Die Behandlung: immer individuell

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Die Behandlung: immer individuell

Wann sollte Testosteron zugeführt werden? Wenn jemand Symptome eines Mangels männlicher Sexualhormone hat und die in den Morgenstunden gemessene Gesamt­testosteron­konzentration im Blut unter einen bestimmten Wert abfällt – und parallel dazu das “Bindungsprotein” des Testosterons (SHBG) im Normbereich liegt.

In Deutschland gelten allgemein 12 nmol/l als dieser untere Grenzwert. Eine zwingende dauerhafte Behandlungspflicht besteht bei allen Gesamttestosteronkonzentrationen im Blut unter 8 nmol/l. Die Indikation für eine Testosteronbehandlung bei Werten zwischen 8 und 12 nmol/l richtet sich nach der Schwere der Symptome des Testosteronmangels (s. Abb. 1).

Generell gilt, dass nach einer Testosteronbehandlung von 3 Monaten immer überprüft werden muss, ob die Beschwerden geringer geworden sind – also eine Fortsetzung der Testosteronbehandlung sinnvoll ist.

Zuführung: Einreiben eines Gels auf die Haut …

Das Zuführen des Testosterons erfolgt über die Haut oder die Muskulatur. Das Ziel einer Testosteronsubstitution sollte immer darin bestehen, Testosteronkonzentrationen im Bereich oberhalb von 12 nmol/l wieder herzustellen. Gängige Praxis über die Haut ist das morgendliche Einreiben einer größeren Hautfläche mit einer definierten Testosteronmenge in Form eines Gels; diese Gele werden auf die Oberarme, die Schulter oder den Bauch aufgetragen und dort bis zum Eintrocknen etwa 5 Minuten belassen.

In dieser Zeit muss der Kontakt mit Frauen oder Kindern wegen der Gefahr der Übertragung vermieden werden. Wie erwähnt folgt die Testosteronausschüttung einer ausgeprägten Tagesrhythmik mit den höchsten Testosteronwerten zwischen 6 und 10 Uhr und den niedrigsten zwischen 17 und 21 Uhr. Dieser Rhythmik folgt die morgendliche Gabe der Testosterongele: Hierin ist ihr größter Vorteil zu sehen.

… oder eine Testosteron-Spritze in den Muskel

Für das intramuskuläre Verabreichen des Testosterons gibt es Präparate, die alle 2 bis 3 (Testosteronenanthat) oder nur alle 10 bis 14 Wochen (Testosteronundecanoat) gespritzt werden müssen. Am weitesten verbreitet ist heute die Gabe von Testosteronundecanoat: 6 Wochen nach der ersten Injektion dieses Präparates erfolgt die zweite und 12 Wochen später die dritte Injektion.

Wieder 12 Wochen später, unmittelbar vor der vierten Injektion, wird das Gesamttestosteron im Serum gemessen: Wenn der Wert zu hoch liegt, wird das Injektionsintervall auf mehr als 12 Wochen verlängert. Wenn der Wert niedrig ist, wird das Intervall bis auf 10 Wochen verkürzt. Danach ist eine Messung und Anpassung in der Regel erst nach einem Jahr erforderlich.

Testosteron-Behandlung: was beachtet werden muss

Vor jeder Testosteronbehandlung muss eine urologische Untersuchung erfolgen, da ein Prostatakarzinom derzeitig noch die einzige Gegenanzeige einer Testosteronbehandlung darstellt. Die halbjährliche Kontrolle der PSA-Werte im Serum ist unter einer laufenden Testosteronbehandlung bei Männern ab einem Alter von 45 Jahren unabdingbar.

Testosteron stimuliert die Bildung der roten Blutkörperchen. Also müssen bei einer Behandlung mit Testosteron halbjährlich das Hämoglobin, die Erythrozytenzahl und der Hämatokritwert kontrolliert werden: Sollte Letzterer über 55 Prozent ansteigen, kann ein Aderlass erforderlich sein. Hier ist ausreichend, das Gesamttestosteron, die Gonadotropine und auch das Bindungsprotein einmal im Jahr zu bestimmen.

Halbjährliche Kontrolluntersuchungen

Bei den halbjährlichen Kontrolluntersuchungen unserer Patienten mit einer Testosterontherapie fragen wir nach dem allgemeinen Wohlbefinden, der geistigen und körperlichen Aktivität, der Libido und ihrer sexuellen Aktivität. Bei der körperlichen Untersuchung achten wir auf Muskelmasse und Körperkraft. Bei dem Fettgewebe interessieren uns die Fettmasse und die Fettverteilung. Gezielt lassen wir uns auch die Applikationsstellen zeigen, um Rötungen, Entzündungen oder Veränderungen des lokalen Fettgewebes nicht zu übersehen.

Schwerpunkt Testosteronmangel

von Prof. Dr. med. Reinhard Zick
Medicover MVZ, Osnabrück,
E-Mail: der.chef@mac.com

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2018; 67 (7) Seite 24-25

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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    • darktear antwortete vor 2 Wochen

      Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 5 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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