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Diabetes-Leitlinien: moderne Therapien aufgenommen
2 Minuten
Zwei wichtige Leitlinien zu Diabetes mellitus sind aktualisiert worden: Zum einen die S3-Leitlinie „Therapie des Typ-1-Diabetes“ und zum anderen die S3-Leitlinie „Diagnostik, Therapie und Verlaufskontrolle des Diabetes mellitus im Kindes- und Jugendalter“. Was ist eine S3-Leitlinie und welche Neuerungen gibt es?
Eine gute Leitlinie ist auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft und ihre Empfehlungen lassen sich im medizinischen Alltag umsetzen. International gibt es mittlerweile einheitliche Standards zur Bewertung von Leitlinien. In Deutschland koordiniert die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) die Leitlinien-Entwicklung. Sie teilt Leitlinien in vier Klassen ein.
Dabei erfüllt eine höchste Klasse S3 alle qualitativen Anforderungen hinsichtlich des medizinischen Fachwissens und des Konsensus der Fachgesellschaften zu ihren Aussagen, sodass sie die verlässlichste Form der Leitlinien darstellt. Die Leitlinien sind dabei kein Zwang für Ärzte, ausschließlich so vorzugehen, aber sie geben verlässliche und allgemein medizinisch anerkannte Handlungs-Empfehlungen gemäß den aktuellen Erkenntnissen zu Diagnostik und Therapie.
Therapie des Typ-1-Diabetes
Koordiniert wurde die Arbeit an der neuen S3-Leitlinie zur Therapie des Typ-1-Diabetes von Prof. Dr. Thomas Haak aus Bad Mergentheim. Sie löst die Vorgänger-Version aus dem Jahr 2018 ab und ist nun bis zum 1. September 2028 gültig.
Gerade hinsichtlich des enormen technischen Fortschritts, den die Diabetestherapie in den vergangenen Jahren durchlaufen hat, wurde die Aktualisierung erforderlich. Die neue Leitlinie umfasst nun auch Empfehlungen zur modernen Diabetes-Technologie. Hierzu zählen CGM (kontinuierliche Glukose-Messung), Insulinpumpe und AID-System (automatisierte Insulin-Dosierung, auch genannt “Closed-Loop”). Ein AID-System verbindet CGM-Sensoren über einen steuernden Algorithmus mit Insulinpumpen.
Aufgrund der Möglichkeit, jederzeit den aktuellen Glukosewert abzurufen und sich außerdem vor einer Hypo- oder Hyperglykämie (Unter- oder Überzuckerung) warnen zu lassen, ist die kontinuierliche Glukosemessung (CGM) mittlerweile zum Standard in der Glukose-Überwachung von Menschen mit Typ-1-Diabetes geworden. Insbesondere hinsichtlich des Verhinderns von Hypoglykämien wird CGM als ein wichtiger Bestandteil einer sicheren Therapie gesehen. Doch auch das bessere Erkennen und Verhindern zu hoher Blutzucker-Anstiege nach den Mahlzeiten hilft, die Zeit im Zielbereich (Time in Range) zu erhöhen und Folgeschäden vorzubeugen.
Nachdem gezeigt werden konnte, dass die mit CGM erhobenen Gewebezuckerwerte gut mit dem Langzeit-Blutzuckerwert HbA1c korrelieren, sind die CGM-Messwerte nun allgemein zur Therapieplanung und -steuerung akzeptiert. Neben den Kapiteln zu den neuen Technologien wird auch das Einbeziehen von Menschen mit Typ-1-Diabetes in die Diagnostik und Therapie ihrer Erkrankung hervorgehoben und wird in einem eigenen Kapitel (“Partizipative Entscheidungsfindung”) ausführlich dargestellt.
Diagnostik und Therapie im Kindes- und Jugendalter
Auch in der aktualisierten S3-Leitlinie “Diagnostik, Therapie und Verlaufskontrolle des Diabetes mellitus im Kindes- und Jugendalter” sind die Vorteile der modernen Diabetes-Technologie die zentralen Neuerungen. Es wird die Empfehlung gegeben, wenn möglich allen Kindern und Jugendlichen die Nutzung eines CGM-Sensors und einer Insulinpumpe beziehungsweise eines AID-Systems anzubieten.
Durch diese neuen Technologien könnten eine bessere Inklusion ermöglicht und Einschränkungen bei der Teilnahme an Kindergarten und Schule so gering wie möglich gehalten werden. Und die neuen Technologien könnten wesentlich zur Entlastung der Familien beitragen, resümierte Dr. Ralph Ziegler, Münster, der sowohl am Erstellen der Leitlinie Typ-1-Diabetes als auch an der Leitlinie für Kinder und Jugendliche mit Diabetes beteiligt war.
Auch die psychosoziale Betreuung und die besondere Lebensphase des Übergangs von der kinderärztlichen Betreuung in die Erwachsenen-Medizin, die “Transition”, wird thematisiert. Ihr und der “Ernährungstherapie” sind nun eigene Kapitel gewidmet. Neu hinzugekommen sind zum Beispiel die Kapitel “Inklusion und Teilhabe” und “Telemedizin und Videosprechstunde”. Deutlich erweitert wurden unter anderem die Kapitel zu “Diabetes und Technologie”, “Risikofaktoren, Früherkennung und Prävention” und “Andere Diabetesformen”.
Erschienen in: Diabetes-Anker, 2024; 72 (3) Seite 38-39
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cesta postete ein Update vor 1 Tag, 10 Stunden
Hallo zusammen, ich habe eine Frage an euch. Ich habe seit 4 Jahren Typ 1 LADA und bisher nur mit Basalinsulin ausgekommen. Seit 3 Wochen muss ich nun auch zu jeder Mahlzeit Humalog spritzen. Für die Berechnung wiege ich immer alles ab. Könnt ihr eine App empfehlen, die bei der Berechnung der Kohlenhydrate unterstützt? Oder habt ihr andere Tipps wie man sich daran gewöhnt? Ich wiege bisher alles ab und kann mir gar nicht vorstellen, dass ich mir das zukünftig merken kann bzw. wie ich die Kohlenhydrate schätzen kann. Vielen lieben Dank für eure Hilfe! Liebe Grüße, Christa
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sveastine postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes und Psyche vor 1 Woche, 4 Tagen
hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid
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mayhe antwortete vor 1 Woche, 4 Tagen
Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike
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sveastine antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
@mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid
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mayhe antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike
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sveastine antwortete vor 1 Tag, 22 Stunden
@mayhe: Hallo Heike, oh da hast du aber auch viel geschafft. Ja ich habe die Kinder mit Diabetes bekommen und meine Kinder sind 26,25,23 und bald 19 🥰….und wie du hoffe bald wieder fit zu sein. Beruflich wechsle ich jetzt vom Kinderhospiz wieder in die Krippe da es dort vorausschaubarer ist als im Schichtdienst. In der Hoffnung der Diabetes lässt sich dort wieder besser einstellen. Eigentlich sollte ich auch die Ernährung wieder umstellen, das weiß ich aber es fällt mir so schwer. Wie ist das da bei dir. Was machen deine Werte ? Viele Grüße Astrid
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mayhe antwortete vor 1 Tag, 19 Stunden
@sveastine: Hallo liebe Astrid, sag mal kann es sein, daß du in den Wechseljahren bist? Ich habe meine schon hinter mir, aber das war zuckertechnisch eine der schwierigsten Zeiten, weil ständig alles durcheinander war. Damals war ich allein 2 x in der Diabetes Klinik Bad Mergentheim zum Anpassen innerhalb von 3-4 Jahren. Die Hormonwirkungen waren der Wahnsinn. Jetzt ist es wieder deutlich ruhiger. Was hast du eigentlich für eine Versorgung? Pen? Pumpe? Insulin? Sensor?
Ich habe die Tandem tslim mit Sensor und Novorapid. Und das ist für mich der game changer gewesen. Seitdem werden die zuckertechnischen Anstrengungen auch mit guten Werten belohnt. Liebe Grüße Heike -
sveastine antwortete vor 1 Tag, 8 Stunden
@mayhe: Hi, ja ich bin in den Wechsel Jahren schon eine ganze Weile und nehme Hormone. Das ist denke ich ist der Hauptgrund der Schwankungen, aber das geht schon seit ca 3 Jahren so, was doof ist. Ich hab das gleiche System wie du tslim und Dexcom, trotzdem schwierig.aber für Bad Mergentheim lt. Diabetologe zu gut um die Genehmigung dafür zu bekommen 🤷🏻♀️
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mayhe antwortete vor 19 Stunden, 6 Minuten
@sveastine: Das ist ja witzig, das du dieselbe Versorgung hast. Also bist du da optimal versorgt. Jetzt verstehe ich deinen Frust. Nach den Behandlungen in Bad Mergentheim war es wenigstens eine Weile besser. Warst du schon mal in Reha wegen dem Zucker? Ist zwar nicht Bad Mergentheim, aber manche Rehakliniken machen das wohl echt gut. Du musst “nur” darauf achten, dass sie ein spezielles Angebot für Typ1er haben. Ich war 2019 in der Mediclin Klinik Stauffenberg, Durlach. Das war okay. Am wichtigsten fand ich den Austausch mit den Mitpatienten. Aber natürlich ist der Aufwand für dich bei 4 Kindern für 3 Wochen, sehr hoch. Und eine Garantie dafür das dann länger besser läuft gibt es nicht. Ich fand es aber immer wichtig, den zuckertechnischen Input und die Solidarität zu erfahren. Liebe Grüße Heike
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mayhe antwortete vor 19 Stunden, 5 Minuten
@mayhe: Nicht Durlach, sondern Durbach.
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stephanie-haack postete ein Update vor 1 Woche, 5 Tagen
Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂
Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
Ich bin dabei 🙂
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