- Behandlung
Früh erkennen: Wie geht es der Schilddrüse?
4 Minuten
Schilddrüsen-Erkrankungen sind in Deutschland häufig und unter Menschen mit Diabetes weit verbreitet. Wer daher jährlich seine Schilddrüse checken lässt, kann Probleme frühzeitig entdecken und ihnen entgegenwirken. Worauf es ankommt, erfahren Sie von Dr. Schmeisl.
Petra M. ist seit Wochen extrem müde und wurde von ihrer Freundin schon mehrfach darauf hingewiesen, dass sie während des Autofahrens fast eingeschlafen sei; sie fahre deshalb nicht mehr mit ihr mit. Zudem war Petra M. bereits nach wenigen Treppenstufen schlapp und hatte an Gewicht zugelegt, obwohl sie glaubhaft nicht mehr gegessen hatte.
Einige Wochen später, als sie nach dem Duschen und Haarewaschen auch noch massenhaft Haare verlor, suchte sie schließlich den Hausarzt auf, der sofort entsprechende Blutuntersuchungen veranlasste. Außerdem schickte er sie zu einem Ultraschall der Schilddrüse bei einem Facharzt für Endokrinologie. Nachdem die Diagnose einer “Hashimoto-Thyreoiditis” klar war, wurde sie mit Schilddrüsenhormonen behandelt und fühlte sich wenige Wochen danach schon wieder fast normal und fit – auch der Haarausfall ging zurück.
Die Schilddrüse ist normalerweise ein kleines, ungefähr 25 g schweres, schmetterlingsförmiges Organ. Sie liegt in der Halsregion vor der Luftröhre – dicht unterhalb des Schildknorpels. Die Schilddrüse besteht aus zwei Seitenlappen und einer Gewebsbrücke in der Mitte, dem Isthmus, wodurch die Seitenlappen miteinander verbunden sind.
- TRH: Thyreotropin-releasing Hormone (gebildet im Hypothalamus)
- TSH: Thyreoidea-stimulierendes Hormon (gebildet in der Hirnanhangdrüse)
- “heißer” Knoten: im Schilddrüsen-Szintigramm sehr stark speichernder Knoten (toxisches Adenom)
- “kalter” Knoten: im Schilddrüsen-Szintigramm nicht speichernder Knoten (Krebsverdacht)
Die Schilddrüse kann vom Arzt in der Regel nicht einmal getastet werden, weil sie so klein ist. Vergrößert sie sich, bezeichnet man sie als Struma. Früher, als noch Jodmangel herrschte und man diese Zusammenhänge noch nicht kannte, wurde sie manchmal so groß, dass sie den Patienten die Luftröhre abdrückte – das konnte schwierige Operationen im Hals nach sich ziehen.
Schilddrüsenknoten können ab etwa einem Durchmesser von 1 bis 2 cm getastet werden. In den Follikeln der Schilddrüse werden die Schilddrüsenhormone produziert und als kleine Tröpfchen gespeichert. Zwischen den einzelnen Follikeln, in denen das Schilddrüsenhormon gespeichert wird, sind C-Zellen, die das Hormon Kalzitonin produzieren, das u. a. den Kalzium-Stoffwechsel reguliert.
Schilddrüsenerkrankungen sind in Deutschland häufig: Meist spricht man von einer Über- oder Unterfunktion, von einer vergrößerten Schilddrüse und von kalten oder warmen Knoten. Ähnlich wie beim Typ-1-Diabetes die Bauchspeicheldrüse kann die Schilddrüse Ziel einer Fehlsteuerung des Immunsystems werden mit Zerstörung des Schilddrüsengewebes durch Immunzellen (Autoimmunerkrankung). Diese Erkrankung ist bekannt als Hashimoto-Thyreoiditis, die schließlich zu einer Unterfunktion der Schilddrüse führt.
- erhöhen den Grundumsatz des Körpers, indem die Herzarbeit sowie die Temperatur und der Abbau von Fetten und Glykogen gesteigert werden
- fördern das Wachstum und die Gehirnreife – deshalb wird unmittelbar nach der Geburt bei jedem Neugeborenen die Schilddrüsenfunktion getestet (Bestimmung des TSH basal)
- Aktivitätszunahme des Nervensystems (bei zu hoher Konzentration Übererregbarkeit von Muskelreflexen)
Unterfunktion: häufiger bei Diabetes
Menschen mit Typ-1-Diabetes erkranken 5-mal häufiger an einer Hashimoto-Thyreoiditis; Frauen mit Typ-2-Diabetes haben vor allem in der Zeit nach den Wechseljahren ein erhöhtes Risiko dafür. Für Diabetiker wichtig ist darüber hinaus, dass eine Unterfunktion der Schilddrüse die Insulinempfindlichkeit der Zellen erhöht; das bedeutet, dass Zucker besser aus dem Blut in die Zellen geschleust werden kann.
Wenn aber Zucker in die Zellen geschleust wird, vermindert sich der Gehalt im Blut – und es kann zu Unterzuckerungen kommen. Diabetiker, die mit Insulin oder blutzuckersenkenden Tabletten behandelt werden und die unklare Unterzuckerungen haben, sollten auch immer an eine Störung der Schilddrüsenfunktion denken. Wichtig in diesem Zusammenhang: Die meisten Stoffwechselfunktionen beim Menschen werden durch die Schilddrüsenhormone T3 und T4 sowie durch das bekannteste Stoffwechselhormon Insulin gesteuert
Schilddrüse und ihre Hormone
Die Schilddrüse bildet die beiden Hormone Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3). Beide werden aus Aminosäuren durch Anlagern von Jod gebildet. Das Thyroxin enthält 4 Jod-Atome, das Trijodthyronin 3 Jod-Atome. Das Thyroxin ist biologisch weniger wirksam als das Trijodthyronin, dafür aber in 10-fach höherer Konzentration vorhanden, wobei nach der Absonderung aus der Schilddrüse ein Großteil von T4 in T3 umgewandelt wird.
Die Schilddrüsenhormon-Produktion unterliegt einem ausgeklügelten Regelkreis: Im Gehirn produziert der Hypothalamus den Botenstoff TRH und die Hypophyse (Hirnanhangdrüse) TSH – als unmittelbare Reaktion auf den Anstieg oder Abfall der Konzentration der Schilddrüsenhormone im Blut. Die wichtigsten Krankheitszustände sind die Schilddrüsenüber- (Hyperthyreose) und -unterfunktion (Hypothyreose).
Eine häufige Ursache einer Überfunktion ist ein gutartiger Tumor der Schilddrüse (Adenom), dessen Hormonproduktion nicht mehr der Kontrolle der Hirnanhangdrüse unterliegt (heißer Knoten), oder auch eine Immunerkrankung (Immunhyperthyreose, Morbus Basedow).
So erkennen Sie rechtzeitig eine Schilddrüsenerkrankung
Es gibt ein erhebliches Zusammenwirken von Diabetes und Schilddrüsenerkrankungen – dies ist oft nicht bekannt. Deshalb sollte die Funktion der Schilddrüse bei Diabetikern mindestens einmal pro Jahr kontrolliert werden. Durch eine Unterfunktion kommt es bei Diabetikern zu einer gesteigerten Insulinempfindlichkeit, wodurch Unterzuckerungen auftreten können und der tägliche Insulinbedarf sinkt. Außerdem sind die Beweglichkeit des Magen-Darm-Traktes und die Zuckeraufnahme im Darm reduziert.
Umgekehrt ist bei mehr als der Hälfte der Patienten mit unbehandelter Schilddrüsenüberfunktion die Glukosetoleranz, also die Verarbeitung von Zucker, gestört; bei vielen besteht ein Diabetes mellitus. Bei der Hyperthyreose ist die Insulinempfindlichkeit sehr stark verringert. Es wird aus dem Darm vermehrt Zucker ins Blut aufgenommen, zugleich wird vermehrt Glukagon freigesetzt. Zudem ist die Auflösung von Glykogenspeichern in der Leber verstärkt – ein massiver Zuckeranstieg bis hin zum diabetischen Koma ist möglich.
- erniedrigter Grundumsatz
- Gewichtszunahme
- höhere Kälteempfindlichkeit
- niedrige Herzfrequenz (Bradykardie)
- Verstopfung (Obstipation)
- geistige Verlangsamung und starke Müdigkeit mit erhöhtem Schlafbedürfni
- steigige Hautveränderungen (Myxödem)
- heisere, tiefere Stimme
- trockene und schuppende Haut
- Verlust der sexuellen Lust und der Potenz
- Menstruationsunregelmäßigkeiten
Symptome bei Schilddrüsenüberfunktion
- erhöhter Grundumsatz
- Gewichtsabnahme
- Erhöhung der Körpertemperatur
- Steigerung der Herzarbeit mit beschleunigter Herzfrequenz (Puls in Ruhe > 100 Schläge/Minute) (Tachykardie)
- ggf. Durchfall (Diarrhoe)
- innere Unruhe, psychische Instabilität
Fazit
Bei Menschen mit Diabetes sollten möglichst einmal im Jahr die Schilddrüsenhormone T3 und T4 und der TSH-Basalwert untersucht werden und ggf. eine Ultraschall-Untersuchung stattfinden, da eine Schilddrüsenerkrankung manchmal extrem negative Folgen für die Blutzuckereinstellung haben kann.
Autor:
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Erschienen in: Diabetes-Journal, 2018; 67 (1) Seite 30-32
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche, 3 Tagen
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 5 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 2 Wochen, 1 Tag
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 4 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 6 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 2 Wochen, 1 Tag
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 1 Woche, 2 Tagen
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig