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Der Sparzwang im Gesundheitswesen macht auch vor der Diabetes-Klinik, in der Dr. Hans Langer arbeitet, keinen Halt. Dies erschwert vor allem dann eine bestmögliche Therapie, wenn am Personal gespart wird. Doch trotzdem will unser Kolumnist nicht jammern, sondern sieht dies als Herausforderung.
Bei der letzten Mitarbeiterversammlung in unserer Diabetes-Klinik hielt unser Verwaltungschef einen Vortrag über sein Lieblingsthema, nämlich: “Wo kann ich am besten Kosten sparen?” Dass wir Kosten sparen müssen, ist keine Frage. Leider steigen im Gesundheitswesen die Ausgaben stärker als die Einnahmen.
Die meisten Krankenhäuser in Deutschland sind bedauerlicherweise defizitär. Bei den wenigen erfolgreichen Krankenhäusern wird gespart, wo es nur geht: beim Einkauf, bei der Medikamentenauswahl, bei den Lebensmitteln – und da, wo es am meisten bringt: nämlich am Personal.
Jeder fragt sich natürlich, ob man noch weiter am Personal sparen kann – die Arbeit, die gemacht werden muss, wird ja nicht weniger, sondern eher mehr. Patienten werden kränker und damit auch aufwändiger in Bezug auf Therapie und Pflege. Mit weniger Personal muss man effektiver arbeiten; es gibt dafür natürlich Hilfsmittel wie Computerprogramme und Assistenzpersonal, das den Pflegeprofis oder den Ärzten zur Hand geht. Aber jeder Personalabbau führt auch zu Arbeitsverdichtung und damit zu einer höheren, persönlichen Belastung.
Vor kurzem sagte ein Patient zu mir: “Ach, Herr Dr. Langer, wie war es doch vor 15 Jahren so schön, da saßen die Ärzte noch auf meinem Bett und ich konnte mich mit ihnen ein wenig über meinen Schrebergarten unterhalten.” Heute undenkbar: 1. darf man sich aus hygienischen Gründen nicht mehr aufs Bett setzen, 2. fehlt die Zeit dafür.
Dennoch sollen sich unsere Patienten gut aufgehoben fühlen. Und es war noch nie eine Lösung, bei Problemen zu jammern und zu klagen. Vielmehr muss ich jetzt als Oberarzt der Klinik alles daran setzen, dass meine Kollegen auch mit weniger Zeit den Patienten das Gefühl vermitteln, dass wir sie kennen und dass wir ihre Probleme verstanden haben. Die Therapie muss weiterhin korrekt und effektiv sein. Das ist natürlich anstrengend, aber auch eine Herausforderung.
Trotz all der Widrigkeiten der Zeit habe ich großes Verständnis für unseren Verwaltungsleiter, denn die Situation kann er nicht beeinflussen. Was Kliniken verdienen, wird ihnen vorgeschrieben. Und mit dem vorgegebenen Geldbetrag am Ende eine perfekte Therapie zu generieren, das ist unser aller Aufgabe. Das ist auch das Schöne an der Klinik, dass wir ein Miteinander haben, uns gut verstehen, auch über die verschiedenen Arbeitsbereiche hinweg – selbst wenn es manchmal schwierig ist.
von Dr. Hans Langer
Kirchheim-Verlag, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz,
Tel.: (06131) 9 60 70 0, Fax: (06131) 9 60 70 90,
E-mail: redaktion@diabetes-journal.de
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2017; 66 (5) Seite 82
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