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Wer Diabetes hat und wegen einer Operation ins Krankenhaus muss, sollte wissen, dass viele Krankenhäuser nicht darauf vorbereitet sind, vor und nach dem Eingriff sowie währenddessen mit dem Diabetes klarzukommen. Das ist erschreckend, wenn man weiß, was alles rund um eine Operation zu berücksichtigen ist. Der Artikel klärt auf und nennt wichtige Details.
Menschen mit Diabetes mellitus (Typ 1 und Typ 2) werden statistisch gesehen 2,4-mal häufiger ins Krankenhaus eingewiesen als Menschen ohne Diabetes. Mit zunehmendem Alter sind darüber hinaus weitere Erkrankungen häufiger. Da diese Erkrankungen häufig schwerwiegende Komplikationen mit sich bringen können, werden sie in der Regel mit Medikamenten behandelt, die während der Operation leider oft abgesetzt werden müssen.
Diabetiker liegen auch häufig – im Durchschnitt 30 Prozent – länger im Krankenhaus und haben ein höheres Risiko bei operativen Eingriffen. Das liegt vor allem an der Veränderung ihrer Stoffwechselkontrolle, speziell des Zuckerstoffwechsels. Zu Komplikationen kommt es durch stundenlanges oder tagelanges Fasten, Unterbrechungen oder inadäquate Anpassung der zuckersenkenden oder anderen Therapien sowie durch den zusätzlichen Stress der Operation und der Umstände selbst.
Vor allem die Unterzuckerung (Hypoglykämie) muss nach den Leitlinien der Deutschen Diabetes Gesellschaft unbedingt vermieden werden während eines operativen Eingriffs, daneben zum Beispiel auch eine Übersäuerung des Blutes (Ketoazidose) bei Typ-1-Diabetikern oder eine Stoffwechselentgleisung bei Typ-2-Diabetikern (hyperosmolares Koma).
Vor allem die Unterzuckerung verursacht bei Patienten mit Diabetes eine erhöhte “perioperative Morbidität” – das heißt, dass es im Rahmen der Operation häufiger zu Infektionen oder Problemen kommen kann, die den Krankenhausaufenthalt verlängern können. Sie sind auch für eine gesteigerte Sterblichkeit im Rahmen bestimmter Operationen bei Menschen mit Diabetes verantwortlich.
Wie in Fachkreisen moniert, wird in vielen Krankenhäusern immer noch die Betreuung von Menschen mit Diabetes rund um eine Operation unerfahrenen jungen Ärzten und Schwestern überlassen, die häufig wenige Kenntnisse über den Diabetes haben und die oft unter extremem Zeitdruck stehen. Es gibt Diabetes-Fachkliniken und auch Allgemeinkliniken, die das Zertifikat “Klinik für Diabetespatienten geeignet DDG” tragen: Sie können durch eine kontinuierliche Fortbildung der dort Tätigen gewährleisten, dass Patienten mit Diabetes immer adäquat und gut behandelt werden – auch wenn Mitarbeiter krank sind und auch in Urlaubszeiten.
Etwa 10 Prozent aller Patienten, die zu einer Operation eingewiesen werden, wissen nichts von ihrem Diabetes – sie haben womöglich Vorstadien (Prädiabetes). Um die Therapie von Patienten mit Diabetes oder Prädiabetes sicherer zu gestalten, bedarf es einer grundlegenden Vorbereitung des Krankenhausaufenthaltes. Besonders berücksichtigen sollte man, dass Diabetiker oft zusätzliche Medikamente einnehmen müssen: Blutgerinnungshemmer, Medikamente wegen Asthma oder Herzerkrankungen – und eben Tabletten oder/und Insulin wegen des Diabetes.
Hier deshalb wichtige Informationen zu häufig eingenommenen Medikamenten:
Die meisten Menschen mit Diabetes werden vor einer Operation und auch direkt danach mit Insulin behandelt, wobei diesbezüglich die bereits zu Hause praktizierten Insulinschemata verwendet werden sollten. Wird neu auf Insulin eingestellt, werden in der Regel kurzwirkende Insulinanaloga verwendet, da sie kürzer wirken und damit auch besser steuerbar sind als Humaninsuline. Während der Operation, insbesondere bei größeren Operationen, wird das Insulin über einen Perfusor (Infusions-Pumpe), also kontinuierlich, zugeführt.
Nach der Operation sollten Diabetestabletten erst wieder mit der nächsten Hauptmahlzeit eingenommen werden, wenn Sie wieder selbst essen können und das Essen wieder sicher vertragen. Eigene Insulinschemata sollten unmittelbar nach der Operation wieder verwendet und im weiteren Verlauf ggf. angepasst werden.
Wie Insulin dosieren? | ||
Untersuchungen, Operation unter 2 Stunden | längere Operationen | |
allgemeingültige Empfehlungen – aber immer vorher mit dem Arzt besprechen | übliche Ernährung und Behandlung bis 1 Tag vor der Operation; Diabetestabletten werden 1 bis 2 Tage vorher abgesetzt; Operations-/Untersuchungstag: Patient bleibt nüchtern | |
Mischinsulintherapie | morgens (vor der Operation) Hälfte der morgendlichen Mischinsulindosis | wird in der Regel unterbrochen und durch Glukose-Insulin-Infusion ersetzt |
ICT | Basalinsulin plus einen kleinen „Morgengupf“ Kurzzeitinsulin (10 Prozent der üblichen Gesamtinsulindosis an Kurzzeitinsulin) | |
Pumpentherapie | Basalrate unverändert fortführen; Korrekturen als Bolus mit Kurzzeitinsulin (human/analog) (wegen Stress evtl. höhere Dosen erforderlich) | wird in der Regel unterbrochen und durch Glukose-Insulin-Infusion ersetzt (wegen fehlender Kenntnisse der Insulinpumpentherapie) – könnte bei vorhandener Erfahrung mit der Insulinpumpentherapie orientierend an den aktuellen Blutzuckerwerten fortgesetzt werden (wäre die optimale Lösung) |
während der gesamten Operation und des Krankenhausaufenthaltes die Blutzucker- oder Gewebezuckerwerte regelmäßig kontrollieren |
Immer häufiger werden Menschen mit massivem Übergewicht und/oder Metabolischem Syndrom bzw. Typ-2-Diabetes zu einerbariatrischen Operation in die Klinik eingewiesen: Dabei wird bei Ihnen eine Magenverkleinerung(Roux-Y-Bypass) durchgeführt. Dies sollte nur in spezialisierten zertifizierten Zentren erfolgen – wegen der besonderen Risiken während und auch nach der Operation. Auch die Nachbetreuung, die eine Langzeitbetreuung darstellt, sollte nur durch ausgewiesene Spezialisten (besonders Diabetologen mit Zusatzausbildung und Erfahrung) erfolgen.
Immer mehr Menschen mit Diabetes werden im Krankenhaus stationär behandelt (Typ-1- und Typ-2-Diabetiker) – häufig aufgrund von Komplikationen wie einem diabetischen Fuß, aber auch wegen Herz-Bypass-Operationen, bei Arterienverschlüssen der Beine, zur Hüftgelenk-Operation oder auch bei bariatrischen Operationen bei massivem Übergewicht.
Wegen der möglichen akuten Stoffwechselentgleisungen mit oft drastischen Akut-, aber auch Langzeitfolgen, sollte die Operation gut geplant sein (z. B. frühzeitiges Gespräch mit dem Anästhesisten): Ist ein Diabetologe und anderes diabetologisch geschultes Personal da (z. B. eine Diabetesberaterin, nicht Diätassistentin)? Auch die Nachsorge sollte berücksichtigt werden.
Sprechen Sie rechtzeitig mit Ihrem Hausarzt/Diabetologen und evtl. auch Kardiologen, Orthopäden etc.
Autor:
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Erschienen in: Diabetes-Journal, 2018; 67 (6) Seite x-x
5 Minuten
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