Freispruch für Kuhmilchproteine in Babynahrung

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Freispruch für Kuhmilchproteine in Babynahrung

Kuhmilchfreie Babynahrung kann die Entwicklung von Typ-1-Diabetes bei Kindern mit erhöhtem Risiko für die Autoimmunerkrankung nicht verhindern. Dies ergab eine großangelegte Langzeit-Studie einer finnischen Forschergruppe.

Typ-1-Diabetes ist eine Autoimmunerkrankung, bei welcher das körpereigene Immunsystem die insulinproduzierenden Betazellen in der Bauchspeicheldrüse angreift. Bereits im frühen Kindesalter entwickeln sich Autoantikörper gegen körpereigene Strukturen. Familiäre Vorbelastung spielt eine Rolle, jedoch sind nicht alleine die Gene für den Ausbruch der Krankheit verantwortlich. Etwa 90 Prozent der Menschen mit Typ-1-Diabetes haben keine Verwandten, die ebenfalls betroffen sind.

Es wird seit langem untersucht, welchen Einfluss auf die Entwicklung eines Diabetes vom Typ-1 die Ernährung im frühen Säuglingsalter hat. Eine vieldiskutierte These ist, dass der frühe Kontakt mit Kuhmilch in der Babynahrung die Autoimmunreaktion auslösen könnte. Seit 2002 untersucht eine finnische Forschergruppe diesen Verdacht im Rahmen der TRGR-Studie (Trial to Reduce IDDM in the Genetically at Risk).

Babynahrung: hydrolysiert oder konventionell?

Babys, die einen erstgradigen Verwandten (Eltern oder Geschwister) mit Typ-1-Diabetes und ein gewisses genetisches Risiko hatten, konnten in die Studie aufgenommen werden. Nach dem Zufallsprinzip wurden die Säuglinge auf zwei Gruppen aufgeteilt, die sich in Hinblick auf die Folgenahrung nach dem Abstillen unterschieden. In beiden Gruppen wurden die Mütter ermutigt, so lange wie möglich zu stillen.

Danach erhielten alle Kinder Milchnahrung bis zum Ende des sechsten Monats, oder – falls sie bis dahin immer noch voll gestillt wurden – bis zum Ende des achten Monats.

  • Eine Gruppe erhielt eine stark hydrolysierte Babynahrung, die kein intaktes Kuhmilch-Protein mehr enthielt.
  • Die andere Gruppe erhielt konventionelle Milchnahrung auf Kuhmilch-Basis.
  • In die Auswertung gingen Daten von 2.159 Kindern ein, die bis zu einem Lebensalter von zehn Jahren beobachtet wurden.

Ergebnis: In der Gruppe der Kinder, die hydrolysierte Babynahrung erhielten, erkrankten 8,4 Prozent (91 von 1.078 Studienteilnehmern) an Typ-1-Diabetes. Ähnlich viele Kinder aus der zweiten Gruppe, die kuhmilchhaltige Babynahrung erhielt, entwickelten Typ-1-Diabetes: 7,6 Prozent (82 von 1.078 Kindern). Dass die Zahl hier geringfügig kleiner ist, deutet nicht auf einen signifikanten Unterschied hin, sondern ist statistisch gesehen zu vernachlässigen.

Auch in Hinblick auf Parameter wie Geschlecht, Stilldauer und Dauer der Einnahme der Milchnahrung waren die Gruppen vergleichbar. Die Kinder, bei welchen Typ-1-Diabetes ausbrach, waren im Median 6,0 bzw. 5,8 Jahre alt.

Keine Änderung der Ernährungsempfehlung

Die Studie, deren Ergebnisse im Januar im amerikanischen Fachmagazin JAMA veröffentlicht wurden, kann somit den Verdacht nicht erhärten, dass Kuhmilch-Proteine in der Babynahrung das Risiko für Typ-1-Diabetes erhöhen. Die Autoren sehen keine Notwendigkeit, die Ernährungsempfehlungen für Kinder mit erhöhtem Risiko für Typ-1 Diabetes zu überarbeiten.


Quelle: Diabetesinformationsdienst München

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 6 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 3 Wochen, 1 Tag

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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