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Diabetes-Warnhund und Sensor oder: „Doppelt hält besser?“
4 Minuten
Seit ungefähr drei Jahren lebt mein Diabetes-Warnhund (DWH) Daphne mit mir zusammen in Innsbruck und überwacht meinen Blutzucker. Ein Diabetikerwarnhund ist ein ausgebildeter Assistenzhund, der bei einem Diabetiker die gefährlichen Schwankungen des Blutzuckerspiegels riechen kann und darauf mit einem speziell antrainierten Verhalten reagiert. Das bedeutet, er warnt einen Diabetiker vor Unterzucker oder Überzucker.

Ist Diabetes-Warnhund Daphne jetzt arbeitslos?
Im Januar dieses Jahres habe ich nun auch den Sensor für meine Medtronic-Pumpe bewilligt bekommen. Nun stellt sich mir die Frage: Ist meine Daphne als Assistenzhund neben dem Sensor jetzt arbeitslos? Oder ist ein DWH zusammen mit einem Sensor überflüssig? Welche Vorteile bringt es, wenn ich neben dem Sensor zusätzlich noch einen DWH besitze?

Das Hauptargument für einen DWH ist sicher, dass man mit seinem Diabetes zusätzlich noch einen treuen und zuverlässigen Partner an der Seite hat. Meine Daphne überwacht mich trotz Sensors weiterhin. Sie riecht weiterhin, wenn mein Blutzucker die Tendenz hat zu fallen oder zu steigen. Dann reagiert sie mit Bellen oder gibt mir die Pfote und wird sofort mit ihrer Extra-Portion Dosenfutter belohnt. Denn das Riechen von Blutzuckerwerten ist weiterhin ihre Hauptaufgabe.
Daneben ist Daphne natürlich auch ein Tier. Sie zwingt mich (im positiven Sinne), bei jedem Wind und Wetter hinaus an die frische Luft zu gehen. Wir drehen täglich unsere 1- bis 2-stündigen Spazierrunden. Das tut meinem Körper und der Seele und damit auch meinem Diabetes sehr gut. Allerdings stresst es auch manchmal. Trotzdem möchte ich es nicht missen.
Zwei Überwacher bedeuten: mehr Stress
Was sind die Nachteile, wenn man gemeinsam mit DWH und Sensor arbeitet? Ein entscheidender Punkt ist sicher, dass ich im täglichen Leben nun noch mehr Aufmerksamkeit sowohl für den Sensor als auch für meinen DWH benötige. Es ist nicht zu verleugnen, dass zwei Überwacher für meinen Diabetes auch mehr Stress bedeuten.
Der Sensor benötigt nach meinen bisherigen Erfahrungen relativ wenig technischen Aufwand. Den Sensor kalibriere ich zwei Mal am Tag, d.h. ich messe nur zwei Mal täglich meinen Zucker blutig. Dass ich jetzt nicht permanent blutig messen muss, ist ein großer Vorteil des Sensors!
Auf der anderen Seite stresst mich der Sensor auf der psychologischen Seite etwas. Ich bin manchmal schon etwas „süchtig“, auf das Display meiner Pumpe zu schauen. Ich hole jetzt viel öfter meine Pumpe hervor und schaue mir immer wieder die Kurve vom Gewebezuckerverlauf an. Das macht mich innerlich etwas unruhig. Ob ich durch den Sensor mein Gefühl für meinen Blutzucker, d.h. für Unterzucker oder Überzucker, verloren habe, kann ich noch nicht sagen. Eines ist mir jedoch bewusst geworden – diese permanente Kontrolle stresst gewaltig!
Dagegen bringt mir mein DWH Daphne eine andere Art von Stress. Morgens muss ich eine halbe Stunde früher aus dem Bett, weil ich sie leider nicht mit in die Arbeit nehmen kann. Ich drehe dann mit ihr meine kleine Morgenrunde. Ich habe beruflich den großen Vorteil, dass ich nur bis Mittag arbeite. Im Anschluss an meine Arbeit hole ich zuerst Daphne und dann gehen wir gemeinsam meine Tochter aus dem Kindergarten abholen.

Mit (Diabetes-Warn-)Hund muss man gut vernetzt sein
Ein DWH ist ein ganz besonderer Hund, aber auch ein Lebewesen, das sehr viel Aufmerksamkeit braucht. Positiv ist die Routine, die mir Daphne bringt. Ich gehe regelmäßig mit ihr spazieren und erledige routiniert Fellpflege oder Zähneputzen. Die letzten Jahre habe ich mir für Daphne ein Netzwerk aufgebaut, das mir in speziellen Situationen unterstützend zur Seite steht. Leider kann man gemeinsam mit Hund eben doch viele Dinge nicht durchführen. Gemeinsam mit Kind ist sie schon manchmal ein Stressfaktor.
So verbringt Daphne ein bis zwei Mal die Woche einen Nachmittag bei einer befreundeten Familie und entlastet damit meinen Alltag etwas. Die Familie wurde natürlich im Vorfeld gut eingeschult. Daphne hat in dieser Zeit „Ferien“. In dieser „hundefreien“ Zeit unternehme ich mit meiner Tochter Aktivitäten, die mit Hund einfach unmöglich wären. Zum Beispiel ein Schwimmbadbesuch – denn leider dürfen Hunde nicht mit zu diesem Vergnügen.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Der Alltag zusammen mit Sensor und DWHs sollte gut organisiert sein. In manchen Situationen stresst mich sowohl der Sensor als auch der Hund. Jedoch möchte ich keinen von beiden missen. Wäre mir der Sensor schon vor meiner Daphne genehmigt worden, hätte ich mir wahrscheinlich keinen DWH gekauft. Heute bin ich jedoch trotzdem über die zusätzliche Spürnase und den sechsten Sinn von Daphne sehr glücklich und möchte keine missen.
- Wie Warnhund Daphne in die Familie kam, könnt ihr hier nachlesen.
- Und über Daphnes Ausbildung könnt ihr euch hier informieren.
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bloodychaos postete ein Update vor 2 Tagen, 17 Stunden
Hey, brauche Eure Hilfe. Habe den G7 genutzt. Als der über mehrere Monate (Frühjahr/Sommer 2025) massive Probleme (teils Abweichungen von 150 mg/dL, Messfaden schaute oben heraus) machte bin ich zum G6 zurückgegangen. Dessen Produktion wird nun eingestellt. Ich habe solche Panik, wieder den G7 zu nutzen. Habe absolut kein Vertrauen mehr in diesen Sensor. Aber mit meiner TSlim ist nur Dexcom kompatibel. Ich weiß nicht was ich machen soll, ich habe solche Angst.
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loredana postete ein Update vor 4 Tagen, 14 Stunden
Die Registrierung mit dem Geburtsjahr war echt sportlich. Wollte es schon fast wieder abbrechen.
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Mit “meinem” Omnipod 5 wird der Dexcom G7 Ende 2026 voraussichtlich der einzige verfügbare Sensor sein.
So richtig begeistert über die Einstellung des G6 bin ich auch nicht, auch wenn es absehbar war.
Ich habe einfach die Hoffnung, dass die Qualitätsprobleme beim G7 bis dahin ausgestanden sind.
Ich warte das Thema noch einige Monate ab.
Wenn ich Ende 2026 feststelle, dass die Kombination aus meiner Pumpe und dem CGM für mich nicht funktioniert, bin mir sicher, dass meine Diabetes-Ärztin und ich eine gute Lösung für mich finden.
Hier habe ich aufgeschnappt, dass für die t:slim wohl eine Anbindung des Libre 3 in der Mache ist:
https://insulinclub.de/index.php?thread/36852-t-slim-mit-libre-3-wann/
Leider steht keine überprüfbare Quelle dabei. 🤷♂️
Ein weiterer mir wichtiger Gedanke:
Angst und Panik sind in diesem Zusammenhang vermutlich keine hilfreichen Ratgeber. Hoffentlich schaffst Du es, dem Thema etwas gelassener zu begegnen.
(Das sagt der Richtige: Ich habe in meinem letzten DiaDoc-Termin auch die Hausaufgabe bekommen, mal zu schauen, was mir gut tut.)
@ole-t1: Hey Ole, ganz lieben Dank für Deine Nachricht. Die Produktion des G6 endet laut einem Artikel auf dieser Seite ja zum 1. Juli 2026. Wann der Libre3 mit der TSlim kompatibel sein wird weiß man ja noch nicht. An sich gefällt mir Dexcom auch besser als Libre und die erste Zeit lief der G7 ja auch super bei mir. Ich kann mir schwer vorstellen, dass der G7 von heute auf Morgen nicht mehr bei mir funktioniert? Es gab ja auch das Gerücht das Dexcom eine zeitlang Produktionsprobleme hatte, dass wäre ja eine Erklärung, aber da geht Dexcom natürlich auch nicht mit hausieren.
@bloodychaos: Moin, ich benutze den G 7 seit Dezember 2022 (vorher G 6). Seit Dezember 2024 in Kombination mit der t:slim X 2 Ja, es hat immer mal wieder einen Sensor gegeben, der nicht richtig funktioniert hat . Dann wurde ein neuer gesetzt, der Vorfall an Dexcom gemeldet und es gab dann wenige Tage später einen neuen Sensor.
Wie ole-t1 schon geschrieben hat, erst einmal die Ruhe bewahren und nicht in Panik verfallen. Alle auf dem Markt erhältlichen Sensoren haben Schwankungen in der Genauigkeit ihrer Angaben. Wichtig ist daher zu beurteilen, ob das, was der Sensor anzeigt, überhaupt sein kann.
Zum Beispiel durch blutiges Nachmessen (dabei bitte dran denken, dass der Gewebezucker, den die Sensoren messen, rd. 20-30 Minuten hinter dem Blutzucker hinterher hinkt).