- Aus der Community
Der Moment vor dem Einstich
4 Minuten

Hallo, liebe Mitstreiter und Mitstreiterinnen. Man könnte ja manchmal fast denken, Diabetes ist ein Wettkampf. Ein Kampf ums Überleben (wenn man es mal ganz dramatisch ausdrücken möchte).
Doch heute geht es nicht um den Kampf ums Überleben, sondern um diese piksigen, kleinen Dinger/auch Nadeln genannt. Entweder piksen wir uns damit tagtäglich, mehrmals oder „nur“ alle 2-3 Tage. (Mal ganz abgesehen von dem „in den Finger Piksen“, das ist ja schon Standard und für uns alle.)
Ich denke, ich muss hier jetzt nicht anfangen, den Unterschied zwischen Pumper und Penner zu erklären. Wir wissen ja alle, dass die einen sich mehr piksen und dafür nichts Dauerhaftes an sich haben und die anderen sich seltener piksen, dafür aber die Pumpe 24/7 bei sich tragen. Egal für was man sich entscheidet, man kommt um dieses blöde Gepikse nicht herum. Selbst die Menschen nicht, die einen Pod tragen. Der wird ja schließlich auch von Zeit zu Zeit gewechselt. ☺

Ich bin wirklich kein „Mimöschen“, das seiner ganzen umliegenden Verwandtschaft, Freunden und Familie immer erzählt, was alles so schrecklich ist und dass dieses ständige Stechen und Piksen einfach grauenvoll ist. Gut, ich glaube, so wirklich ein „Mimöschen“ ist keiner von uns Diabetikern, auf jeden Fall habe ich davon noch keinen kennengelernt. Wir machen ja alle unser Ding, die einen mehr, die anderen weniger auffällig. Jedem das Seine!
Geht es allerdings um das Thema Katheter wechseln, wird mein Gehirn, auch aus der tiefsten Tiefschlafphase, schlagartig wach. Denn seit eh und je überkommt mich bei diesen zwei Worten „Katheter wechseln“ ein Gefühl, was sofort Demotivation mit sich bringt. Jedes Mal spielen sich dann so Sätze in meinem Kopf ab wie: „Och ne, schon wieder Katheter wechseln?!“, „…das habe ich doch vorgestern erst gemacht“ und „Ich HASSE Katheter wechseln!“. Das stimmt auch tatsächlich. Ich fange da nicht an zu heulen, um Gottes willen, aber ich kann mir niemals vorstellen, dass ich mal ein Fan von dieser „Aufgabe“ werde.
Zum Beispiel finde ich es überhaupt nicht so schlimm, Ampullen aufzuziehen, Tupfer aufzufüllen, mir in den Finger zu stechen und und und… Macht mir nix aus! Beim Katheterwechseln allerdings ist immer Alarm Stufe ROT angesagt!

Doch wieso ist das eigentlich so? – Das habe ich mich tatsächlich mal gefragt. Will ich den (eventuell) auftretenden Schmerz nicht, oder finde ich das kalte, nasse Desinfektionsmittel vorher so blöd? Nö – nix davon ist es. Es ist ganz einfach der Moment vor dem Einstich, wenn ich da sitze oder andere Verrenkungen mache, um noch „schöne, neue“ Stellen zu finden. Sobald ich meine „optimale“ Haut- und Einstichstelle gefunden habe und die super glänzende und geschliffene Kanüle nur darauf wartet, endlich in meine Haut piksen zu dürfen. Ach, ein Graus! Ich möchte das hier gar nicht so theatralisch erzählen, aber es stimmt ja manchmal. An manchen Tagen geht es ratzfatz, aber an den Tagen, an denen ich die Aufgabe sowieso schon mehrere Stunden vor mir herschiebe, da sitze ich dann wieder da und denke mir: „Hach, was für ein blödes Gefühl.“ Wie gesagt, ich fange da nicht an zu weinen oder so und man kann auch noch ganz normal mit mir kommunizieren. 😀 Aber es gibt Tage, da zähle ich mehrmals bis drei, bis dann endlich die neue Kanüle sitzt. Und manchmal habe ich dann auch schon so lange gewartet, bis jegliche Motivation verloren gegangen ist und ich mir die Kanüle dann fast in Zeitlupe in die Haut gestochen habe. Boah, also schmerzfrei kann man das dann leider nicht mehr nennen.
Also warum ist es jetzt so ein Graus? Mmh – weil ich vielleicht, weiß was auf mich zukommt. Weil ich mir denke: „Uh, wenn du jetzt zu langsam pikst, DANN tut’s weh.“ Vielleicht mache ich mir auch zu viele Gedanken darüber, was passieren könnte.
Früher, als ich noch gespritzt habe, war ich viel unempfindlicher. Egal wo, egal wann. Pen raus, Bauch raus und ab ging die Lutzi. Komisch, wobei so eine Kanüle ja eigentlich ’ne Erleichterung ist und die Kanülenlänge auch dieselbe geblieben ist. Vielleicht lag es einfach daran, dass man als Kind „den Akt“ schnell über die Bühne bringen wollte, um endlich zu essen oder weiterspielen zu können. Jetzt wartet höchstens ’ne viertel Stunde mehr Schlaf auf mich. Das ist zwar viel wertvolle Zeit, aber anscheinend nicht so toll wie die Spannung darauf, endlich essen zu können oder weiterzuspielen.
Oder es ist das Alter. Man hört doch, im Alter wird man immer wehleidiger. Gut, mit 21 Jahren gehöre ich jetzt vielleicht noch nicht zu den ältesten Eisen, aber man macht sich tatsächlich mehr Gedanken. Besonders, je länger man Diabetes hat. „Wo sind noch Stellen frei, in die ich noch nicht gestochen habe?“ „Ah, da habe ich letzte Woche erst die Kanüle drinnen gehabt, das ist nicht gut, wenn ich die jetzt wieder daneben setze!“ Ja, ich glaube, das ist der Grund für dieses Unwohlsein kurz vor dem Einstich. In Kombination mit der Frage: „Wird es wohl weh tun? Werde ich die richtige Stelle treffen oder irgendwie ganz kompliziert abrutschen?“
Ich denke, ich habe eins gelernt → je weniger Gedanken ich mir um dieses Thema „Kanüle wechseln“ mache, desto besser klappt es. Ist ja komischerweise mit vielen Dingen im Leben so. Was jetzt nicht heißen soll, dass ihr alle da draußen wie Gedanken-lose Menschen durch den Diabetes Alltag stolpern sollt. 😀 Um Gottes Willen, bitte nicht! Die Grundplanung ist wichtig, aber bei der Ausführung einfach machen (insofern man eine Stelle gefunden hat, die man benutzen möchte).

So, das war mein Bericht und meine Ansicht. Wie seht ihr das denn so? Was findet ihr am schlimmsten am Diabetes oder am Katheter wechseln oder allgemein am Stechen?
Ich freue mich jetzt schon, von deiner Meinung zu hören bzw. zu lesen. Schreib es doch gerne in einem Kommentar hier unter diesen Beitrag, wenn du deine Ansicht/Geschichte mit den anderen teilen möchtest. ☺
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 6 Tagen, 16 Stunden
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 4 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 6 Tagen, 11 Stunden
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig