewerte nach oben, unter Umständen sogar mit Koma, sollten ebenso verhindert werden.

Zusammenfassung

Autor:

Dr. Gerhard-W. Schmeisl
Internist/Angiologie/Diabetologie/Sozialmedizin
PrivAS Privatambulanz (Schulung)

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