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Viele Männer mit Erektionsstörungen (“erektile Dysfunktion”, kurz ED) glauben: “Gegen meine ED ist kein Kraut gewachsen; Sex ist für immer passé.” Die Folgen können dramatisch sein: Sprachlosigkeit in der Beziehung, Vermeidung von Zärtlichkeiten, Rückzug von Freunden, Verlust von Leistungsfähigkeit und Lebensfreude. Aber: Die Resignation ist meist unbegründet! Wir sagen, wie Betroffene eine befriedigende Lösung finden können.
“Vor der Therapie steht die Diagnostik”: Dieser ärztliche Grundsatz gilt auch für die ED, denn die ED kann ein erstes Symptom einer gefährlichen Krankheit sein – wie eine Herzkrankheit, eine Hormonstörung oder eine psychische Störung. Bei Diabetikern kann auch ein stummer Herzinfarkt hinter der ED stecken. Die Diagnostik soll solche Krankheiten aufdecken, die dann natürlich auch behandelt werden müssen.
Der Arzt wird zunächst in einem ausführlichen Gespräch (Anamnese) folgende Fragen klären:
Die Anamnese liefert wichtige Hinweise darauf, ob die Ursachen hauptsächlich organisch oder psychisch sind und welche weitere Diagnostik erforderlich ist. Danach folgt eine körperliche Untersuchung. Schließlich werden im Labor mindestens folgende Blutwerte bestimmt: Blutzucker (Nüchternglukose), Gesamt-, LDL- und HDL-Cholesterin, Triglyzeride, Testosteron.
Studien haben gezeigt, dass viele Männer mit ED auch von Änderungen ihrer Lebensgewohnheiten profitieren. Wichtig sind: regelmäßige körperliche Aktivitäten, ausgewogene Ernährung, Verzicht auf Nikotin, Abbau von Übergewicht und Stress. Es ist kein Zufall, dass diese Empfehlungen auch für die Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen gelten.
Eine gute Erektion kann nur dann entstehen, wenn genügend Blut in die Schwellkörper fließt. Wenn die zum Penis führenden Blutgefäße z. B. eine starke Verkalkung (Arteriosklerose) aufweisen, dann zeigt sich das auch in einer schwachen Erektion. Deshalb gilt: Was gut für die Gefäße ist, ist auch gut für die Erektion.
Viele Medikamente können eine ED auslösen oder verstärken. Wenn es Anhaltspunkte dafür gibt, dann kann oft eine Dosisreduzierung oder ein Wechsel zu einem anderen Medikament Abhilfe schaffen.
Viele Männer mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen und ihre Partnerinnen befürchten, dass Medikamente gefährlich sind, ja, sogar einen Herzinfarkt auslösen können; gemeint ist die Wirkstoffgruppe der PDE-5-Hemmer, sprich die Medikamente Cialis, Levitra, Spedra und Viagra. Viagra und Co. kämen deshalb für sie nicht in Frage.
Diese Bedenken wurden inzwischen durch viele Studien ausgeräumt. Fast jeder Herz-Patient, der beim Sex keine Beschwerden hat, kann auch PDE-5-Hemmer nehmen. Fragen Sie Ihren Kardiologen, ob PDE-5-Hemmer für Sie in Frage kommen.
Die PDE-5-Hemmer wirken nur unter folgenden Voraussetzungen:
Für eine optimale Wirkung ist es wichtig, die folgenden Punkte zu beachten:
Studien haben gezeigt, dass allein durch Beachtung dieser Regeln bis zu 60 Prozent der Non-Responder (Patienten, bei denen eine Therapie versagt) doch noch eine befriedigende Erektion erreichen konnten. Wenn Sie auch bei Beachtung dieser Regeln keine ausreichende Erektion bekommen, dann besteht aber trotzdem noch Hoffnung.
Reden Sie mit Ihrem Arzt über die folgenden Vorschläge:
Bei 20 bis 30 Prozent der Männer mit ED wirken die PDE-5-Hemmer definitiv nicht.
Nächste Seite: Weitere Therapiemaßnahmen: Schwellkörper-Autoinjektions-Therapie (SKAT), Vakuumpumpe und Schwellkörper-Implantat.
Mit einer sehr dünnen Kanüle spritzt hier der Betroffene selbst ein Medikament in den Schwellkörper; die in der Regel verschriebenen Medikamente Caverject und Viridal mit dem Wirkstoff Alprostadil sind sehr teuer. Der Wechsel zu billigeren Wirkstoffen kann viel Geld sparen. Es sind allerdings keine Fertigprodukte mit anderen Wirkstoffen auf dem Markt.
Alprostadil verursacht bei vielen Männern ein unangenehmes Druckgefühl oder sogar starke Schmerzen im Penis. Deshalb wird oft nach wenigen Versuchen die Behandlung mit SKAT abgebrochen. Bevor man jedoch diese sehr wirksame Methode aufgibt, empfiehlt es sich, folgende Möglichkeiten auszuprobieren:
Die Vakuumpumpe ist ein nebenwirkungsarmes und wirksames Hilfsmittel. Allerdings sind oft etliche Versuche notwendig, bis man den Dreh heraushat. Man darf also nicht gleich nach den ersten unbefriedigenden Versuchen aufgeben. Eine wertvolle Hilfe ist eine DVD, auf der die korrekte Anwendung zu sehen ist (liegt vielen Pumpen bei). Achten Sie dabei besonders auf das gleichzeitige Entfernen der Pumpe und das Abstreifen des Penisrings auf die Peniswurzel. Weitere Tipps zur Anwendung:
Heute werden fast nur noch hydraulische Implantate verwendet. In die beiden oben liegenden Schwellkörper wird jeweils ein Kunststoffzylinder implantiert. Mit einer im Hodensack liegenden Pumpe wird Flüssigkeit aus einem Reservoir in die Zylinder gepumpt, eine Erektion entsteht. Durch Betätigen eines Ventils an der Pumpe kann die Flüssigkeit wieder in das Reservoir zurückfließen, der Penis wird schlaff. Die Operation kann nicht mehr rückgängig gemacht werden. Deshalb sollten Implantate nur dann eingesetzt werden, wenn alle anderen Mittel versagen oder aus anderen Gründen nicht in Frage kommen.
Sexualität lebt auch von Abwechslung – deshalb ein Tipp zum Schluss: Auch ohne Erektion ist ein für beide Partner befriedigender Sex möglich; zärtliche Massage, Streicheln, gegenseitige Masturbation, Oralverkehr und auch ein schlaffer Penis kann zärtlich und lustvoll eingesetzt werden. Auch ohne Erektion können beide Partner einen Orgasmus erleben!
Autor Günther Steinmetz (71) wurde 1997 nach einer radikalen Prostata-Operation impotent. Da er sich mit anderen betroffenen Männern austauschen wollte, gründete er 1998 die erste deutsche Selbsthilfegruppe für Erektionsstörungen. Außerdem startete er den inzwischen wohl umfangreichsten deutschsprachigen Internetauftritt zu männlichen Sexualstörungen www.impotenz-selbsthilfe.de.
Das blieb nicht ohne Folgen: Die Gruppe wurde bis heute von mehr als 6.000 rat- und hilfesuchenden Männern und Frauen per E-Mail und Telefon kontaktiert. Seit 2002 ist Günther Steinmetz im Ruhestand und widmet sich voll der Öffentlichkeitsarbeit (Ausbau und Aktualisierung des Internetauftritts; Mitarbeit bei Beiträgen zum Thema Erektionsstörung in Fernsehen, Rundfunk und Zeitschriften; Vorträge zum Thema Erektionsstörung) und der Beantwortung von Telefonanrufen und Mails an die Gruppe.
Eine erweiterte Version dieses Artikels mit einem Literaturverzeichnis finden Sie unter www.impotenz-selbsthilfe.de
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2014; 63 (7) Seite 40-43
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